Der Sommer ist da — bleibt er auch?

Gladbachs Torhüter Yann Sommer ist im Trainingslager am Tegernsee eingetroffen. Die Spekulationen um einen möglichen Wechsel wollen nicht verstummen.

Foto: dpa

Rottach-Egern. Am späten Mittwoch Abend traf Yann Sommer im Team-Hotel von Borussia Mönchengladbach in Rottach-Egern am Tegernsee ein, schon einen Tag später setzte er sich zu den mitgereisten Medien-Vertretern. Es war dem Torwart ein Bedürfnis, zu viel waren ihm nach seinen hervorragenden WM-Leistungen für die Schweiz die Meldungen über einen Vereins-Wechsel geworden. „Haken wir dieses Thema schnell ab. Das sind alles Gerüchte und Spekulationen. Es gibt nichts, worüber zu sprechen ist. Stand jetzt werde ich Gladbacher bleiben“, erklärte Sommer.

Stand jetzt. Diese Floskel gehört bei Transferspekulationen mittlerweile zum Sprachgebrauch wie das Matterhorn zur Schweiz. Sie muss dazugehören, sonst werden den Spielern im Spannungsfeld zwischen Clubverantwortlichen, Spielerberatern und Medien ihre Treue-Bekundungen nach einem zuvor dementierten Wechsel um die Ohren gehauen. Sie muss allerdings auch nicht überinterpretiert werden. Stand jetzt: Ist der Markt für Yann Sommer in der Tat eher zu. Stand morgen: Könnte das Torhüter-Karussell wieder Fahrt aufnehmen.

Die genannten Interessanten FC Barcelona und Arsenal London ergeben wenig Sinn. In Barcelona gilt Marc-André ter Stegen als unumstritten, Arsenal hat gerade erst für 25 Millionen Euro Bernd Leno von Bayer Leverkusen geholt. Der FC Liverpool hat sich die Dienste des Brasilianers Alisson schon ohne zuzügliche Bonuszahlungen schlappe 62,5 Millionen Euro kosten lassen und der FC Paris St. Germain die Ikone Gianluigi Buffon verpflichtet. „Ich glaube nicht, dass es der Anspruch von Yann Sommer ist, irgendwo Ersatztorwart zu sein“, sagte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl.

Doch noch ist nicht der 31. August — und das Transfer-Fenster damit weiter offen. So will Real Madrid unbedingt einen neuen Schlussmann holen. Kandidat dafür war bisher der Belgier Thibaut Courtois von Chelsea London, der gerade erst zum besten Torwart der WM gekürt worden war. Seit gestern gilt aber Frankreichs Weltmeister Hugo Lloris von den Tottenham Hotspur als Favorit. Ein englischer Spitzenverein bräuchte also einen neuen Torhüter. Der könnte zwar auch Jan Oblak heißen und wäre ein slowenischer Nationaltorwart, dann aber wäre Champions-League-Teilnehmer Atletico Madrid auf der Suche. Auf höchstem Niveau gerät eben alles in Bewegung, wenn man einen Stein rausnimmt.

Davon unbeirrt hat Yann Sommer im Trainingslager seinen Dienst bei der „Fohlenelf“ wieder aufgenommen und man nimmt es dem 29-Jährigen aus der Nähe von Lausanne ehrlich ab, dass er sich voll auf Borussia konzentriert. „Ich möchte noch mehr Verantwortung übernehmen und zur Führungsperson werden. Mein Anspruch ist es, der Mannschaft mit konstant guten Leistungen das Gefühl zu geben, Spiele gewinnen zu können. Wir wollen einfach wieder eine bessere Borussia sein.“

Dass Sommer nach einer durchwachsenen Hinrunde in der Rückrunde neben seinem guten Stellungsspiel und den fußballerischen Qualitäten an Souveränität und Ausstrahlung gewonnen sowie überragende Reflexe gezeigt hat, brachte ihm beim Fachmagazin „kicker“ den ersten Platz der Bundesliga-Rangliste. „Das hat mich sehr gefreut“, sagte Sommer.

Gladbachs Sportdirektor Max Eberl eher weniger, denn noch hängt die Gefahr eines unmoralischen Angebotes wie ein Damoklesschwert über der Borussia. Zwar müssten es schon mindestens 30 Millionen Euro sein, die die potenziell Interessierten auszugeben bereit sein sollten. Doch diese Summe ist in England und Spanien so klein wie mancher Fisch im Tegernsee.