Nur Kopfsache? Nürnberg im Tabellenkeller der DEL

Nürnberg (dpa) - Zumindest der Galgenhumor war den Fans der Nürnberg Ice Tigers zuletzt nicht zu nehmen. „Masochistentour 2011“ pinselten die fränkischen Anhänger auf ein Banner und tingelten damit durch die DEL-Arenen - in denen die Auftritte der eigenen Mannschaft tatsächlich sehr schmerzten.

Sieben Auswärtsspiele haben die Ice Tigers in dieser Saison absolviert - siebenmal gingen die Nürnberger als glatte Verlierer vom Eis. Nicht nur deswegen rangieren die Franken weit abgeschlagen am Tabellenende. Am Freitag ist Spitzenreiter Adler Mannheim zu Gast.

Vier Jahre nach Platz eins in der Vorrunde und dem Einzug ins Playoff-Finale sind die Ice Tigers ganz unten angekommen. Gründe für die Talfahrt gibt es viele, Verantwortliche und Spieler sehen vor allem einen: „Die Psyche ist im Moment ganz klar das Problem“, betonte Manager Lorenz Funk. Der neue Trainer Peter Draisaitl fand: „Natürlich haben wir eine Mannschaft, die schwer verunsichert ist.“

Im Eishockey ist oft vom Scheibenglück die Rede, das man entweder hat und dann geht der Puck ins Tor, oder eben nicht und dann scheint das gegnerische Gehäuse wie verbarrikadiert. Seit Wochen übt man sich in Zweckoptimismus, getreu dem Motto: Irgendwann werden die Erfolge schon wieder kommen. „Was wir brauchen, sind ein paar Siege“, meinte Draisaitl. „Dann wird auch alles einigermaßen einfacher werden.“

Das 6:4 über die DEG Metro Stars am Sonntag verdeutlicht aber auch die Probleme der Ice Tigers - trotz beruhigender 5:2-Führung wurde es am Ende wieder eng. „Die Angst vor dem Gewinnen hat man gespürt“, räumte Draisaitl ein. Für den Coach war der Erfolg über die DEG nur der allererste Schritt aus der Krise. „Ich werde den Teufel tun und denken, wir sind irgendwie über den Berg“, machte er deutlich.

Der 45-Jährige, der im September als Nachfolger für Andreas Brockmann verpflichtet worden war, weiß um den schwierigen Weg aus der Krise. „Das einzige, was wir tun können, ist jeden Tag arbeiten.“ Und siegen, am besten gegen Spitzenreiter Mannheim. „Wir wollen immer punkten, unabhängig vom Gegner“, meinte Draisaitl forsch. „Schon vor zwei Wochen in Mannheim haben wir vernünftig ausgesehen. Wir müssen versuchen, unsere Leistungen zu stabilisieren.“

Baustellen gibt es viele in Nürnberg, etwa das schwache Powerplay oder den im Vergleich zu den Mitkonkurrenten ziemlich alten Kader. Die Stimmung im Team ist aber nicht so schlecht wie der Tabellenplatz, betonen Spieler und Betreuer unablässig. Gerüchte um mögliche disziplinarische Verfehlungen einiger Akteure halten sich dennoch.

Zumindest die Fans wissen die Ice Tigers auf ihrer Seite - selbst nach dem erschreckenden 2:8-Heimklatsche im Derby gegen Ingolstadt blieb das erwartete Pfeifkonzert aus. Eine jüngste Podiumsdiskussion vor rund 150 Fans verlief in harmonischer Atmosphäre, irgendwann maßregelten sich die Anhänger sogar selbst. Diesen Kredit zu verspielen, wollen die Franken aber nicht riskieren. Draisaitl bringt es auf den Punkt: „Wenn wir unsere Fans verlieren, sind wir am Arsch.“