Düsseldorfer EG Einen Conboy hält so schnell nichts auf
Selbst wenn ihm ein Puck ins Gesicht fliegt, spielt er weiter. Nicht nur deswegen sind sie bei der DEG froh, dass er wieder fit ist.
Düsseldorf. Tim Conboy hat sich Anfang der Woche einen schicken neuen Haarschnitt verpassen lassen. Die Seiten sind nun kurz geschoren, oben ist es etwas länger, dazu trägt er einen dichten Vollbart. Das erinnert ein wenig an einen dieser verrückten Käfigkämpfer. Und das passt zum US-Amerikaner, der ja dafür da ist, die Gegner einzuschüchtern. Der Zeitpunkt des Friseurbesuchs war nicht zufällig gewählt. Man will ja gut aussehen, wenn man nach neun Wochen Verletzungspause auf die große Eishockey-Bühne zurückkehrt.
Insofern hat sich das gelohnt. Denn das Fernsehen zeigte Conboy am Mittwochabend in Nürnberg gleich zwei Mal länger in Großaufnahme. Beim ersten Mal lag er benommen am Boden, weil er einen verunglückten Schlagschuss von Daniel Syvret ins Gesicht bekommen hatte. Beim zweiten Mal sprach er nach dem 5:6 in eine Kamera. Ergebnis und Wirkungstreffer hätten ihm zwar keinen Spaß bereitet, aber bleibende Schäden habe er nicht davon getragen: „Wir spielen Eishockey, wir kennen die Risiken“, sagte Conboy trocken und fügte schmunzelnd an: „Ich habe ohnehin nicht mehr viele Gehirnzellen übrig, da stört das auch nicht mehr.“
Man muss schon aus besonders hartem Holz geschnitzt sein, wenn man von einem mehr als 100 Stundenkilometer schnellen Puck ausgeknockt wird, um nur wenige Minuten später wieder auf dem Eis zu stehen und sich in die nächsten Schüsse wirft. Aber genau deswegen lieben sie ihn bei der Düsseldorfer EG.
Conboy ist kein filigraner Typ, kein großer Stocktechniker oder besonders flink auf den Schlittschuhen. Conboy — Ex-NHL-Spieler, 1,88 Meter, 94 Kilogramm Muskelmasse, Zahnlücke, großflächig tätowiert — ist ein klassischer Toughguy, wie sie in Nordamerika sagen. Er blockt Schüsse, rammt Gegner in die Bande, räumt vor dem eigenen Tor auf und lässt auch mal die Fäuste fliegen. In Ingolstadt, wo er vor seinem Engagement bei der DEG spielte, sind sie ihm auf ewig dankbar. Im Frühjahr 2014 war er in den Play-offs, wenn andere Gesetzte gelten und es viel um Psychologie geht, wichtiger als jeder Torjäger. Vor allem seinetwegen wurden sie damals überraschend Meister.
Wenn er auf dem Eis ist, überlegen die Gegner zwei Mal, was sie tun
Mit den Düsseldorfern ist ihm das noch nicht gelungen. Und es müsste ab jetzt schon eine Menge richtig laufen, falls das diese Saison noch klappen sollte. Aber darum geht es gerade gar nicht. Nach etwa einem Drittel der Saison ist die DEG nur Vorletzter. Christof Kreutzer wird zwar nicht müde zu betonen, dass es nach zwei Jahren über dem eigenen Niveau auch mal etwas zäher werden könnte, aber Platz 13 ist nun doch nicht das, was er sich vorgestellt hat.
Umso glücklicher ist der Trainer, dass in Conboy nun einer der vielen verletzten Verteidiger zurückgekehrt ist. Der US-Amerikaner ist zwar nicht Düsseldorfs bester Defensivspieler, aber der wichtigste. Eine Art großer Bruder für den Rest. Wenn er auf dem Eis ist, überlegen sich die Gegner zwei Mal, ob sie einen harten Check fahren oder nach dem Pfiff des Schiedsrichters noch Ärger machen. Meist lassen sie es.
Zwar nagt auch an Conboy nach fast 900 Profi-Spielen der Zahn der Zeit. Zuletzt war er häufiger länger verletzt und verlor sogar mal einen Faustkampf, trotzdem wissen sie, was sie an ihm haben. „Es tut uns sehr gut, dass Timmy wieder in unseren Reihen ist“, sagt Co-Trainer Tobias Abstreiter, „seine Präsenz ist sehr wichtig, seine Art, die Mannschaft zu führen, ist sehr, sehr gut.“
Diese Eigenschaften dürften auch Sonntag (16.30 Uhr) in Straubing gefragt sein. Gerade in der kleinen und engen Halle kann es für Gäste ungemütlich werden. Da braucht es einen, der vorangeht und auf den Rest des Teams aufpasst.