Rheinmarathon: Wind, Wellen und Hustenbonbons

Rudernd über den Rhein: 167 Mannschaften stellten sich in diesem Jahr der Herausforderung.

Foto: Melanie Zanin

43 Kilometer rudernd über den Rhein: Der Rheinmarathon, bei dem in diesem Jahr 167 Mannschaften aus ganz Europa gemeldet waren, gilt als Qual. An dessen Ende überwiegt aber der Stolz den Schmerz. Es ist ein Tag, an dem Schirme zu Kampfinstrumenten werden. Bei gut zehn Grad weht eine steife Brise und es regnet kräftig vom grauen Himmel. Als kurz vor Mittag die ersten Ruderboote in Düsseldorf-Hamm auftauchen, haben die Sportler in gut zweieinhalb Stunden knapp 43 Kilometer zurück gelegt.

Die Wettkampfbedingungen sind in jedem Jahr anders. Heute sind sie eine große Herausforderung: Regen, Wind, Strömungen, Wellen und Schiffsverkehr setzen den Ruderern ordentlich zu. Bei einigen Booten sieht es aus, als kämen sie kaum von der Stelle. Und zu guter Letzt müssen die Sportler ihre gut 80 Kilo schweren Boote auch noch eine steile Böschung hinauf schieben. Aber das Motto heute lautet heute: „Der Schmerz geht und der Stolz kommt“.

So auch bei den Barnesbridge Ladies aus London. Der große Kraftakt ist ihnen anzumerken, während sie sich bei einer Brotzeit von den Strapazen erholen. „Es war total anstrengend“, gibt Steuerfrau Jacky, noch etwas außer Atem, unumwunden zu. Mit das Härteste sei der Schmerz im Gesäß gewesen. „Das fing so ab der halben Strecke an“, sagt die Sportlerin. Als absolutes Hoch empfanden die Ladies die letzte Passage.

„Wir sind von keinem Boot überholt worden!“, freuen sich die fünf Sportlerinnen, die mit ihrem Dig-Doppelvierer für den Ruderverein (RGV) große Freie Lehrte/Sehnte, bei Hannover, am Start waren. Die Damen, im vergangenen Jahr schnellstes Frauenboot, sind zwischen 40 bis 61 Jahre alt. Cornelia Kampmann zum härtesten Moment der Regatta: „Nach etwa 30 Kilometern kam eine Kurve, wo der Wind von vorne kam und die Wellen sich aufgeschaukelt haben“, „...und mein Gesäß anfing, weh zu tun“, ergänzt eine der anderen Sportlerinnen lachend. Zum Glück hatte eine von ihnen die Idee mit den Lammfell-Bezügen auf den Sitzen.

Eine Granate war auch Ronja (16), die Steuerfrau. „Die hat uns lauthals angeschrien: Gemeinsam, kommt. Los, schieben!“, erzählen die Frauen. Alle fünf Kilometer habe sie ein Hustenbonbon eingeworfen. Als absolutes Hoch empfanden die Sportlerinnen den Endspurt, der noch nie so wie diesmal gewesen sei. „Nur ein Boot hat uns überholt,“ jubeln sie. Und: „Wir haben sämtliche Boote und Strömungen gut genommen.“ Als Herausforderungen nennt Steuerfrau Ronja Kampmann (16): „Der Wind und dass man aus der Strömung getrieben wurde.“ Das Hoch-Gefühl beim Überholen anderer Boote zählte hingegen zu ihren persönlichen Highlights.

Auch die Sportlerinnen vom KcfW Köln sind in Hochstimmung: „Wir waren super motiviert und haben viele Boote überholt“, sagt Bugfrau Klaudia Plaschke strahlend. Die Damen sind guter Hoffnung, ihre persönliche Rekordzeit von zwei Stunden und 28 Minuten überboten zu haben. Dennoch: „Es war mega anstrengend, da wir extrem schlechte Bedingungen hatten“, räumt Klaudia Plaschke ein. Es gab viel Gegenwind und hohe Wellen. „Einmal sind wir an einem Fährschiff nur knapp vorbei“, so Plaschke.

Als „mittelschwer“ stuft hingegen Schlagmann Klaus Schuy (69) vom Limburger Club für Wassersport die Regatta ein. „Wir sind ruhiger losgefahren, haben uns zum Schluss gesteigert und ein Tief gab es bei uns nicht“, räumt der drahtige Senior ein. „Wir mussten ganz schön puckeln“, verrät Gert Engels (74) vom RTHC Leverkusen ein und ergänzt: „Die Ausflugsdampfer nehmen keine Rücksicht.“ Zu den Highlights gehörte Rückenwind, was aber selten der Fall gewesen sei. Stolz wie Oskar ist auch der Düsseldorfer Wilhelm Berneke (68). Der Schwimmer stieß erst vor einem Jahr zu den „Jungs“ vom RTHC Leverkusen.