Abhaken, lernen, weitermachen
Durch die Erfolge konnte man fast vergessen, wie unerfahren die DEG ist. Nun wurde ihr jugendlicher Leichtsinn bestraft. Am Dienstag will sie es besser machen.
Düsseldorf. Wenn es in den bisherigen Gesprächen über die Play-offs um die Erfahrung geht, ist das Thema meist positiv besetzt. Nicht etwa die fehlende Routine der 13 Endrunden-Debütanten in den Reihen der Düsseldorfer EG ist Gegenstand der Diskussion. Viel mehr weisen alle Beteiligten immer wieder freudestrahlend auf die neu gewonnene Erfahrung aus jedem Spiel dieser aufregenden Wochen hin.
Nach der 2:5-Niederlage am Sonntag im zweiten Halbfinalspiel der Deutschen Eishockey Liga gegen den ERC Ingolstadt klang das erstmals anders. Ausgerechnet in diesem Spiel, auf das alles seit Tagen hingefiebert hatte. Ausgerechnet nach den zwei schnellen Tore zu Beginn des zweiten Drittels, die die Fans auf den vollen Tribünen in Ekstase versetzt hatten, wurde das Team nervös, wollte zu viel und kassierte drei Tore in nicht mal sechs Minuten.
Vielleicht waren diese letzten Tage aber auch etwas zu gut gelaufen. Der umjubelte Heimsieg gegen Hamburg zum 3:3 im Viertelfinale. Der emotionale Erfolg im siebten Spiel. Der Auftaktsieg im Halbfinale beim Meister aus Ingolstadt. Die Euphorie in der Stadt. „Man will es nicht, aber man hat es im Hinterkopf: 12 000 Zuschauer, alles ist am feiern, wir führen 2:0. Wir haben ja immer noch eine junge Mannschaft“, sagte Daniel Kreutzer (35) nach dem Spiel am Sonntag und wusste genau, woran es lag: „Alle wollten sofort das dritte Tor machen. Wir sind dann zu offen geworden“, ärgerte sich der Kapitän über den jugendlichen Leichtsinn.
Anstatt weiter kompakt zu stehen und jeden eventuellen Scheibenverlust gegen die blitzschnell umschaltenden Ingolstädter abzusichern, stürmte plötzlich alles nach vorne. Das änderte sich nicht mal nach dem 2:2 und der ersten Unterbrechung wegen der defekten Eisfläche. Folgerichtig fiel gleich noch das 2:3, Sekunden vor Drittelende sogar das stimmungskillende 2:4.
Doch Kreutzer wollte sich wegen schwacher 13 Minuten nicht gleich das ganze Spiel kaputtreden lassen. „Wir haben über weite Strecken ein gutes Spiel gemacht. Das müssen wir mitnehmen“, sagte der Kapitän und hatte damit gar nicht so Unrecht. Zwar hatten die Gäste in den ersten 20 Minuten dicke Chancen. Aber es waren vor allem die DEG-Fans, die den Torschrei immer wieder auf den Lippen hatten. Selbst nach den ersten beiden Gegentreffern gab es eigene Großchancen.
Doch als die Tore auf der anderen Seite fielen, passierte nicht nur etwas in den Köpfen der Gastgeber. „Das hat uns gezeigt, dass bei Düsseldorf auch nur ein Mensch zwischen den Pfosten steht“, sagte Ingolstadts Torschütze Brandon Buck. Beim 2:1-Sieg der DEG am Freitag war der ERC noch reihenweise am überragenden Tyler Beskorowany verzweifelt. Und auch dieses Mal zeigte der 24-Jährige starke Paraden. Bis ihn die Ingolstädter knackten und davonzogen.
Was das alles für das dritte Halbfinale am Dienstag (19.30 Uhr/Servus TV) bedeutet, sahen die Spieler naturgemäß unterschiedlich. Während sich die Oberbayern sicher sind, dass ihr Knoten nun geplatzt ist und sie jetzt auch zu Hause treffen, geht es bei der DEG darum, das Spiel schnell abzuhaken, ruhig zu bleiben und sich wieder auf die eigenen Stärken zu besinnen.
„Wir werden über die Fehler reden. Man muss 60 Minuten bei der Sache sein“, sagte Torschütze Thomas Dolak, der als 36-Jähriger nun zu denen gehört, die die vielen unerfahrenen Mitspieler nach den aufregenden Tagen erden sollen. „Es ist nichts passiert. Jetzt ist es eine Best-of-five-Serie, es geht von neuem los“, sagte er unmittelbar nach der ersten Heimniederlage in den Play-offs. Und dass sich sein Team den Sieg zurückholen kann, hätte es ja schon gezeigt. „Da brauchen wir uns nicht verstecken und fahren mit viel Selbstvertrauen hin.“