Eishockey-Clubs gegen DEB-Präsident Harnos
Hannover (dpa) - Uwe Harnos hat mit der Ankündigung seiner erneuten Kandidatur als Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) massive Kritik bei den Proficlubs ausgelöst.
„In den letzten Jahren wurde nicht viel getan. Das aktuelle Präsidium hat sich in Grabenkämpfe verstrickt, und der Sport bleibt mal wieder auf der Strecke“, sagte der Geschäftsführer der Grizzly Adams Wolfsburg, Charly Fliegauf, der Nachrichtenagentur dpa.
Fliegauf bestätigte einen Bericht der „Sport Bild“ (Mittwoch), wonach sich die Clubs den bisherigen DEB-Generalsekretär Franz Reindl als Präsidenten wünschen: „Er hat alles dafür.“ Auch Berlins Manager Peter-John Lee machte sich am Rande der WM in Minsk stark für den früheren Nationalspieler und Olympia-Bronzemedaillengewinner von 1976. „Franz ist ein sehr guter Kandidat“, sagte Lee dem TV-Sender Sport1: „Es ist ganz wichtig, dass es einen gibt, der mit allen an einem Tisch sitzen kann, das kann er.“
Reindl reagierte zunächst zurückhaltend. „Die Situation ist neu, und ich habe mir darüber noch keine Gedanken gemacht“, sagte Reindl der dpa und sprach von einem „riesigen Zuspruch“, seit der in der Kritik stehende Harnos in der vergangenen Woche seine erneute Kandidatur angekündigt hatte. „Das ehrt mich“, sagte Reindl und ließ durchblicken, einer eigenen Kandidatur nicht abgeneigt zu sein: „Wenn so ein Ansinnen auch von den DEB-Mitgliedern kommt, muss ich mir ernsthaft Gedanken machen.“ Das Präsidium wird am 17. Juli von den Landesverbänden und den Clubs der DEB-Ligen gewählt.
„Mein Ziel wäre es, das Eishockey vernünftig nach vorne zu bringen und einen breiten Konsens zu erzielen“, verkündete Reindl, der 2011 als damaliger Sportdirektor von Harnos entmachtet worden war. Auch als Generalsekretär hört Reindl Ende Juni auf, weil er Harnos' Zukunftskonzept nicht mehr mittragen wollte. Der DEB-Präsident hatte dies in der vergangenen Woche nur vier Tage vor dem WM-Beginn vorgestellt und seine erneute Kandidatur angekündigt.
Dagegen regt sich vor allem bei den Clubs aus der 1. und 2. Liga Widerstand. „Bei einer momentanen Bestandsaufnahme des deutschen Eishockeys muss man leider feststellen, dass nach einer jahrelangen Sturmfahrt mit vielen Havarien dem einzig patentierten Kapitän, damit meine ich Franz Reindl, das Ruder aus der Hand genommen wurde. Das Schiff wird jetzt von Leichtmatrosen weitergesteuert“, ätzte Teammanager Alfred Prey vom Zweitliga-Meister Bremerhaven.
Auch Lee erklärte die plötzlich wieder aufgeflammte Kritik an Harnos vor allem mit der Ausbootung Reindls: „Franz hat über Jahre hervorragend für das deutsche Eishockey gearbeitet. Ich war sehr überrascht und auch traurig, das er auf einmal nicht mehr da ist.“
Harnos war bereits 2013 nach der gescheiterten Olympia-Qualifikation massiv kritisiert worden, wies Forderungen nach seinem Rücktritt aber stets zurück. „Sich einen Schuldigen zu suchen, ist einfach“, hatte Harnos zuletzt gesagt und darauf verwiesen, Personalentscheidungen nicht alleine getroffen zu haben. Auch der Zeitpunkt der Verkündung seiner erneuten Kandidatur kurz vor dem WM-Beginn stieß auf Unverständnis. „Ich halte den Zeitpunkt für sehr unglücklich. Der Sport müsste jetzt im Mittelpunkt stehen“, meinte Fliegauf, der zusammen mit Lee im sogenannten Kompetenzteam Bundestrainer Pat Cortina unterstützt und dadurch Einfluss auf das Nationalteam hat.