Düsseldorfer EG Tobias Abstreiter: „Wir müssen die Euphorie mitnehmen“

Tobias Abstreiter hat die Nationalmannschaft als Co-Trainer mit zu Olympia 2018 geführt. Davon soll nun die ganze Sportart profitieren.

Foto: Horstmüller

Düsseldorf. Manchmal kommt es einem so vor, als sei Tobias Abstreiter irgendwie deplatziert unter all den Alphatieren im Profisport. Sich vor jedes Mikrofon zu drängen und verbal von Superlativ zu Superlativ zu hetzen, ist nicht die Sache des Co-Trainers der Düsseldorfer EG. Stets freundlich und bescheiden kommt der 46 Jahre alte Eishockey-Lehrer daher. Daraus abzuleiten, Abstreiter hätte nicht viel zu sagen, wäre allerdings ein Fehler. Nicht nur DEG-Coach Christof Kreutzer vertraut der Meinung seines Assistenten, auch Bundestrainer Marco Sturm weiß, was er an Abstreiter hat.

Überrascht war also niemand, dass Sturm den Wahl-Düsseldorfer nun mit nach Riga nahm, wo es für die Nationalmannschaft um das Ticket für Olympia 2018 im südkoreanischen Pyeongchang ging. Bereits im Mai, bei der WM in Russland, assistierte Abstreiter dem Bundestrainer. Und dass der nach dem entscheidenden 3:2 über Lettland am Sonntagabend zuerst Abstreiter umarmte, sprach ebenfalls Bände. Da sind zwei, die sich verstehen. Und das nicht, weil sie ihre Jugend in Landshut verbacht haben.

Dieser Sieg in Lettland war für beide der vorläufige Höhepunkt des Aufwärtstrends des deutschen Eishockey. Hätten sie Olympia verpasst, hätte vieles infrage gestanden. Nicht nur Fördergelder, auch Sponsoren, Medien und Gelegenheits-Fans hätten sich abgewandt — mit fatalen Folgen für den Nachwuchs.

Das sei Trainern und Spielern durchaus bewusst gewesen, sagte Abstreiter nun bei seiner Rückkehr nach Düsseldorf: „Man hat den Druck gespürt. Jeder hat gewusst, was damit zusammenhängt“, sagte der 46-Jährige, für den die Arbeit aber jetzt erst richtig los geht: „Jetzt müssen wir die Euphorie mitnehmen.“ Gerade mit Blick auf die in eineinhalb Wochen beginnende Liga sowie die Heim-WM nächstes Frühjahr. Da sei Olympia noch ein ganzes Stück weg. Außerdem wisse er ja nicht, ob er dann zum Trainerteam gehöre.

Dass er sich das wünsche, daraus macht Abstreiter keinen Hehl. Olympia sei ein „einmaligem Erlebnis“. 2002 war er in Salt Lake City dabei und spielte gegen die NHL-Stars aus Kanada, Schweden oder den USA.

Dass mittlerweile auch die Deutschen mehr als ein halbes Dutzend Spieler aus der besten Liga der Welt haben, war der Hauptgrund dafür, warum vor dem Turnier in der lettischen Hauptstadt vom „besten Kader aller Zeiten“ gesprochen wurde. Auch Abstreiter gerät ins Schwärmen, wenn er an die Qualität des Kaders denkt. Vor allem, weil niemand Sonderbehandlungen reklamiert habe. Keine Stanley-Cup-Sieger wie Dennis Seidenberg oder Tom Kühnhackl, nicht die Jungstars Leon Draisiatl, Tobias Rieder oder Philipp Grubauer. „Wer wo spielt und was verdient, spielt keine Rolle, weil wir alle im selben Boot sitzen. Das sind ganz normale Jungs, wie man es sich nur wünschen kann.“ Nur eben sportlich sind sie nicht normal.

Solche Topspieler zu coachen, war besonders: „Es war eine super Erfahrung, mit den NHL-Spielern zusammenzuarbeiten. Da lernen wir alle von.“ Geht es nach Abstreiter, gilt das auch für ihn in seiner Funktion bei der DEG.

Der gilt nun wieder seine Aufmerksamkeit. „Es ist am Anfang vielleicht etwas komisch, wenn die Jungs, mit denen man gerade intensive Tage erlebt hat, wieder Gegner sind. Aber ich kenne das ja noch als Spieler. Da kann man schnell wieder umschalten.“