Sotschi kämpft mit Hotelpannen und Baupfusch

Sotschi (dpa) - Auch nach dem Start der Wettkämpfe reißen die Klagen über Baupfusch in und um die Hotels der Olympiaregion nicht ab.

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Braunes oder fast gar kein Wasser aus der Dusche, verstopfte oder falsch eingebaute Abflussrohre, herumhängende Kabel, Lichtschalter an den unmöglichsten Stellen und Lampen ohne Glühbirnen und Fernseher, die keine Sender anzeigen - das sind nur einige von vielen Problemen für Gäste bei Sotschi 2014. Umständliche oder gar keine Fußwege, Zebrastreifen, die auf matschigen Beeten enden und jede Menge Bauschutt - die Liste der Klagen ist lang.

Für Aufsehen am Rande der Wettkämpfe sorgt etwa der US-Bobfahrer Johnny Quinn, der bei Twitter erst darüber berichtete, wie er nicht mehr aus seinem Zimmer kam, weil die Tür klemmte und er sich durchrammen musste. Zuletzt blieb er auch im Fahrstuhl stecken - Erfahrungen, die viele machen, ob Touristen, Gäste oder Athleten. Darum drehen sich viele Gespräche in Bussen und beim Essen an den Olympia-Stätten.

Als Visitenkarte für ein „modernes Russland“ hatte der Chef des Organisationskomitees, Dmitri Tschernyschenko, das neue Sotschi bezeichnet. Olympia soll die Aufmerksamkeit der Weltreisenden darauf lenken, dass es im Kaukasus nun einen vollwertigen Wintersportort gibt. Bisher ist Sotschi im postsowjetischen Raum vor allem als Sommerferienidyll an der Schwarzmeerküste bekannt.

Mit Hotels und Wintersportanlagen in den schneereichen Kaukasusbergen will die Region nicht nur etablierten Alpenregionen Touristen abwerben, sondern auch anderen aufstrebenden Schwarzmeerressorts zum Beispiel in Georgien oder Bulgarien. Viele Bewohner in Sotschi meinen, dass die Reichen und Mächtigen hier in sieben Jahren schnell etwas hochgezogen hätten mit Billigarbeitskräften und Baumaterial minderer Qualität.

„Die Investoren haben hier ihr Geld verdient, kassieren kräftig bei Olympia. Aber danach wird alles zerfallen, weil sie ein neues Spielzeug finden“, meint der Ladenangestellte Kostja im Zentrum von Sotschi. „Aber natürlich hofft jeder, dass Sotschi aufblüht.“

Dass es aufwärtsgeht und Sotschi sogar einen Touristenboom wie zu Sowjetzeiten erleben könnte, davon sind einige überzeugt. Sie halten Warnungen für übertrieben, dass westliche Touristen kaum bereit sein dürften, sich hier für Preise deutlich über dem Alpen-Durchschnitt und bei einer Servicekultur oft noch wie im Kommunismus zu erholen.

„Der Kurort Sotschi bietet ja nicht nur Sonne, sondern auch saubere Luft und Mineralquellen - ich kann mir gar nicht vorstellen, dass hier jemand so viel investiert hat, ohne jetzt weiter verdienen zu wollen“, sagt die Souvenirverkäuferin Natalja an der Strandpromenade in Sotschi. Die Behörden haben angekündigt, Hotelbetreibern Steueranreize zu geben, damit sich die Preise in Grenzen halten.

Dabei haben sogar die reichen Industriebosse, die Putin zur Finanzierung der 37,5 Milliarden Euro teuren Spiele mit verpflichtet hatte, Zweifel an der Zukunft des Ferienortes mit nun mehr als 40 000 Zimmern. Sie verlangten neue finanzielle Zugeständnisse des Staates.

Doch Kremlchef Wladimir Putin enttäuschte nun Erwartungen, dass der siebenjährige Geldfluss aus Moskau noch eine Weile nicht versiegt. Es gebe keine neue staatliche Finanzspritze, stellte er bei einem Treffen mit dem gesellschaftlichen Rat für die Organisation von Sotschi 2014 klar. „Bei aller Liebe zu Sotschi - jetzt muss sich die Stadt mit anderen Mitteln entwickeln“, sagte Putin. Es sei jetzt Aufgabe findiger Manager, die Objekte weiter zu entwickeln.