Drei Fragen an...DSV-Sportdirektor Örjan Madsen
"Wenn es um die Medaillenvergabe geht, werden nur wenige deutsche Athleten ein Wörtchen mitreden."
Düsseldorf. Als Örjan Madsen vor gut zwei Jahren seinen Job als Sportdirektor des Deutschen Schwimmverbandes (DSV) antrat, war der Jubel groß. Der Norweger sollte die deutschen Schwimmer in die Weltklasse zurückführen. Geblieben ist nur der Wille. Achim Muth sprach mit Madsen.
Herr Madsen, das Ziel bei Ihrem Amtsantritt war es mitzuhelfen, dass das deutsche Schwimm-Team erstmals seit 1992 wieder Einzel-Gold bei Olympia holen kann. Wie schätzen Sie die Chancen dafür ein?
Örjan Madsen: Was in den vergangenen sechs bis acht Monaten im internationalen Schwimmsport passiert ist, war nicht weniger als eine kleine Revolution. Mehr als 50 Weltrekorde gab es bereits in diesem Jahr. Wenn es um die Medaillenvergabe geht, werden nur wenige deutsche Athleten ein Wörtchen mitreden. Das ist keine Tiefstapelei, sondern eine realistische Einschätzung.
Ihre Arbeit im Deutschen-Schwimm-Verband haben Sie überschrieben mit dem "Projekt Weltklasse". Warum konnten die Deutschen in dieser von Ihnen angesprochenen, internationalen Entwicklung nicht mithalten?
Madsen: Ob man zur absoluten Weltspitze gehört oder eben nicht, dafür können Nuancen ausschlaggebend sein, aber natürlich gibt es Gründe. Wir müssen uns fragen lassen, warum in einem Land mit einer solchen Schwimm-Tradition, mit exzellenten Rahmenbedingungen und 80 Millionen Einwohnern nicht mehr Erfolge da sind.
Wir hinterfragen da natürlich auch uns. Weltklasse in breiter Ebene ist aber kein Ergebnis eines mittelfristigen Projektes, sondern erfordert harte und gute Arbeit über viele Jahre, auch und vor allem im Nachwuchsbereich. Der Grundstein wird bei den Athleten im Alter zwischen zehn und zwölf Jahren gelegt.
Wer könnte in Peking für das erhoffte Gold sorgen?
Madsen: Wenn wir uns die Weltranglisten ansehen, dann stellen wir fest, dass Britta Steffen sehr weit vorne ist. Helge Meeuw ebenfalls. Danach wird es schon sehr dünn. Im Freiwasser haben wir noch mit Thomas Lurz einen großen Favoriten.