Düsseldorfer EG DEG scheitert an sich selbst: Zu wenig Disziplin, zu wenig Cleverness
Gegen Augsburg liegt der dritte Sieg in Folge in der Luft. Dann leisten sich ausgerechnet die erfahrensten Spieler böse Aussetzer.
Düsseldorf. Der Aberglaube ist unter Eishockeyprofis seit jeher hoch im Kurs. Kaum einer, der sich die Ausrüstung nicht nach festem Protokoll anlegt. Kaum einer, der jahrzehntelang nicht immer denselben Fuß zuerst aufs Eis setzt. Auch bei der Düsseldorfer EG begegnen sie der Krise mit ein wenig Voodoo. Für das Derby gegen die Kölner Haie packten sie jüngst die blauen Trikots aus, weil das ja bereits gegen Ingolstadt (6:2) Glück gebracht hatte. Prompt gab es gegen den Favoriten den nächsten Sieg (4:2).
Am Sonntag gegen Augsburg versuchte es die DEG nun wieder mit einem besonderen Trikot — im Weihnachtsdesign. Das mag auch der unbefriedigenden Kassenlage geschuldet sein, nicht umsonst wurde das Leibchen vom Hallensprecher als ideal für „unter den Weihnachtsbaum“ gepriesen. Aber es dürfte auch den Geschmack der Spieler getroffen haben, nicht wieder in den Trikots zu spielen, in denen sie fünf von acht Heimspielen verloren hatten.
Ob das Weihnachtstrikot auch am Mittwoch (19.30 Uhr, WZ-Liveticker) gegen die Grizzlys Wolfsburg getragen wird, ist nicht bekannt. Besonders viel Glück hat es Sonntag nämlich nicht gebracht. 34 Sekunden vor dem Ende schossen die Augsburger das entscheidende 3:2. Für die DEG hieß das: kein dritter Sieg in Folge, kein Sprung auf einen Play-off-Platz der Deutschen Eishockey Liga.
Das war umso bitterer, weil sie „sehr gut gestartet“ war und „über weite Strecken gutes Eishockey gezeigt“ hatte, wie Max Kammerer und Marcel Brandt herausstellten. Nur konnten sich die beiden jungen Shootingstars davon nichts kaufen. Ebenso wenig von ihren Leistungen. Kammerer, 20, hatte per Schlagschuss das zwischenzeitliche 2:0 besorgt und sich in der internen Torjägerliste weiter abgesetzt (neun Treffer). Brandt, 24, stand nach dem Spiel bei Plus-minus 1 und leistete sich keinen nennenswerten Fehler.
Verantwortlich für das Ende der kleinen Erfolgsserie waren also nicht die Jungen, denen man eine gewisse Unsicherheit in schwierigen Zeiten noch nachsehen würde. Es lag einmal mehr an den Alten, die einem kriselnden Team eigentlich Sicherheit und Ruhe vorleben sollten. Seit Wochen stehen die ja wegen ihrer fehlenden Offensivkraft in der Kritik, nun leisteten sie sich mehrere böse Aussetzer.
Beispielsweise Chris Minard, 35, der seine bis dahin ordentliche Leistung mit dem unnötigen Scheibenverlust vor dem 2:3 schmälerte. Tim Conboy, 34, der sich gleich zwei dumme Strafen leistete, die jeweils zu Gegentoren führten. Oder Rob Collins, 38, der seinem Team ein spätes Überzahlspiel klaute, weil er es für eine gute Idee hielt, seinem Gegenspieler in die Kniekehle zu schlagen, obwohl bereits eine Strafe gegen Augsburg angezeigt war. Die Schiedsrichter mögen (mal wieder) nicht ihren besten Tag erwischt haben, in den entscheidenden Szenen lagen sie aber richtig. Niemand war für die Niederlage verantwortlich außer der DEG selbst.
Es war fast so, als hätte Tim Schüle bereits am Freitag nach dem 3:1 in Schwenningen gewusst, was zwei Tage später passieren würde: „Wenn wir es schaffen, öfter von der Strafbank wegzubleiben, dann werden wir gefährlich.“ Denn auch im Schwarzwald sowie davor in Straubing (3:2) hatte sich die DEG Undiszipliniertheiten geleistet. Nur waren die ebenfalls kriselnden Gegner zu schwach, mehr als eine davon zu nutzen. Augsburg machte das nun anders. Entsprechend ärgerte sich Daniel Weiß nachher am meisten über die „blöden Strafzeiten“, sein Team müsste das „cleverer runterspielen“.
So zeigten die jüngsten Auftritte, dass der eingeleitete Erneuerungsprozess längst nicht abgeschlossen ist. Die DEG der vergangenen drei Spiele ist keine generell andere als die zuvor. Trotz zweier Siege und einer 2:0-Führung gegen das Überraschungsteam aus Augsburg. Darüber hätte selbst ein möglicher dritter Sieg in Folge nicht hinwegtäuschen können.
Die Düsseldorfer mögen zuletzt wieder mehr gepunktet haben, aber sie leiden immer noch unter denselben Problemen wie während der Niederlagenserie: keine konstante Leistung über 60 Minuten, viele Fehler im Aufbau, schlechte Chancenverwertung, viele Undiszipliniertheiten. Das ist zu viel für ein Team, das seine Gegner nicht rein spielerisch beherrschen kann.