Düsseldorfer EG Der Orga-Chef der DEG, denn alle nur Hansi nannten

Hans-Peter Sültenfuß war „Mister DEG“. Im Alter von 91 Jahren ist er nach kurzer Krankheit verstorben. Ein Rückblick auf einen außergewöhnlichen Mann.

Foto: Kemberg (2), Horstmüller

Düsseldorf. Als ich vor 30 Jahren das erste Mal die Düsseldorfer EG an der Brehmstraße Eishockey spielen sah, bist du dort bereits längst eine Institution gewesen. Hände schütteln, Gespräche führen, organisieren. Das hast du auch schon 30 Jahre zuvor gemacht, mit einer Leidenschaft und Hingabe für diesen Sport, die mich bereits als Heranwachsender beeindruckt hat. Machen, nicht nur darüber reden. Das war mehr als 91 Lebensjahre die Devise. Du, Hans-Peter Sültenfuß, der von allen nur Hansi genannt wurde. Dein Name war und wird für immer mit der DEG verbunden bleiben.

Foto: Kemberg (2), Horstmüller

Doch wenn ich das nächste Mal ein Heimspiel besuchen werde, bist du nicht mehr da. „Mister DEG“ haben sie dich genannt, den Mann, der 1926 auf der Ratinger Straße geboren wurde. Die Geschichten von der Reitschule Kordes auf der Bankstraße, der Amateurkarriere als Boxer und der Zeit als Wasserball-Nationalspieler waren nicht weniger interessant als die unzähligen Anekdoten aus sechs Jahrzehnten DEG-Geschichte. Manche wurden nie aufgeschrieben, aber das sei für den einen oder anderen Beteiligten auch 20, 30 oder 40 Jahre später vielleicht besser so.

Foto: Kemberg (2), Horstmüller

Zumindest hast du das oft so gesagt, wenn wir zusammensaßen und über den Düsseldorfer Sport der Vergangenheit und Gegenwart sprachen. SV Kickers, Fortuna, DSC 1898. Es war nicht immer nur Eishockey, doch die DEG war immer deine sportlich größte Liebe. Mit der warst du seit 1946 verbunden, als Schlägerträger nach dem Krieg, Erfinder des Programmheftes, Vorstandsmitglied, Teamleiter und Pressesprecher. Später hieß all das schlicht „Organisationschef“ - doch die Aufgaben wurden mehr und anspruchsvoller.

Foto: Kemberg (2), Horstmüller

Trikotwerbung im Eishockey, Saisoneröffnungsfeten an der Brehmstraße und die Einführung von Pressekonferenzen nach den Spielen sind nur ein paar davon. Alle acht Meisterschaften, Europapokalspiele und Duelle mit Clubs aus der großen NHL aus Nordamerika. Auch daran hattest du großen Anteil. 2001 war dein Weg als „Orga-Chef“ bei der DEG zu Ende.

Foto: Kemberg (2), Horstmüller

Die größte Krise des Vereins ging auch an dir nicht spurlos vorüber, die selbst begangenen Fehler hast du eingestanden und dafür gerade gestanden. Wenn ich mit meinem Vater samstags ins kleine Ladenlokal an der Kaiserswerther Straße gekommen bin, hast du meist im Hinterzimmer gesessen. Mit dem Telefonhörer in der Hand, während Gitta vorne die Papiertüten mit den Eintrittskarten für DEG und Fortuna an die Stammkunden verteilte. Auf diesen sechs Quadratmetern wurde so manche Entscheidung getroffen und so mancher Spieler verpflichtet. Es war insgeheim die „Zentrale“ der Rot-Gelben. Doch telefoniert wurde immer nur morgens oder nachmittags — dazwischen wurde Mittagsschlaf gehalten. Selbst Spieler, Präsidenten und Journalisten wussten und respektierten dies stets.

Der Tod deiner Frau Gitta im Jahr 2013 war ein schwerer Schlag. Aber du hast wieder nach vorne geblickt. So wie immer. Mit Tatjana hast du noch einmal das große private Glück gefunden. Karneval, Brauchtum und Sport — allem bist du bis zum Schluss eng verbunden geblieben. Und wenn die Knochen nicht wollten, dann wurde das DEG-Spiel eben auf dem heimischen Sofa statt vor Ort geschaut. Wer dich zu Hause besucht hat, der stand nicht selten vor der Wand im Flur. Denn du bist immer stolz auf deine Verdienste und Auszeichnungen gewesen, auch wenn es um die gute Sache und nicht um die D-Mark oder den Euro ging. Bundesverdienstkreuz, Eishockey-Manager des Jahres, Mitglied der deutschen Eishockey-Ruhmeshalle und Ehrenmitgliedschaften bei Fanclubs und Sportvereinen: Wenn eine Urkunde ihren Platz an der Wand gefunden hat, hast du sie deinen Gästen mit Freude präsentiert. Natürlich mit einer Geschichte verbunden, in der dein Lieblingswort „dementsprechend“ nicht fehlen durfte.

Am wichtigsten waren dir aber trotzdem immer die anderen. Menschen im unmittelbaren Umfeld gleichermaßen wie Fremde. Und du hast andere ermutigt, ihren Weg weiterzugehen. So wie mich. Im Dome werde ich künftig oft auf deinen Platz blicken und an dich denken. An all die Geschichten aus dem Stadion, dem Ladenlokal, deinem Wohnzimmer. An Geburtstagsfeiern im Brauhaus und an das, was du für den Sport geleistet hast. Die DEG, da bin ich sicher, wird dich und deine Verdienste nie vergessen. Düsseldorf hat eines seiner letzten Originale verloren. Und ich einen guten Freund. Mach’s gut, Hansi. Danke für alles.