Dopingvorwürfe im Schwimmsport: Erst Russland, nun China

London (dpa) - Vier Monate vor den Olympischen Spielen in Rio stellen neue Schlagzeilen über Doping den Schwimmsport in ein schlechtes Licht.

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Nach den Enthüllungen über einen gigantischen Dopingskandal im russischen Schwimmen berichtete die britische Zeitung „The Times“ nun über vertuschte Proben in China. Chinas Anti-Doping-Agentur bestätigte darauf gar sechs positive Dopingtests bei chinesischen Schwimmern. Drei der sechs Proben sollen den verbotenen Wirkstoff Clenbuterol enthalten. Drei weitere positive Tests seit Jahresbeginn würden noch weiter untersucht.

Nach Angaben der Zeitung soll es um fünf Tests im Vorfeld der Olympia-Ausscheidung im nächsten Monat gegangen sein. Anonyme Quellen aus dem Verband hätten sich an die „Times“ gewandt und erklärt, dass die Ergebnisse verheimlicht werden sollten, um Unruhe vor der nahenden Olympia-Qualifikation zu vermeiden. Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA prüft die von der „Times“ zur Verfügung gestellten Informationen, um dann die nächsten Schritte einzuleiten. Mit dem Weltschwimmverband FINA sei man in Kontakt, hieß es in einer Wada-Mitteilung.

Zhao Jian, stellvertretender Direktor der chinesischen Anti-Doping-Agentur, betonte, dass China niemals positive Dopingtests verschleiert habe. Es habe keine Vertuschung gegeben, entgegnete er mit Blick auf den Bericht. Namen der positiv getesteten Sportler wurden nicht genannt. Die WADA sei über alle positiven Tests informiert, teilte die chinesische Behörde laut einem Bericht der Nachrichtenagentur AP mit.

Der Wirkstoff Clenbuterol unterstützt den Aufbau von Muskeln. Immer wieder haben Sportler Clenbuterol verbotenerweise als Dopingmittel benutzt. Clenbuterol stand in Deutschland zudem mehrmals im Mittelpunkt von Tiermast-Skandalen.

Der chinesische Schwimmsport wird seit langem kritisch beobachtet. Vor zwei Jahrzehnten waren Dutzende Schwimmer aus dem Reich der Mitte bei Doping-Kontrollen aufgeflogen. Danach spielte China einige Jahre keine große Rolle mehr im internationalen Schwimmsport, um dann umso eindrucksvoller zurückzukommen. Chinas Olympiasieger Sun Yang, ein Konkurrent von Paul Biedermann, wurde ebenfalls schon aus dem Verkehr gezogen. Dank einer verkürzten Sperre durfte Sun Yang bei der Schwimm-WM im vergangenen Sommer starten.

Die „Times“ hatte am Mittwoch berichtet, dass es Beweise für eine „organisierte Drogenkultur“ im russischen Schwimmsport in den vergangenen zehn Jahren gebe. Zuvor hatte ein Doping-Skandal in der Leichtathletik des Landes den Sport erschüttert. Sergej Portugalow, Chefmediziner der seit vier Monaten suspendierten russischen Leichtathleten, soll auch den Schwimmern leistungssteigernde Mittel verabreicht haben.

Der Weltverband FINA rief die Zeitung auf, neue Erkenntnisse zur Verfügung zu stellen, damit bei Bedarf unverzüglich Ermittlungen eingeleitet werden könnten. Der Verband habe zwar keine Kenntnis von systematischem Doping, führe angesichts jüngster Erkenntnisse aber besonders viele Kontrollen dort durch.

Noch vor Russland waren 2015 China, Australien und die USA die am häufigsten getesteten Nationen. Im Februar dieses Jahres weist die FINA-Statistik 38 Doping-Tests russischer Athleten aus - so viele wie bei keiner anderen Nation. Zum Vergleich: Sieben deutsche, 17 chinesische und 21 US-Athleten wurden vergangenen Monat getestet - meist im Training, da im Februar nur wenige internationale Wettkämpfe stattfanden.