Vor dem Start der Eishockey-Playoffs DEG geht gut erholt in die heiße Phase
Düsseldorf · Am Dienstagabend geht es los, das erste Viertelfinale der Deutschen Eishockey Liga bei den Augsburger Panthern steht an. Die DEG freut sich vor allem auf ihre Rückkehrer.
Eishockeyspieler sind ein abergläubisches Völkchen. Es gibt Spieler, die ziehen sich über Jahre immer zu erst den linken Ellbogenschoner an oder betreten das Eis stets mit dem rechten Schlittschuh. Andere essen vor jedem Spiel das gleiche Gericht.
Es gibt auch spezielle Rituale für die Play-offs, wie DEG-Stürmer Patrick Buzas am Montagmittag erzählte. Da verlasse er stets eine geputzte und aufgeräumte Wohnung, „damit ich, wenn ich heimkomme, meine Ruhe habe“. Trainer Harold Kreis wiederum trägt während der Spiele immer dieselben Schuhe, sein Assistent Tobias Abstreiter hat eine Art Siegerhemd: Gewinnt die DEG, trägt er es auch beim nächsten Spiel, es darf zwischendurch nicht mal gewaschen werden. „Da kann es auch mal sein, dass ich es einsprühen muss“, sagte er lachend.
Bei der DEG hoffen sie nun, dass Abstreiters Hemd bald den Tatbestand der Geruchsbelästigung erfüllt. Das würde bedeuten, dass sein Team mehrere Spiele am Stück gewonnen hat. Im besten Fall vier, so viele sind nötig, um die Serie gegen die Augsburger Panther zu gewinnen. Das erste Duell im Viertelfinale der Deutschen Eishockey Liga steigt am Dienstagabend (19.30 Uhr/WZ-Liveticker).
Kein Favorit auszumachen
Ein Favorit ist auch bei näherem Hinsehen nicht auszumachen. Beide Teams „suchen das Spiel“, sagt Kreis. Beide haben eine überraschend gute Hauptrunde hingelegt, die Augsburger als Tabellendritter sogar die beste ihrer Vereinsgeschichte. Die Düsseldorfer hatten als zwischenzeitlicher Tabellenführer und Winter-Game-Sieger ebenfalls eine Menge Spaß. Nur zuletzt war der Wurm drin, Verletzungen und Formkrisen haben sie auf Rang sechs abstürzen lassen.
Das spiele aber nun keine Rolle mehr, sagen alle Beteiligten. Die Play-offs seien eine neue Saison. Auch der Umstand, dass die DEG alle vier direkten Duelle gewann, interessiere nicht. „Die Augsburger halten uns nicht für unschlagbar“, sagt Kreis.
Was hingegen eine Rolle spielt: die personelle Lage. Durch die einwöchige Pause kamen mehrere kranke und verletzte Spieler zurück. „Allein das Gefühl, alle wieder dabei zu haben, ist wichtig“, sagt Verteidiger Ryan McKiernan, der zuletzt Schwerstarbeit verrichten musste. Weil die DEG zwischenzeitlich nur noch vier Verteidiger hatte, stand McKiernan an manchen Abenden fast 30 Minuten auf dem Eis, normal sind um die 20. Entsprechend gut musste er mit seinen Kräften haushalten.
In den vergangenen Wochen fehlten Spieler und Kräfte
Im Gegensatz zu früheren Saisonphasen konnten die Verteidiger sich kaum noch ins Offensivspiel einschalten. Also stockte das Spiel, enge Spiele gingen verloren. „Wir sind immer dann gut, wenn wir aggressiv im Forechecking sind“, sagt McKiernan, wohl wissend, dass die kraftraubende Spielweise zuletzt nicht möglich war. Auch im Sturm waren es keine vollen vier Reihen. Nun ist das anders. „Wir haben zum ersten Mal seit langem wieder eine volle Aufstellung“, sagt ein erleichterter Patrick Buzas, seines Zeichens gebürtiger Augsburger und Mittelstürmer der dritten Reihe.
Mehr im Fokus stehen dürften die Topreihen. Die erste mit Alexander Barta, Philip Gogulla und Jaedon Descheneau, weil sie mit 60 Toren eine der besten der Liga ist und die DEG durch weite Teile der Saison trug. Die zweite mit Ken-André Olimb, Calle Ridderwall und John Henrion, weil sie mit 34 Toren zwar keine komplette Enttäuschung war, in den Play-offs aber zwingend aufdrehen muss, will die DEG die nächste Runde erreichen.
In sechs Jahren nur eine Play-off-Serie gewonnen
Das klappte zuletzt kaum. In den vergangenen sechs Jahren hat die DEG nur eine einzige Play-off-Serie gewonnen, 2015 gegen Hamburg. Entsprechend akribisch war nun die Vorbereitung. Und — das ist in der eng getakteten Hauptrunde kaum möglich — sie war ausgedehnt über mehrere Tage.
Alles, was es über die spiel- wie kampfstarken Augsburger wissen müsste, hätten sie dem Team „scheibchenweise“ mitgeteilt, sagt Kreis. Nicht zu viele Infos auf einmal, mal per Videostudium, mal an der Taktiktafel. „Die Jungs sollten das verarbeiten. Wir lernen nicht am Abend vor der Prüfung.“ Eben jene Prüfung beginnt jetzt. Tobias Abstreiter hat sein Hemd schon bereit gelegt.