„Bereit für großen Abend“ Gegen Lettland: DEB-Hoffnungen auf Draisaitl und Grubauer
Köln (dpa) - Volle Konzentration! Die Vorbereitung auf das wichtigste Spiel der laufenden Heim-WM begannen Deutschlands Eishockey-Cracks überpünktlich.
Schon einige Minuten vor dem vom Weltverband vorgegebenen Trainingstermin fuhren Leon Draisaitl und Co. über das Eis, um sich auf das Alles-oder-Nichts-Spiel gegen Lettland am Dienstag (20.15 Uhr) einzustellen. „Das wird eine Schlacht bis zum bitteren Ende“, sagte Bundestrainer Marco Sturm zum Finale um den Viertelfinal-Einzug. Nur mit einem Sieg geht es in die K.o.-Runde. „Wir sind bereit für einen großen Abend“, verkündete Sturm.
Demonstrativ gelassen schlenderte Kapitän Christian Ehrhoff nach der Einheit zur großen WM-Arena in Köln. „Das Wetter ist toll. Ich habe versucht, jeden möglichen Sonnenstrahl mitzunehmen“, sagte der einst bestbezahlte Verteidiger der Welt mit einem Grinsen und berichtete von „einem Gemisch aus locker- und fokussiert-sein“ im Team.
„Unsere Fans müssen so laut sein wie noch nie bei der WM“, forderte Sturm von wieder knapp 19 000 Zuschauern. Auch beim Bundestrainer wurden Erinnerungen an seinen bislang wichtigsten Sieg als Bundestrainer im vergangenen September wach. Schon damals stand ein Entscheidungsspiel gegen Lettland an. Es ging um die Olympia-Qualifikation, Deutschland musste in Riga gegen die Gastgeber und die lärmende Kulisse ran. „Damals war der Druck noch größer. Größeren Druck hatte ich noch nie in einem Spiel für die Nationalmannschaft“, sagte Ehrhoff nun.
Mit sieben NHL-Spielern im Kader trotzte die Auswahl des Deutschen-Eishockey-Bundes (DEB) dem Druck jedoch und gewann. Sturm sprach vom besten Spiel des Nationalteams unter seiner Verantwortung. „Absolut. Bis jetzt kam noch kein Spiel in die Nähe. Was das Spielerische und das Taktische betrifft, war das schon sehr gut.“
Auch damals war Ausnahmespieler Draisaitl dabei und schoss ein Tor. Eine ähnliche starke Leistung und ein seitdem in der NHL zum Weltstar gereiften Draisaitl in Topform braucht die DEB-Auswahl auch diesmal. Ausgeruht nach einem Tag Pflege bei der Mama daheim in Köln kam Draisaitl am Montag frisch rasiert zum Training. „Er fühlt sich besser als vor zwei Tagen“, berichtete Sturm über den erst am Samstag aus Calgary eingeflogenen NHL-Star. „Er hat noch einiges im Tank und will das auch zeigen.“ Sprechen wollte Draisaitl zwei Tage nach seinem Einstand beim 4:1 gegen Italien mit einer Torvorlage nur knapp zehn Stunden nach seiner Landung in Frankfurt am Main nicht.
Dennoch war dem 21-Jährigen die Lockerheit ebenso wie seinen Kollegen nach einem freien Tag anzumerken. Viele Spieler verbrachten den Muttertag mit ihren Familien - auch Sturm. „Ich habe zum ersten Mal einen Kaffee in der Stadt trinken können“, sagte der Coach.
Sturm schwor seine Spieler auf eine noch einmal stärker gewordene lettische Mannschaft unter dem neuen Coach Bob Hartley ein. „Die Letten spielen ein gutes Turnier. Sie warten auf Fehler und schlagen dann eiskalt zu. Wir dürfen uns keine Fehler erlauben“, sagte Sturm, der auch wegen des scheinbar gelösten Torhüterproblems entspannter wirkte und strahlend verkündete: „Grubauer wird im Tor stehen.“
Ebenfalls seit Samstag ist NHL-Keeper Philipp Grubauer von den Washington Capitals in Köln und sollte nach dem Theater um Thomas Greiss und dessen Verletzung sowie den Patzern von Ersatzgoalie Danny aus den Birken der ersehnt sichere Rückhalt sein. Wie schon vor acht Monaten in Riga. „Wir brauchen wieder einen guten Torhüter“, sagte Sturm und sprach von einem „sehr guten“ Eindruck vom 25-Jährigen: „Er freut sich und wird bereit sein.“
Andernfalls wäre die Heim-WM für Deutschland am Dienstagabend schon vorbei. Die Luft wäre dann wohl raus für die Organisatoren, nachdem Co-Gastgeber Frankreich in Paris die K.o.-Runde bereits verpasst hat. Entsprechend groß ist der Druck. „Nervös ist geschmälert. Das ist ein Riesendruck, der auf der Mannschaft lastet“, sagte DEB-Präsident Franz Reindl zur Notwendigkeit, das Viertelfinale zu erreichen.
Nach der Affäre um Greiss nach dessen im Internet ausgedrückter Zustimmung zu rechtsgerichteten Inhalten und vor allem dem Verhalten des DEB bei dem Thema würden unbequeme Fragen aufkommen. Für Sturm wäre es der erste herbe Rückschlag seiner bislang so erfolgreichen Amtszeit. „Solche Spiele machen Riesenspaß“, sagte der Endspiel-erprobte Ehrhoff. „So eine Heim-WM macht Riesenspaß.“ Das Funkeln in seinen Augen verriet, dass diese bitte weitergehen solle.