Fußball/U19-EM: Der erste Titel seit 16 Jahren
Deutschlands U19 ist Europameister nach einem 3:1 gegen Italien. Spieler feiern ihren Sieg ausgelassen.
Düsseldorf/Jablonec. Horst Hrubesch sparte nicht mit Superlativen. "Dieser Titel ist ein Titel für die Ewigkeit. Davon werden wir noch in 50 Jahren reden", sagte der deutsche U19-Bundestrainer. Was ihn und seine Spieler angeht, stimmt das sicherlich. Ob dieser Sieg im öffentlichen Bewusstsein so lange verankert bleiben wird, ist höchst fraglich.
Dennoch: Der Triumph der U19 im kleinen Stadion der tschechien Stadt Jablonec war ein historischer. Zum ersten Mal seit 16 Jahren gewann eine Nationalmannschaft aus dem DFB-Nachwuchs einen großen Titel.
Beim letzten U19-Finale mit deutscher Beteiligung 2002 hatte ein Treffer des Spaniers Fernando Torres den großen Coup verhindert - eben der Torres, der im Juni im "großen" Euro-Finale auch das Schicksal der A-Nationalmannschaft besiegelte. Den letzten Junioren-Titel für den DFB hatte die U16 im Jahr 1992 geholt.
Auch DFB-Sportdirektor Matthias Sammer war nach dem Gewinn eines "großen Titels" erleichtert. Dieser Erfolg zeige, dass man in der Nachwuchsarbeit modern und professionell arbeite. Allerdings warnte der Ex-Nationalspieler vor übertriebener Euphorie.
"Es ist der Anfang der Fahnenstange. Nur, wenn die Spieler jetzt begreifen, dass sie sich auf dem Triumph nicht ausruhen dürfen, werden wir einige von ihnen auch in der Nationalmannschaft wiedersehen", erklärte Sammer. "Die Arbeit wird sich nur auszahlen, wenn die Spieler weiter an sich arbeiten. Dann kann aus diesem Jahrgang eine große Generation werden." Zumal Spieler wie Marko Marin oder Eric-Maxim Choupo-Moting oder Toni Kroos gar nicht dabei waren.
DFB-Chef Theo Zwanziger sagte: "Die Mannschaft hat Außergewöhnliches geleistet und ein Zeichen für die Professionalität und Qualität unserer Nachwuchsarbeit und Eliteförderung gesetzt." Doch Elite ist nur, wer sein Können zeigt, wenn es drauf ankommt. Das war am Samstag vor allem ab der 36. Minute zu sehen, als Spielführer Florian Jungwirth (1860 München) mit Gelb-Roter Karte des Feldes verwiesen wurde.
Deutschland führte zu diesem Zeitpunkt durch ein Tor des Münchners Lars Bender (24.) - und trotz Unterzahl ließ sich das starke deutsche Team um den überragenden Mittelfeldspieler Timo Gebhart, auch er spielt bei den Münchner Löwen, nicht aus der Ruhe bringen.
Der Wuppertaler Richard Sukuta-Pasu (Bayer Leverkusen), der nach der Sperre seines Mannschaftskollegen Savio Nsereko diesmal von Beginn an spielte, erhöhte mit seinem dritten Turniertreffer auf 2:0 (62.). Nur eine Minute nach dem Anschlusstreffer durch Silvano Raggio Garibaldi (78.) machte Timo Gebhart den fünften Sieg im fünften Spiel und damit den Gold-Coup perfekt. "Wir wollten von Anfang an gewinnen. Aber das ganze werden wir erst in ein paar Tagen realisieren", jubelte Sven Bender.
Gestern war die Zeit dafür noch nicht reif. Denn die Nacht zum Sonntag war etwas länger geworden. In einer Prager Edel-Diskothek feierten die EM-Helden bis in die frühen Morgenstunden ihren Erfolg. Horst Hrubesch war schon früher wieder fit. "Ich bin überzeugt, dass es keine 16 Jahre dauern wird, bis wir wieder einen Pokal in Händen halten können."