Ex-NHL-Star Sturm nach Abschied ein Kandidat für den DEB
Landshut (dpa) - „Zaubere ein Lächeln in die Augen eines Kindes“: Der Leitsatz der Marco-Sturm-Stiftung für krebskranke Kinder steht auch für Marco Sturm selbst.
Einmal noch wird der von Uwe Krupp einst als „Dirk Nowitzki des deutschen Eishockeys“ geadelte frühere NHL-Star ein Spiel bestreiten. Dann ist es vorbei, endgültig. „Je näher der Samstag rückt, desto nervöser werde ich. Das wird mit Sicherheit sehr emotional“, sagte Sturm der Nachrichtenagentur dpa.
An diesem Samstag bestreitet Sturm in Landshut sein Abschiedsspiel. Zahlreiche alte Weggefährten haben sich angesagt, unter ihnen Christian Ehrhoff, Marcel Goc, Dennis Seidenberg und Jochen Hecht — das Who is Who des deutschen Eishockeys, das jahrelang zusammen mit Sturm in der NHL wirbelte und zum Teil immer noch für Furore sorgt.
Alle haben dort einst von Sturm profitiert. Als „Türöffner“ bezeichnete Ehrhoff den inzwischen 35-Jährigen einmal. „Er hat die NHL auf den deutschen Markt aufmerksam und ihn salonfähig gemacht“, erklärte Sturms früherer Nationalmannschaftskollege Rick Goldmann. Mit 17 wurde Sturm als erster Deutscher in der ersten Runde der Draft - dem Talent-Auswahlverfahren - „gezogen“. Ein Jahr später wagte er 1997 den Sprung in die beste Liga auf dem Globus.
„Die NHL war eine total andere Welt. Das war erst einmal ein Schockzustand“, sagte Sturm über seinen Start in San Jose. Am Ende standen nach weiteren Stationen in Boston, Los Angeles, Washington, Vancouver und Florida 1006 NHL-Spiele — Rekord für einen deutschen Profi. Nur der Stanley Cup war dem Stürmer nicht vergönnt. „Der Gewinn wäre schön gewesen, aber für mich ist mit der NHL ein Traum wahr geworden, den ich schon als kleiner Bub hatte“, meinte Sturm.
Der Dingolfinger ist kein Freund großer Worte. Niemand, der gerne groß in der Öffentlichkeit steht. Nicht, dass es diese Momente nicht gab. Der Neujahrstag 2010 war ein solcher. Beim sogenannten Winter Classic, einem NHL-Freiluftspiel zwischen Sturms Boston Bruins und den Philadelphia Flyers stand es 1:1 in der Verlängerung, Patrice Bergeron passte vor das Tor, und Sturm hielt den Schläger hin. Es war der Siegtreffer vor fast 40 000 Zuschauern im Stadion und Millionen an den Fernsehgeräten. Sturm war Bostons Held für einen Abend.
Aber so schnell er sich ins Rampenlicht schoss, so schnell zog er sich wieder zurück. Auch im Nationalteam kannte er keine Starallüren. Wie bei der B-WM 2006 in Frankreich. „Da kam er als Superstar der Boston Bruins in diese kleine Eishalle von Amiens und schoss uns unter extremen Bedingungen — inklusive Jugendherberge — wieder nach oben“, erinnerte sich DEB-Präsident Franz Reindl. „Marco hat die Freude, die er als Kind am Eishockey hatte, immer beibehalten“, sagte Goldmann, der Sturm von klein auf kennt.
Die Freude am Spiel kam nur in den letzten Jahren etwas abhanden. Zwei Kreuzbandrisse im Dezember 2008 und Mai 2010 setzten dem 35-Jährigen zu: „Der zweite war das Schlimmste. Von dem habe ich mich auch nicht mehr richtig erholt. Da war ich am Boden, da gab es Momente, in denen ich dachte: Jetzt habe ich die Schnauze voll.“ Zwar versuchte er es noch einmal, auch in der DEL bei den Kölner Haien, aber der Körper sagte ihm deutlich: aus, vorbei.
Nach dem Abschiedsspiel geht es zurück nach Florida. Beim dortigen NHL-Team arbeitet Sturm mit dem Nachwuchs, den Junior-Panthers. Einer Rückkehr und einer Aufgabe im deutschen Eishockey steht er aber offen gegenüber: „Wenn ich in irgendeiner Funktion Deutschland vertreten kann, dann ist das für mich eine Selbstverständlichkeit.“ DEB-Präsident Reindl will das Gespräch mit Sturm suchen. „Wir brauchen Marco Sturm unbedingt, um unsere Sportart nach vorne zu bringen. Für viele war er die personifizierte NHL“, sagte Reindl. Bis dahin wird Sturm vorerst mit den Junior-Panthers arbeiten. Damit die Freude aus den Augen der Kinder leuchtet.