Hannover 96: Dieter Hecking verspricht europäischen Fußball
Hannover 96 wächst kontinuierlich und hat sich ansehnlich verstärkt.
Düsseldorf. Hannover 96 hat sich in der oberen Tabellenhälfte etabliert. Und schlechter dürften die Niedersachsen nicht geworden sein.
Wo kommen sie her? Die erste Liga war lange nicht selbstverständlich, vielen gilt der Klub von der Leine noch immer als graue Maus. Doch seit dem Aufstieg 2002 hat sich 96 stetig entwickelt und ist vor allem dank des starken Mannes im Verein, Präsident Martin Kind, geprägt von neuem Selbstbewusstsein. Der größte Triumph liegt 54 Jahre zurück. 1954 wurde 96 gegen Kaiserslautern durch einen 5:1-Sieg Deutscher Meister.
Wo wollen sie hin? In einem Akt nicht erwarteter Kühnheit hat Trainer Hecking den Anhängern nach dem letzten Saisonspiel für die kommende Saison den Uefa-Cup-Platz versprochen. Das würde er heute nicht mehr wiederholen, aber den Ehrgeiz hat der fünffache Familienvater allemal.
Den Traum von Europa hat Hannover schon in den vergangenen zwei Jahren geträumt, am Ende der Saison relativierte sich aber jedes Zwischenhoch. Präses Kind hat Heckings Aussage dann auch in bester Unternehmer-Diktion relativiert: "Unter den bestehenden Wettbewerbszenarien müssen wir mit Platz sieben bis zehn zufrieden sein."
Das liebe Geld. Hannover ist nicht reich, aber dem Klub geht es immer ein bisschen besser, weil gut gewirtschaftet wird. Zuletzt hat das für 96 akquirierende Unternehmen Sportfive den Versicherungs-Konzern Gerling als starken Partner hinzugewonnen.
Laut Kind wird man in diesem Jahr das erste Mal über 50 Millionen Euro Umsatz machen, die Spitzenklubs liegen allerdings im 100-Millionen-Bereich. Um mehr Geld zur Verfügung zu haben, ist und bleibt Kind Vorreiter, die 50+1-Regel zu kippen. Regionale Investoren hätte der Hörgeräte-Unternehmer in diesem Fall zur Hand.
Wer hat das Sagen? Im sportlichen Bereich allein Dieter Hecking. Mit ihm und Manager Christian Hochstätter hat Kind endlich das Duo gefunden, das eine von Sachverstand getragene Einheit bildet. "Mit den beiden habe ich erstmals zwei Verantwortliche, die meiner Philosophie entsprechen und die Spielregeln kennen", sagt Kind. Hecking kündigt die harte Welle an: "Ich begründe keinem, warum er nicht spielt."
Der Typ, auf den Sie achten sollten. Mikael Forssell hat der Liga und seinem Ex-Klub Borussia Mönchengladbach schon einmal viel Freude bereitet. Dort trauern sie dem finnischen Nationalspieler, der zuletzt für Birmingham City spielte, noch heute hinterher. Jetzt ist Forssell in Hannover und führte sich gleich mal spektakulär mit zehn Treffern im ersten Testspiel ein. Forssell begeistert sogar Kind: "Der ist viel offener und hat einen ganz anderen Biss als Benjamin Lauth."
Wen schlagen sie am liebsten? Eintracht Braunschweig - aber die sind lange nicht mehr auf Augenhöhe. Selbst Wolfsburg wird noch ignoriert, obwohl der ungeliebte Nachbar schon vorbeigezogen ist. Bleibt noch Cottbus, das seit dem Relegationsspiel um den Zweitliga-Aufstieg 1997 verhasst ist. Damals schalteten sie in der Lausitz beim Stand von 1:1 das Flutlicht aus - sagt man in Hannover.
Der ausgefallenste Fanartikel. Das neue 96-Trikot. Der neue Ausrüster "Under Armour" aus den USA ist nämlich einzigartig in der Liga und heftet dem Jersey eine "push/pull-Technologie beim Feuchtigkeitstransport durch hydrophile und hydrophobe Fasern" an. Die "strategische Ventilationsbereiche" nicht zu vergessen.
Prognose. 96 spielt lange um einen Uefa-Cup-Rang mit, landet aber knapp dahinter.