Comeback Ironman-Weltmeister Jan Frodeno meldet sich zurück
Buschhütten · Er ist besser drauf als zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr. Und das heißt was! Jan Frodeno wird am Sonntag seinen ersten Triathlon seit rund acht Monate bestreiten. An ein Karriereende denkt er nicht.
Aufgeben? Keine Alternative. Aufhören? Erst recht nicht. Jan Frodeno ist zurück. 245 Tage nach seinem bis dato letzten Rennen feiert der zweimalige Ironman-Weltmeister sein Comeback. „Am Streckenrand zu stehen, tut mehr weh als auf der Strecke unterwegs zu sein“, sagte Frodeno in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. Motivationsprobleme Fehlanzeige: „Solange das noch der Fall ist, werde ich auch weiterhin Vollgas geben.“
Frodeno startet am Sonntag (14.30 Uhr) beim Frühjahrs-Klassiker der Kurzstreckenszene im südwestfälischen Buschhütten. Zurück zu den Anfängen: 2008 wurde Frodeno Olympiasieger über die fast identische Distanz. Seit fast sechs Jahren hat er aber kein Rennen mehr darüber bestritten.
„Ich habe es bislang auch noch nicht so richtig vermisst. Ich wollte aber einfach etwas Unangenehmes suchen zu diesem Zeitpunkt in der Saison, an dem ich noch einmal an der Intensität schrauben und aus meiner Komfortzone raus muss“, erklärte Frodeno. Ein Wettkampf mit einem Kilometer Schwimmen, 40 Kilometern Radfahren und 10 Kilometern Laufen ist für einen Langdistanz-Triathleten in etwa so, als müsste ein Marathon-Läufer über 800 Meter ran.
Vor einem Jahr musste sich der mittlerweile ebenfalls zweimalige Ironman-Weltmeister Patrick Lange in Buschhütten mit Platz drei zufrieden geben. Der 32 Jahre alte Darmstädter steigt in diesem Jahr eine Woche später als Frodeno in die Triathlon-Rennsaison ein, Lange startet über die Ironman-Halbdistanz (1,9 - 90 - 21,1) in Vietnam. Der dritte aktive deutsche Ironman-Weltmeister, Sebastian Kienle (34) aus Mühlacker, absolviert an diesem Samstag über dieselbe Distanz in St. Goerge im US-Bundesstaat Utah seinen Saisoneinstieg.
Am 30. Juni kommt es in Frankfurt bei der Ironman-EM zum ersten Showdown der deutschen Superstars, die seit 2014 die WM-Titel auf Hawaii unter sich ausmachen: Kienle 2014, Frodeno 2015 und 2016 sowie Lange 2017 und 2018. Im Oktober auf Hawaii wollen die Kumpels Kienle und Frodeno Titelverteidiger Lange herausfordern. Im vergangenen Jahr musste Kienle verletzungsbedingt aufgeben, Frodeno konnte verletzungsbedingt erst gar nicht antreten.
Eine Stressfraktur in der Hüfte zwang Frodeno zur Pause, nachdem er die Weltmeisterschaft über die Halb-Ironman-Distanz in beeindruckender Weise gewonnnen hatte. Die WM über die volle Distanz von 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen verfolgte Frodeno als Zuschauer und TV-Experte vor Ort. Seine Erkenntnis: „Ich habe dann für mich auf Hawaii gemerkt, dass ich definitiv noch nicht bereit bin aufzugeben oder aufzuhören. Einfach, weil das Feuer brennt.“
Seit Januar kann der zweifache Familienvater seine normalen Trainingsumfänge wieder absolvieren. Probleme, sich zu motivieren, hat er nicht. „Ich habe einfach versucht, als besserer Athlet da wieder rauszukommen. Dadurch, dass ich keine Angst mehr habe, dass die Karriere irgendwann mal vorbei sein wird, kann ich es mir zumindest mental eigentlich auch relativ gemütlich gehen lassen“, erklärte er. „Ich kann damit vielleicht sogar bessere Ergebnisse erzielen, als wenn ich verkrampft versuche, mir ein Datum zu setzen und sage, bis dahin muss es klappen oder alles ist vorbei.“
Er sei aktuell sogar besser drauf als zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr, meinte Frodeno. Dabei sollte man im Hinterkopf haben: Im vergangenen Jahr gewann er jedes Rennen, bei dem er antrat. Diesen Fortschritt zu sehen, motiviere ihn extrem, erklärte Frodeno. „Ich will mir den Luxus gönnen, über meine Karriere zu entscheiden, wenn der Moment nicht mehr so ist und es hakt und stockt. Deswegen suche ich auch Herausforderungen wie diese jetzt am Wochenende auf der kurzen Distanz.“