Spaniens magischer Anführer: Auf Augenhöhe mit US-Stars
Madrid (dpa) - Bloß kein Gedanken an die US-Stars. Das von allen erwartete Finalduell der Supermächte soll für Gastgeber Spanien bei der Basketball-WM ja noch keine Rolle spielen.
Zum Start der K.o.-Runde gehen sich die beiden Topfavoriten auch räumlich aus dem Weg: 22 Jahre nach dem Dream Team kehren die USA für ihr Achtelfinale gegen Mexiko nach Barcelona zurück - wirklich traumhaften Offensivwirbel zeigt beim Weltturnier bislang aber vor allem der Gastgeber. Mit dem Selbstbewusstsein aus fünf makellosen Vorrunden-Auftritten treffen die Iberer im Finalort Madrid auf Senegal und wollen sich noch nicht mit dem Titelverteidiger beschäftigen. „Sie spielen sehr gut, aber dürfen nicht über Spiele in der Zukunft denken“, erklärte Aufbauspieler Ricky Rubio über die USA.
Vor allem der Point Guard der Minnesota Timberwolves sorgte beim erneut ungefährdeten 89:73 gegen Serbien zum Vorrundenabschluss für unzählige Highlights des Weltmeisters von 2006. „Ein magischer Ricky“, schwärmte die Sportzeitung „Marca“.
Ob Rubio mit seinem atemberaubenden Pässen, Serge Ibaka mit beinharter Defensive oder Altstar Pau Gasol im Duett mit seinem Bruder Marc unter den Körben - die komplette Generation steht rechtzeitig zum Heimturnier im Zenit ihres Könnens. „Wir haben so viele Mittel und gute Spieler, dass je nach Partie und Augenblick ein anderer von ihnen herausragen wird“, erklärte der 34 Jahre alte Pau Gasol, der sich vergangene Saison bei den Los Angeles Lakers mit Verletzungen herumplagte und so ausgeruht bei der WM auftrumpft. „Die Vielseitigkeit, die Klasse auf der Bank und die Erfahrung sind unsere Waffen.“
Noch habe er sich nicht mit diesen Qualitäten beschäftigt, beteuerte US-Coach Mike Krzyzewski, der beim legendären Auftritt von Michael Jordan & Co. bei Olympia 1992 schon als Assistent in Barcelona dabei war. „Weil man möglicherweise nie gegen diese Teams spielt“, sagte der 67-Jährige über das Ausblenden der US-Partien, äußerte aber trotzdem großen Respekt. „Wir sind keine Fans, wir sind Trainer, aber wenn wir Fans wären, würde ich mir jedes Spiel von ihnen angucken.“ Spanien gewann seine Partien in der deutlich schwereren Gruppe im Schnitt mit mehr als 25 Punkten Vorsprung, die US-Stars waren sogar jeweils um mehr als 33 Zähler besser.
Dennoch versprüht der Titelverteidiger ohne die verletzten oder müden Superstars Kevin Durant, LeBron James, oder Carmelo Anthony noch nicht die große Faszination wie bei vergangenen Turnieren. Die Türkei hielt ihre Partie gegen die Amerikaner sogar drei Viertel lang offen - bevor sich die US-Stars dank ihrer Klasse dennoch klar mit 98:77 durchsetzten. „Sie haben aber eine tolle Einstellung, eine beneidenswerte physische Stärke und groß gewachsene Spieler, die unsere Center stoppen sollen“, lobte Spaniens Trainer Juan Antonio Orenga, konnte sich ein kleines Sticheln aber nicht verkneifen: „Sie haben bislang sehr wenig zusammen gespielt, ihnen fehlt deshalb noch das Mannschaftsgefühl.“