Draisaitl WM-Hoffnungsträger - „Nicht zu viel Druck“
Minsk (dpa) - Am Rande des ersten Trainings in Minsk versuchte Bundestrainer Pat Cortina den Druck von Riesentalent Leon Draisaitl zu nehmen. „Leon ist ein junger Spieler, wir können nicht zu viel erwarten“, erklärte der Coach.
Der 18 Jahre junge Stürmer gilt bei der am Freitag beginnenden Eishockey-WM in Minsk trotz seiner Jugend als der große deutsche Hoffnungsträger - umso mehr nach den vielen Absagen und Ausfällen etablierter Kräfte in den vergangenen Wochen.
Auf einige Routiniers verzichtete Cortina zudem ganz bewusst. „Das ist auch die Möglichkeit für andere Spieler, den nächsten Schritt zu machen“, sagte Cortina im Interview der Nachrichtenagentur dpa vor dem WM-Beginn und dachte dabei neben den beiden 21 Jahre alten Nordamerika-Profis Tobias Rieder und Philipp Grubauer vor allem an Draisaitl.
Vor einem Monat holte ihn Cortina aus der kanadischen Juniorenliga WHL zum ersten Mal zum Nationalteam. Seitdem liegt der Fokus fast permanent auf dem Youngster, der in Kanada in Anlehnung an den großen Wayne Gretzky bereits „the german Gretzky“ genannt wird. „Ob die Erwartungen zu groß sind, weiß ich nicht. Vielleicht wird er auch besser als Gretzky“, frohlockte Cortina bereits. Auch er erwartet vom Ausnahmetalent eine außergewöhnliche NHL-Karriere.
Cortina traut Draisaitl vor allem in den kommenden Jahren eine tragende Rolle zu. „Wenn er auf seinem Weg weiter macht, sollte er eine große Zukunft in der NHL haben“, erklärte der Coach: „Er ist gut genug, sich als Leon Draisaitl einen Namen in der Eishockey-Welt zu machen.“ Bei der WM aber will das deutsche Team lieber noch keine Wunderdinge von Draisaitl erwarten. Nach der ersten Trainingseinheit auf dem Eis in der weißrussischen Hauptstadt dämpfte auch der erfahrene Stürmer Alexander Barta die Erwartungen.
„Man sollte davon abkommen, zu viel Druck auf ihn aufzubauen. Man muss bedenken, dass für ihn alles neu ist“, erklärte der 31-Jährige, der aber auch schnell Draisaitls Potenzial erkannte: „Er weiß, was zu tun ist und wird der Mannschaft weiterhelfen.“
Dies wird auch notwendig sein, wenn Deutschland bei der umstrittenen WM-Premiere in der früheren Sowjetrepublik nicht von Beginn an gegen den Abstieg spielen will. Zahlreiche Leistungsträger fehlen in diesem Jahr. Besonders weh tat dem Bundestrainer die verletzungsbedingte Absage der beiden NHL-Profis Christian Ehrhoff und Alexander Sulzer.
Für das erste WM-Spiel gegen Kasachstan nominierte Cortina vorerst 23 Profis. Von den vorläufig 26 Akteuren im Kader wurden Verteidiger Denis Reul (Adler Mannheim) und die beiden Stürmer Yasin Ehliz (Nürnberg) und Dominik Kahun (Sudbury Wolves) zunächst nicht beim Weltverband IIHF gemeldet. Der 18-jährige Kahun war einer von gleich vier Spielern, die mit nach Minsk reisten und erst während der WM-Vorbereitung ihr Debüt im Nationalteam gegeben hatten.
Es fehlt an Routine, das musste auch Cortina einräumen. „Ja klar, man muss sich doch nur mal anschauen, wer von der letzten WM diesmal nicht dabei ist: Christian Ehrhoff, Michael Wolf, André Rankel, Christoph Ullmann und Dennis Endras, alles Spielführer“, zählte Cortina auf: „Also fehlt uns etwas an Führungskraft.
Freiwillig ließ der Bundestrainer die Routiniers John Tripp (Köln), Patrick Köppchen und Thomas Greilinger (beide Ingolstadt) zu Hause. Trotz allem ist der Coach überzeugt, die richtige Mischung für ein erfolgreiches Abschneiden in Minsk gefunden zu haben. Mit Blick auf das Kasachstan-Spiel am Samstag sagte er nach dem ersten Training: „Wir sind bereit.“