Vor DOSB-Empfehlung: Olympia-Votum der Verbände geheim
Frankfurt/Main (dpa) - Berlin oder Hamburg? Auch nach dem Treffen des DOSB-Präsidiums mit den olympischen Spitzensportverbänden war im Casting „Deutschland sucht den Olympia-Bewerber“ noch kein Sieger auszumachen.
Zwar gaben die Verbände am Sonntagabend ein Votum für ihren Favoriten ab, doch das Ergebnis blieb bei Ruder-Boss Siegfried Kaidel, der es in einem geschlossenen Umschlag aus einem Frankfurter Hotel trug. „Was beschlossen wurde, ist ein Geheimnis bis zur Präsidiumssitzung am Montag“, verkündete DOSB-Boss Alfons Hörmann.
Selbst Kaidel als Sprecher der 34 Verbände, von denen 32 einen Vertreter an den Main entsandt hatten, tappte noch im Dunkeln. Immerhin mutmaßte er nach einer teilweise kontroversen Diskussion: „Ich glaube nicht, dass es ein einhelliges Votum gegeben hat.“
Eine Tendenz, wen das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) an diesem Montag als Bewerber empfehlen wird, war also nicht erkennbar. Hörmann ließ sich auch nach der Präsentation von Berlin und Hamburg am Sonntag nicht in die Karten schauen. „Beide sind sehr authentisch aufgetreten. Es war wohltuend zu sehen, dass keiner versucht hat, irgendwelche Verpackungen zu verkaufen, sondern die Stärken herausgearbeitet wurden“, lobte er.
Unabhängig vom Votum der Spitzensportverbände stellte der DOSB-Chef klar: „Es bleibt dabei, dass am Ende das Präsidium beschließt.“ Querschüsse vor der Wahl am 21. März in der Frankfurter Paulskirche erwartet er nicht. „Alle Verbände haben ihre Bereitschaft versichert, den Bewerber zu unterstützen. Da waren wir im Vorfeld skeptischer, als wir hätten sein müssen“, erklärte Hörmann. Auch Kaidel kann sich kein Szenario vorstellen, das die Kür des Olympia-Bewerbers stören könnte. „Wenn die Entscheidung getroffen ist, stehen wir alle voll dahinter“, versicherte er.
Somit schauen die beiden Kandidaten am Montag mit Spannung nach Frankfurt. In Hamburg wird auf einer großen Olympia-Party in der O2 World live mitgefiebert, wenn Hörmann gegen 19.00 Uhr das Ergebnis bekanntgibt. In Berlin sind keine Aktivitäten geplant - außer von den Olympia-Gegnern. Das spiegelt ein wenig die Stimmungslage in beiden Metropolen wider: An Elbe und Alster votierten jüngst 64 Prozent für Sommerspiele, an der Spree waren es nur 55 Prozent.
Dennoch sind die Umfragewerte nur ein kleiner Teil im großen Puzzle, das der DOSB zusammensetzen muss. Die Unterstützung der Bürger Hamburgs beziehungsweise Berlins sei „sicher ein ganz wichtiger Punkt“, betonte Hörmann. Dies sei aber nicht das allein entscheidende Merkmal. Es gelte, „noch einmal alle Aspekte abzuwägen und ein stimmiges Gesamtkonzept umzusetzen“, sagte er und fügte hinzu: „Oberstes Ziel ist es, die Spiele nach Deutschland zu holen. In welche Stadt ist wichtig, aber sekundär.“
Darin ist sich der Präsident der Dachorganisation des deutschen Sports mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière einig. Der rief in einem Interview der Tageszeitung „Die Welt“ (Samstag) vehement dazu auf, sich an die Seite des deutschen Bewerbers zu stellen. „Ich werde die Entscheidung, welche Stadt es auch immer wird, voll unterstützen. Mir liegt daran, dass wir nach dieser Entscheidung zu einer inneren Haltung übergehen, die besagt: Hier bewirbt sich eine Stadt — für Deutschland“, sagte de Maizière.
Alle Beteiligten wissen, dass in dieser Woche erst ein Etappenziel erreicht wird. Bis zur Abgabe der Bewerbung beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC), die spätestens am 15. September erfolgen muss, wartet viel Arbeit auf die Olympia-Macher. Es muss nicht nur ein Konzept her, mit dem man gegen starke internationale Konkurrenten wie Boston oder Rom bestehen kann, sondern mit dem zuvorderst auch die heimische Bevölkerung von dem Großprojekt überzeugt wird.
„Ich finde, dass wir Deutsche glänzend darin sind, immer Gegenargumente zu finden. Mit der Bewerbung um Olympische Sommerspiele können wir beweisen, dass wir auch zum Gegenteil in der Lage sind. Wenn ein Projekt kosten- und zeitgerecht gut zu planen und hinzubekommen ist, dann sollten wir diese Chance nutzen“, appellierte de Maizière. Man müsse Bedenken ernst nehmen, dürfe sich durch diese aber nicht ersticken lassen. „Schlechte Beispiele haben wir genug. Lasst uns doch mal ein gutes Beispiel setzen!“, forderte der CDU-Politiker.