Ruf nach Konsequenzen Doping-Ermittler McLaren frustriert vom Anti-Doping-Kampf

Berlin (dpa) - Der unabhängige Ermittler Richard McLaren verliert die Geduld im weltweiten Kampf gegen Doping im Sport. McLaren hatte Berichte über systematischen und staatlich gedeckten Betrug in Russland vorgelegt.

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Nun gab er am 26. April vor dem Sportausschuss des Deutschen Bundestages Auskunft über seine Erkenntnisse und nutzte die Gelegenheit, seinem Unmut Luft zu machen. „Ich werde zunehmend frustrierter über das, was derzeit passiert“, sagte McLaren und forderte, es müssten endlich Konsequenzen aus den im Juli und Dezember 2016 vorgelegten Berichten gezogen werden. Er hoffe da auch auf die deutsche Politik.

McLaren hatte Beweise präsentiert, dass Russland von 2011 bis 2015 dieses Betrugssystem aufgezogen hatte. Mehr als 1000 russische Sportler sind nach diesen Erkenntnissen verwickelt. Angesichts erdrückender Indizien im zweiten Teil droht Russland ein kompletter Ausschluss von den Olympischen Winterspielen 2018 im südkoreanischen Pyeongchang.

Im Sportausschuss kamen in der Anhörung auch Vertreter des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), der WADA, der deutschen Anti-Doping-Agentur NADA, des Deutschen Olympischen Sportbundes DOSB sowie der Journalist Hajo Seppelt zu Wort. Seppelt hatte für die ARD zuerst über die russischen Doping-Praktiken berichtet.

Der Ausschuss hatte von russischer Seite unter anderen Alexander Schukow, den Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees, sowie den Botschafter in Deutschland, Wladimir Grinin, eingeladen. Es wurde nach Angaben der Ausschussvorsitzenden Dagmar Freitag (SPD) ein Mitarbeiter geschickt.

IOC-Generaldirektor Christophe de Kepper zeigte sich beim Thema Strafen für Russland mit Blick auf die Spiele 2018 zurückhaltend. Derzeit arbeiteten zwei IOC-Kommissionen auf Grundlage des McLaren-Berichts weiter, sagte de Kepper. „Die vorliegenden Beweise müssen gerichtsfest sein. Wir müssen warten, was die Schlussfolgerungen sind.“ Nur auf dieser Basis könnten Sanktionen verhängt worden. „Dann werden wir unsere Verantwortung übernehmen.“

Vor allem die ausgezeichneten Ergebnisse russischer Sportler bei den heimischen Winterspielen 2014 überprüft das IOC. So werden die in Sotschi gesammelten Doping- und Urinproben der Russen erneut untersucht.

Eine Warnung an das IOC, vor den Winterspielen in Südkorea erneut die Verantwortung zu delegieren, kam von DOSB-Präsident Alfons Hörmann. Sollten sich die Beweise weiter erhärten, müsse das IOC eine grundlegende Entscheidung treffen.

Vor den Sommerspielen in Rio de Janeiro hatte das IOC die Überprüfung russischer Athleten an die internationalen Sportverbände verwiesen, sich aber die letzte Entscheidung über einen Start vorbehalten. Überprüft wurde unter hohem Zeitdruck und mit von Verband zu Verband unterschiedlichen Standards. Der erste McLaren-Report war nur dreieinhalb Wochen vor den Rio-Spielen veröffentlicht worden.

„Für uns war es unvorstellbar, in welcher Mannschaftsstärke Russland in Rio angetreten ist“, beklagte Hörmann. „Pyeongchang darf in wenigen Monaten nicht ein zweites Rio werden.“ Einig waren sich alle, dass die Welt-Anti-Doping-Agentur gestärkt muss. Seppelt sagte: „Die WADA muss im wahrsten Sinne des Wortes die Doping-Polizei sein.“