Tänzer performen im U-Bahn-Tunnel

Bei Fiktiva verschwimmen Realität und Fiktion. Das Festival für Medienkunst soll im kommenden Jahr fortgesetzt werden.

Foto: MZ

Es wird eng im Tunnel des U-Bahnhofs Tonhalle/Ehrenhof. Die Tänzer der Voguing-Performance haben einen Korridor gebildet. Inmitten gehen sie nacheinander auf und ab. Dabei bewegen sie sich wie bei einer Modenschau. Nicht nur die laute Musik zieht Passanten an, die Tänzer motivieren die umstehenden Neugierigen mitzumachen. Sie klatschen und schnipsen. Das Schnipsen sei ein bekanntes Symbol des Voguing-Tanz, den die Gruppe hier imitiert. Der Tanz entstand aus der homosexuellen Kultur im New York der 1980er-Jahre.

Immer wieder schlängeln sich Passanten durch die Zuschauermenge, um zur Bahn zu gelangen. Der Tanz ist Teil des Medienkunstfestivals Fikitva. Zum ersten Mal lädt die viertägige Veranstaltung, die von Donnerstag bis Sonntag ging, internationale Künstler nach Düsseldorf ein. Die haben Musik-, Tanz- und Videoperformances mitgebracht. Außerdem werden Filme gezeigt.

Touren führen durch die Düsseldorfer Altstadt, wo die verschiedenen Performances vorgeführt werden. Dabei fließen Realität und Fiktion ineinander. Die Performance der französischen Gruppe Dialogarythm um den Künstler Yves Leblanc etwa bietet eine abstrakte Show im Café des NRW Forums. Drei Tänzerinnen bewegen sich dort zu Klängen der Musiker, die gemischt sind mit Synthesizern und Trommeln.

Der Tanz wird gefilmt und an die Backsteinwand des Cafés projiziert. Das Video wird dabei live von Yves Leblanc und seinen Kollegen übermalt, dadurch sind teilweise nur noch blaue, rote und weiße Silhouetten der Tänzerinnen zu sehen.

Der Spaziergang durch den Hofgarten wird begleitet von den Tänzern des Fakers Clubs. Sie hüpfen durch die Büsche, klettern am Spielplatz. Zwei Frauen fahren mit dem Fahrrad umher, klingeln und suchen ihren Weg durch die Zuschauer. Spielerisch integrieren die Künstler dabei ihre Umgebung und die Passanten des Parks. Eine beeindruckende Klanginstallation bietet Cellist Daniel Brandl. Ungewöhnliche Töne holt er aus seinem Instrument heraus, das er samt angeschlossenem Laptop in der Kunstakademie aufgebaut hat.

Jazz und Elemente der Klassik verschwimmen hierbei mit Elektronik zu einem eigenen, überzeugenden Sound. Dabei nimmt der Musiker live einen Teil des Stücks auf, der dann digital wiederholt wird. Dadurch erklingen mehrere Cellos. Die Düsseldorfer Gastronomie wird in diesem faszinierenden Festival ebenfalls einbezogen. Die Kellner im Kreuzherreneck in der Altstadt verteilen erst einmal Altbier, als sich die Zuschauer hineinschieben.

Hier sitzen bereits einige Gäste. Neben der Braukunst wird eine weitere Performance vorgeführt: Eine kleine automatische Orgel an der Wand spielt ein paar fröhliche Lieder. Die Gläser werden geleert und weiter geht’s.