Auftakt mit gemischten Gefühlen DEL startet verspätet in eine ungewisse Saison
Krefeld · Die DEL startet am Donnerstag verspätet in eine ungewisse Saison voller Sorgen. Besonders groß sind die derzeit bei den Fans der Krefeld Pinguine.
Einigen Fans der Krefeld Pinguine wurde es kurz vor dem Saisonstart der Deutschen Eishockey Liga angst und bange. Der verbliebene treue Anhang des deutschen Meisters von 2003 schrieb daher einen offenen Brief an die Verantwortlichen, die in den vergangenen Monaten in rasantem Tempo kamen und gingen. Darin mokierten sich die KEV-Fans jüngst darüber, dass „Anhänger der anderen Vereine Mitleid mit uns hatten“. Von „Hohn und Spott“ war die Rede. Dafür sorgte der Clubs teils gar selbst.
„Wir sind für die uns vorliegende Situation verantwortlich und möchten sie nun lösen, um uns wieder auf Eishockeyspielen zu konzentrieren – weg vom EC Hollywood“, schrieben die Pinguine selbst in einer Stellungnahme, nachdem sich die gesamte Liga verwundert über die Personalmeldungen aus Krefeld gezeigt hatte.
Seit über einem Jahr sind es immer wieder negative Nachrichten, die die Krefelder selbst produzieren. „Ich dachte, wir waren im Februar ganz unten und wusste nicht, dass es noch einen Keller gibt“, sagte KEV-Ehrenkapitän Uwe Fabig. Der seit Jahren in finanziellen Schwierigkeiten steckende Club stand in der vergangenen Saison monatelang vor der Insolvenz. Dann wurde man den ungeliebten Investor Michail Ponomarew los, und alles sollte seriöser und besser werden. Nun ja. Geschäftsführer Matthias Roos ging im Frühjahr ebenfalls und leitete eine irre Personalfluktuation ein.
Roos-Nachfolger wurde Roger Nicholas. Der US-Amerikaner ist schon längst wieder weg. Äußerungen des 62-Jährigen legen den Verdacht nahe, dass dieser die wirtschaftliche Situation als deutlich angespannter erachtet habe als der neue Investor Stefano Ansaldi und andere Verantwortliche. Der Schweizer Ansaldi setzte den erst 24 Jahre alten Letten Sergej Saveljev als neuen Geschäftsführer ein.
Nicholas‘ Meinung über seinen Nachfolger lässt tief blicken. „Ich drücke ihm die Daumen. Bescheidenheit ist nicht seine Stärke, aber er hat seine Stärken. Er konnte Ansaldi davon überzeugen, dass er für die Aufgabe geeignet ist. Eigentlich braucht er einen Fachmann an seiner Seite. Den können die Pinguine aber nicht bezahlen“, sagte Nicholas der „Rheinischen Post“.
Nachdem der neue Investor Ansaldi zuletzt ein finanzielles Loch in sechsstelliger Höhe schloss, soll finanziell nun alles unter Kontrolle sein. „Dennoch ist die Finanzlage bei den meisten Vereinen nicht so wie geplant und wir rechnen mit weiteren Einschnitten, für die wir allerdings gewappnet sind“, teilten die Pinguine der Deutschen Presse-Agentur auf Nachfrage mit.
Sportlich dürfte es den Krefeldern entgegen kommen, dass die eigentlich zu dieser Saison geplante Rückkehr zum Auf- und Abstieg verschoben wurde. Der Kader des Clubs, der seit Jahren am Tabellenende der DEL herumkrebst, gleicht einer Wundertüte.
Eigentlich sollte der im Welt-Eishockey renommierte Glen Hanlon die Pinguine in die neue Saison führen. Vor einigen Wochen zählten noch Nationalspieler wie Torsten Ankert oder Ex-Internationale wie Kai Hospelt zum Kader. Der erst im Frühjahr verpflichtete Hanlon ist längst ebenfalls schon wieder weg, er ging freiwillig. Notgedrungen coacht nun das Duo Mihails Svarinskis und Ex-Profi Boris Blank.
„Dass der Trainer abgehauen ist, das war die Bombe“, sagte Herberts Vasiljevs, eine Legende des Krefelder Eishockeys aus besseren Tagen. Was folgte, war eine Spielerflucht. Bei den Profis kam es gar nicht gut an, dass Saveljev in unsicheren Zeiten jede Menge neuer Akteure akquirierte, die bisherigen Spieler aber angesichts der bevorstehenden Saison ohne Zuschauereinnahmen zu einem weiteren Gehaltsverzicht aufforderte. Gefühlt verging kein Tag ohne Vermeldung mindestens eines Abgangs. Einer von ihnen war Eugen Alanov, der zum Nachbarn Düsseldorfer EG wechselte. „Vielleicht kann ich jetzt wieder besser schlafen“, sagte er anschließend.