Pariser Olympia-Bewerbung entzweit politische Freunde
Paris (dpa) - Die heftige Diskussion um Sinn und Zweck einer Bewerbung der „Lichterstadt“ für die Olympischen Spiele 2024 entzweit in wirtschaftlich komplizierten Zeiten die Politik der Grande Nation.
Frankreichs Staatschef Francois Hollande ist dafür, aber die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo bremst energisch. Die Austragung einer solchen Veranstaltung würde der Nation einen „Moment der Leidenschaft“ bescheren und „viele neue Jobs“ bringen, sagte Hollande im Fernsehen. Bei dem Versuch, die Spiele nach genau 100 Jahren wieder in die Hauptstadt zu bringen, würde Frankreich wahrscheinlich in Konkurrenz zu Deutschland treten, das mit Hamburg oder Berlin kandidieren will.
Die Antwort von Hidalgo, die sich schon zuvor als Olympia-Skeptikerin geoutet hatte, ließ nicht lange auf sich warten. Eine Entscheidung über eine Kandidatur werde erst im Januar getroffen, entgegnete sie am Freitag. Auf einer Pressekonferenz fügte die 55-Jährige in Richtung ihres sozialistischen Parteikollegen resolut an: „Ich möchte sagen, dass nichts und niemand mich dazu bringen wird, am Zeitplan und an der Methode der Bewerbung etwas zu ändern“.
Im Januar will das Nationale Olympische Komitee (CNOSF) der Politik eine Projektstudie über Machbarkeit und Chancen einer Bewerbung präsentieren. „Anhand dieser Vorschläge werden wir klarer sehen und mit Sachkenntnis entscheiden können“, sagte die Bürgermeisterin. Heute habe man diese Kenntnisse nicht, „und ich bin gegen voreilige Entscheidungen, die auf Emotionen basieren“, betonte Hidalgo.
Die in Cádiz in Südspanien geborene Politikerin, erst seit Mai im Amt, hatte zuvor gesagt, dass sich eine eventuelle Kandidatur von Paris auf drei Säulen stützen müsse: „Transparenz, ökonomische Entwicklung und Umweltschutz“. Frankreich sei in den vergangenen Jahren mit drei Bewerbungen für Sommerspiele (2004 mit Lille) sowie 2008 und 2012 (mit Paris) gescheitert, erinnerte sie. „Träume zu haben, ist gut. Sie zu verwirklichen noch besser.“
Aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten Frankreichs soll der Staat keinen Cent zur Finanzierung einer eventuellen Bewerbung beisteuern. Neben Crowdfunding - geplant ist unter anderem ein großer Fernseh-Spendenmarathon - setzt man auf den privaten Wirtschaftssektor, um die auf 80 Millionen Euro geschätzten Kosten zu decken. „Wir wollen alle Energien nutzen“, sagte diese Woche CNOSF-Chef Denis Masseglia.
Probleme bereitet zudem die Tatsache, dass sich Paris auch um die Ausrichtung der Weltausstellung 2025 bewerben will. Der frühere Ministerpräsident François Fillon, ein Konservativer, nutzte am Freitag die Diskussion, um seinem politischen Rivalen Hollande eins auszuwischen: „Die Spiele und die Expo fast im selben Jahr, das ist Ausdruck der mangelnden Wirklichkeitsnähe des Präsidenten.“
Das Ringe-Spektakel im Winter fand letztmals 1992 auf französischem Boden in Albertville statt, auf Sommerspiele wartet man seit 1924. Im Rennen um 2024 könnten neben einer deutschen Stadt auch Boston, San Francisco, Los Angeles, Washington, Mailand oder Rom namhafte Rivalen sein. Die Kandidaten werden im nächsten September feststehen. Zwei Jahre später, am 15. September 2017, will das Internationale Olympische Komitee (IOC) den Zuschlag erteilen.