DEL: Eishockey in der Krise

Den Klubs der Deutschen Eishockey-Liga brechen die Umsätze weg. Der DEG droht das finanzielle Aus.

Düsseldorf. Derby-Zeit ist Party-Zeit und ein Festtag für den Schatzmeister. Die Arena in Köln ist am Dienstag voll besetzt, wenn die DEG zum ewig jungen Rhein-Schlager antritt (19.30 Uhr/Europsort). Doch ein Hit macht noch keinen Sommer. Die Deutsche Eishockey Liga darbt und wird seit Jahren von Insolvenzen, Rettungsversuchen, Pleiten und Rückzügen begleitet. Mehr als zehn Klubs sind seit der Gründung 1994 in der sportlichen Bedeutungslosigkeit verschwunden.

Nachdem zuerst Traditionsvereine wie Landshut, Kaufbeuren oder Rosenheim vor den finanziellen Anforderungen einknickten, kämpfen nun auch Großstadtklubs um ihre Zukunft. Ausbleibende Einnahmen durch Rückzug wichtiger Sponsoren und rückläufige Zuschauerzahlen sind zwei Gründe. Fernseheinnahmen fließen kaum, DEL-Spiele sind mit wenigen Ausnahmen nur im Pay-TV zu sehen.

Der nächste spektakuläre Abgang aus der DEL könnte zum Ende der Saison im April 2012 bevorstehen: der, der Düsseldorfer EG. Hauptsponsor Metro AG beendet sein Engagement beim achtfacher Deutscher Meister nach zehn Jahren. Da auch Verträge mit weiteren Groß-Sponsoren auslaufen, droht der DEG das Aus in der DEL. Als Abschiedsgeschenk hat die Metro AG für die laufende Saison 2,1 Millionen als Unterstützung gewährt, eine Million Euro mehr als vereinbart. Doch die wird benötigt, die Einnahmeverluste beim Zuschauer-Rückgang aufzufangen.

In den vergangenen Jahren hat die Metro immer wieder Geld nachschießen müssen, weil die wirtschaftliche Lage des Klubs zusehends schwieriger wurde. „Wir haben noch keinen neuen Hauptsponsor“, sagte DEG-Manager Lance Nethery am Montag unserer Zeitung. Abgesagt habe „Red Bull“. Aber Nethery arbeitet an einem Plan B. „Wir könnten in der kommenden Saison mit einer Low-Budget-Mannschaft spielen, wenn wir das Budget stemmen können.“

Dass im Profisport nicht der Tabellenstand, sondern das Verhältnis von Tabellen- und Kontostand die einzig wahre Größe ist, das mussten auch die Krefeld Pinguine erfahren. Trotz der Meisterschaft 2003 und seit 2004 mit einem modernen Eisstadion, standen sie im Frühjahr 2010 vor der Pleite. Doch dann griffen — letztmalig, so die Aussage — einige Gesellschafter in die Tasche und stopften ein 300 000-Euro-Loch. Vorausgegangen war eine Saison mit Pleiten, Pech und Pannen, mit Trainerentlassung, Niederlagenserien und Knatsch im Umfeld. Als Folge fehlten die Zuschauer-Einnahmen.

Aber der Umkehrschluss ist im Profi-Eishockey leider auch falsch. Auch Sportlicher Erfolg kann zum Finanzkollaps führen. Als die Pinguine in der Saison nach der Meisterschaft sportlich böse abstürzten, wurde deutlich, dass der Titel und seine „Nebenkosten“ in Form von Prämien kein Plus in die Kassen des Meisters gespült hatte.

Was den alten Branchenspott bestätigte, dass man gleich den Insolvenzantrag in den Meisterpokal legen sollte. Seit 2010 müssen die Pinguine ohne Hauptsponsor auskommen, erst zu Saisonbeginn kam ein Brustsponsor dazu — für die Auswärtsspiele. Der Kreislauf ist fatal, die Klubs abhängig vom kaum planbaren Zuschauerzuspruch.

Die Sorge der Deutschen Eishockey Liga (DEL), die zu den fünf umsatzstärksten deutschen Profisportligen zählt, lässt sich beziffern — das Umsatzminus liegt bei 9,4 Prozent (Umsatz 79,2 Millionen Euro). Dennoch sei die Liga „auf einem soliden Kurs“, sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke trotzig.

“ Kölner Haie - DEG Metro Stars Dienstag, 19.30 Uhr/Eurosport