Düsseldorfer EG Die DEL verteilt Maulkörbe
Ob Schiedsrichter oder Statistiken, die Liga duldet keine öffentliche Kritik und verteilt Strafen. Viele Fans reagieren wütend.
Düsseldorf. Für gewöhnlich ist so eine Pressekonferenz ja dazu da, sich auszutauschen. Die Journalisten stellen Fragen, die Protagonisten auf dem Podium antworten. Mittwoch allerdings herrschte mehrmals Stille im Presseraum des Rather Domes, wohin die Düsseldorfer EG nun immer mittwochs einlädt, um über den Stand der Dinge vor dem anstehenden Eishockey-Wochenende zu berichten.
Das lag nicht etwa daran, dass die DEG-Trainer Christof Kreutzer und Tobias Abstreiter keine Meinung zum Thema gehabt hätten, sie bissen sich vielmehr absichtlich auf ihre Zungen, um bloß nichts Falsches zu sagen und dafür dann von der Deutschen Eishockey Liga belangt zu werden.
Das kann dieser Tage nämlich schnell passieren. Larry Mitchell und Pavel Gross, die Trainer aus Straubing und Wolfsburg, könnten darüber eine Menge erzählen. Aber das werden sie nicht tun. Denn sie haben bereits etwas gesagt und sich Geldstrafen und Ermittlungsverfahren aus dem Ligabüro eingehandelt, das derzeit einen befremdlichen Umgang mit der Meinungsfreiheit pflegt.
Straubings Mitchell hatte sich nach einer Niederlage gegen Schwenningen über eine Schiedsrichter-Entscheidung beschwert, Wolfsburgs Gross das in der Tat unterirdische Angebot an Statistiken auf der neuen Liga-Homepage kritisiert. „Selbst in der Oberliga ist in dem Bereich das Niveau besser als bei uns“, sagte er und sprach damit vielen aus der Seele. Nur eben der Liga nicht, die sich öffentliche Kritik am neuen Medien-Partner Telekom verbittet.
Auch Christof Kreutzer dürfte alles andere als angetan sein von dem, was der milliardenschwere Kommunikationsriese aus Bonn an Daten liefert, die für die Trainer zum täglich Brot gehören. Doch darauf angesprochen, flüchtete er sich Mittwoch in Ironie und sagte lächelnd: „Alles gut, alles super.“
Da das DEL-Angebot an Zahlen und Fakten anderen, vergleichbaren Ligen seit Jahren meilenweit hinterherhinkt, wollten sich Kreutzer und Abstreiter auch nicht zu lange damit aufhalten. Redebedarf hatten sie vielmehr beim zweiten Thema, das die DEL künftig nur noch intern behandelt sehen möchte: die Leistungen der Schiedsrichter.
Bereits vor der Saison wies die Liga die 14 Vereine darauf hin, dass öffentliche Zweifel an der Neutralität der Spielleiter hart sanktioniert werden. Was Kreutzer, früher selbst gern und oft Kritiker der Unparteiischen, grundsätzlich verstehe, weil sich in einer so schnellen Sportart wie Eishockey „keiner von Fehlern freisprechen“ könne, auch er nicht. Manchmal rege sich das ganze Stadion auf, gucke man sich aber nachher das Video an, „hätte es gar keinen Grund gegeben, sich zu beschweren, weil der Schiedsrichter völlig recht hatte“. Grundsätzlich gehe es der Liga ja nur um einen neuen Weg des Miteinanders, das sei kein Maulkorb.
Das Problem ist aber, dass es genau so verstanden wird. Straubings Mitchell sagt etwas und bekommt eine Geldstrafe. Wolfsburgs Gross sagt etwas und bekommt ein Ermittlungsverfahren. Der Rest traut sich nun gar nicht mehr, etwas zu sagen. Das ist das, was draußen ankommt. Und entsprechend sehen die Kommentare im Internet aus. Die DEL wolle alles und jeden mundtot machen, egal, wie berechtigt die Kritik ist. Mancher schrieb gar von „nordkoreanischen Verhältnissen“.
Das besorgt auch Kreutzer: „Sicherlich macht es Sinn, manches intern zu regeln“, sagt der DEG-Coach und findet, dass die Kommunikation mit den Schiedsrichtern „bislang sehr viel besser läuft als in den Vorjahren“, aber: „Ob es der richtige Weg für die Öffentlichkeit ist, weiß ich nicht.“