DEL-Underdog Straubing will Seuchen-Monate abhaken

Straubing (dpa) - Torschütze Laurent Meunier jubelte, als hätte er sein Team zum Stanley Cup geschossen - seine Mitspieler lagen sich in den Armen: Die Freude über einen relativ normalen DEL-Sieg ließ in dieser Woche die Erleichterung der Straubing Tigers erahnen.

Die Eishockey- Truppe hatte turbulente Tage hinter sich und wäre nach furiosem Saisonbeginn in der Liga beinahe bis nach ganz unten durchgereicht worden. Dann aber kam der 3:2-Sieg im Penaltyschießen bei den Hamburg Freezers und - so hofft man in Straubing - die Wende. „Vielleicht haben wir jetzt den Negativ-Lauf endgültig gestoppt“, meinte Kapitän Michael Bakos. Bestätigen können die Tigers die Leistung am Freitag bei den Eisbären Berlin.

Im Oktober standen die Niederbayern noch an der Spitze der Deutschen Eishockey-Liga, nun bangen sie um den Einzug in die Vor-Playoffs. „Keiner kann verstehen, wie sich das Blatt in den letzten zwei Monaten so sehr gegen uns wenden konnte“, rätselt Bakos.

Einen Tag vor dem Erfolg in Hamburg verpflichtete Straubing Dean Fedochuk als Nachfolger von Trainer Jürgen Rumrich, der am Freitag zuvor entlassen worden war. Die mentale Blockade sollte gelöst werden - was zunächst glückte. „Was für eine Erleichterung, was für eine Erlösung!“, schrieb die Club-Homepage.

Am vergangenen Freitag hatte sich auch noch Topscorer Derek Hahn verletzt und fällt wohl bis zum Saisonende aus. Kurz zuvor hatte die Nummer zwei im Straubinger Tore- und Assist-Ranking, Lee Goren, seinen Rauswurf provoziert, um nach Bern zu wechseln. Innerhalb von 24 Stunden verloren die Tigers damit ihre beiden wichtigsten Spieler und den Coach.

Dass es in Hamburg zu einer Trotzreaktion reichte, ist Neuzugang Adrian Forster und Coach Fedorchuk zuzuschreiben. Der Trainer meinte dazu: „Ein paar Kleinigkeiten habe ich eingebracht und es hat gut funktioniert. Aber wollen wir es wirklich noch schaffen, dann brauchen wir aus den letzten neun Spielen noch sechs Siege.“

Die Mammut-Aufgabe, die Tigers in die K.o.-Runde zu führen, geht der Kanadier akribisch an. Die ersten beiden Nächte in Straubing schlug sich der 40-Jährige mit Video-Studium um die Ohren. Vor allem als Psychologe ist Fedorchuk nun gefragt. Zuletzt gab es Schwächen in allen Mannschaftsteilen, die Verunsicherung war unübersehbar. „Wir waren mental am Boden nach der Niederlagenserie“, sagt Kapitän Bakos.

Die Tigers aus der 45 000-Einwohner-Kleinstadt an der Donau sind seit fünf Jahren der Underdog in der DEL, ärgern die sogenannten Großen aber regelmäßig. Zu einem Platz in den Playoffs hat es dennoch nie gereicht. In diesem Jahr soll der Bann nun endlich gebrochen werden - ein erster Schritt wäre ein Sieg am Freitag bei keinem Geringeren als dem Titelfavoriten Eisbären Berlin.