Adduono lässt die Zügel locker
Eishockey: Der Coach der Pinguine weiß, wie er die Konzentration in seiner Mannschaft hochhalten kann.
Krefeld. Der Trainer tut nichts — und tut damit genau das Richtige. Pinguine-Trainer Rick Adduono hat es derzeit gar nicht leicht, obwohl seine Mannschaft seit 13 Spielen in jedem Spiel mindestens einen Punkt geholt hat und das Überraschungsteam der DEL ist. Er muss nämlich die Balance schaffen zwischen dem „never-change-a-winning-team“ und dem „Kameraden Schlendrian“, der sich mit jedem Erfolg kräftiger in die Kabine hineindrängt.
Viele Trainer setzen in dieser Situation auf Veränderung, um neue Aufmerksamkeit zu erzeugen, wechseln Formationen oder Taktiken. Wenn dies schiefgeht und die Erfolgssträhne abreißt, nennt man das in Nordamerika „Overcoaching“, sinngemäß „unsinniger trainerischer Aktionismus“. „Wenn die Pferde gut laufen, dann lass bloß die Hände von den Zügeln“, sagte 2003 Meistertrainer Butch Goring in der Play-off-Erfolgsserie. Und sprach damals zwar häufig von kleinen Änderungen, beließ es aber angesichts seiner Devise bei Gedankenspielen. Die hat auch Rick Adduono immer wieder einmal in letzter Zeit geäußert, aber bis auf vereinzelte Wechselspiele in den Reihen während einer Partie als kurze Impulse ließ auch er „lieber die Pferde laufen“. Erfolgreich.
Sein Augenmerk gilt den Details und dem großen Ganzen, der Arbeitseinstellung. „Wir sind ein Team, das es niemals schaffen wird, Gegner nur mit spielerischen Mitteln zu besiegen. Wir gewinnen über den Kampf, über jeden einzelnen Zweikampf.“ Wie man die Konzentration auf diese ermüdende Kleinarbeit hochhält? „Mit diesen Gedanken wache ich jeden Tag auf und lasse mir was einfallen“, so Adduono.
So wie den häufig zum „Spielchen-Dienstag“ umfunktionierten ersten Trainingstag der Woche, an dem dann zur allgemeinen Gaudi beispielsweise Russland gegen Kanada antritt. Über Entspannung zur neuen Konzentration. Adduono: „Man muss versuchen, nicht an die Serie und die zurückliegenden Spiele zu denken. Die konsequente Vorbereitung auf ausschließlich das nächste Spiel ist entscheidend.“
Aus seiner Sicht sei eine solche Serie ohnehin nichts anderes als Erfolge, die man jeden für sich erarbeitet habe. Was allerdings nicht so ganz stimmt. „Die Krefelder kommen mit ganz breiter Brust aufs Eis. Man merkt, dass sie mit viel Vertrauen in die eigene Stärke auftreten“, sagte zuletzt Mannheims Coach Harold Kreis. „Ja“, sagt Adduono, „aber dafür muss man sich so vorbereiten, dass man nicht überrascht wird, aber trotzdem flexibel reagieren kann.“ Wieder geht es um Balance, und deren größter Feind ist hektische Betriebsamkeit.