Herr Schopp, erst einmal ein frohes neues Jahr. Wie fällt denn ihr Fazit zum Kalenderjahr 2024 aus?
DEL 2 „Die Identifikation mit dem KEV ist wieder da“
Interview | Krefeld · Peer Schopp, der Besitzer der Krefeld Pinguine, spricht über die aktuelle Situation bei den Pinguinen, einen möglichen Aufstieg und die Sponsorensuche.
Peer Schopp, der Besitzer der Krefeld Pinguine, ist seit mehr als zwei Jahren im Amt. Mit unserer Redaktion sprach er über seine bisherige Amtszeit, einen möglichen Aufstieg in die DEL und die positive Entwicklung in der Sponsorenlandschaft.
Peer Schopp: Vielen Dank. Das Jahr ging mit diesem verflixten Spiel sieben in Crimmitschau los. Dieses Spiel dürfen wir niemals verlieren. Wir führen kurz vor Schluss und geben den Sieg dennoch aus der Hand. Nach dem Ende der Saison haben wir unsere Hausaufgaben gemacht und uns in allen Bereichen verbessert. Das hat sich finanziell und sportlich sehr positiv ausgewirkt.
Kann man diese Auswirkungen beziffern?
Schopp: Ja, wir haben im vergangenen Jahr bereits Ziele erreicht, die für 2025 angedacht waren. Wir konnten das Sponsorenvolumen erneut erhöhen. Dort haben wir eine Steigerung von 25 bis 27 Prozent erreichen können. Wir haben mittlerweile ein Budget von fast fünf Millionen Euro. Die Zuschauerzahlen sind in dieser Saison in gigantische Höhen geschossen. Das sind Zahlen, die man selbst aus guten Zeiten in Krefeld kaum kennt. Da sind wir sehr stolz drauf.
Es geht also in die richtige Richtung bei den Krefeld Pinguinen?
Schopp: Auf jeden Fall. Wir stehen aktuell da, wo wir stehen wollten. Wir sind unter den vier besten Teams der Liga. Das würde Heimrecht in den Play-offs bedeuten. Momentan erleben wir erstmals eine kleine Delle, die die Jungs in den nächsten Spielen hoffentlich wieder ausmerzen können. Ich bin überzeugt, dass der Trainerstab dies hinbekommt.
Mit Thomas Popiesch haben Sie und Peter Draisaitl im vergangenen Jahr einen Transfercoup gelandet. Wie stolz sind Sie darauf?
Schopp: Stolz ist vielleicht das falsche Wort. Ich gehe schon seit über 20 Jahren zu den Krefeld Pinguinen und habe in der Vergangenheit häufig Niederlagen gegen Bremerhaven gesehen. Thomas Popiesch hat dort über Jahre hinweg großartige Arbeit geleistet und eine Mannschaft aufgebaut und geformt. So etwas wollten wir in Krefeld auch schaffen. Unser Team gibt in jedem Spiel alles. Die Moral und Mentalität stimmen. Das ist sein Verdienst. Wir stehen noch am Anfang der Entwicklung und dennoch sind wir schon jetzt auf einem sehr guten Weg.
Kurz vor Weihnachten wurde der langfristige Vertrag mit Popiesch noch verlängert. Wieso?
Schopp: Tatsächlich passierte das schon viel früher, aber wir dachten, es sei ein schönes, verdientes Weihnachtsgeschenk an unsere Fans (lacht). Thomas ist genau der Trainer, den wir wollten. Mit ihm wollen wir eine Ära in Krefeld prägen.
Wo haben die Krefeld Pinguine denn noch Potenzial?
Schopp: Ich denke, dass wir sportlich immer in der Lage sind, oben mitzuspielen. Das muss auch unser Ziel sein. Wir können mit einem guten Lauf sehr weit in den Play-offs kommen. Hier spielt aber auch der Faktor Glück mit rein. Es darf sich niemand verletzen, man muss die Spiele gewinnen und alles muss zusammenpassen.
Ist ein Aufstieg in die DEL in diesem Jahr realistisch?
Schopp: Der Aufstieg ist auf jeden Fall im Bereich des Möglichen. Wenn die Spieler in jedem Spiel an ihre Leistungsgrenze gehen, dann können sie jeden Gegner schlagen. Das haben wir in der Siegesserie ja schon deutlich gezeigt.
Würde ein Aufstieg denn auch Sinn ergeben?
Schopp: Wir würden uns dem Aufstieg natürlich nicht verwehren. Wir wollen in die DEL, das ist ganz klar. Im Falle des Falles müssen wir aber schauen, wie es finanziell aussieht. Wir müssen schauen, ob wir für die DEL ein vernünftiges Budget zur Verfügung haben. Je nachdem, wie die Saison verläuft, kommen wir am Ende positiv aus dem Jahr heraus. Das heißt, dass wir für das nächste Jahr etwas zurücklegen können. Allerdings ist das noch kein DEL-Niveau, dazu müssen wir uns noch deutlich steigern.
Zu stemmen wäre der Aufstieg also?
Schopp: Das kann ich heute nicht sagen. Das hängt alles von den Sponsoreneinnahmen ab, wer gibt mehr, wer baut sein Engagement bei den Pinguinen aus. Wie sieht es auf der Gesellschafterseite aus? Das sind Faktoren, die wir heute nicht beantworten können. Wenn es soweit ist, werden wir uns damit beschäftigen. Wir würden alles dafür tun, den Fans die DEL zu ermöglichen.
Hat es schon Gespräche mit Spielern gegeben?
Schopp: Ja, aber alles nur hypothetisch. Wenn wir den Titel gewonnen haben, müsste alles finalisiert werden. Dann kommen einige Faktoren auf den Tisch. Bei Magenta Sport ist die Reichweite natürlich deutlich höher, dazu kommen mehr TV-Einnahmen. Wir müssen schauen, mit welchem Kader wir spielen. Da haben Thomas und Peter Wünsche hinterlegt Wir wollen ja auch erfolgreich in der DEL spielen und uns nicht durchreichen lassen und kaum Erfolge haben. Wenn wir in der DEL angekommen sind, muss unser Ziel sein, in naher Zukunft auch in die Play-offs zu kommen.
Für die kommende Spielzeit plant der Verein also zweigleisig?
Schopp: Auf jeden Fall. Wir sind mitten in der Planung, hatten auch schon mehrere Meetings mit dem Trainerteam und Sportdirektor Peter Draisaitl. Wir haben einige Verträge, die auslaufen, da werden wir uns drum kümmern müssen. Außerdem haben wir schon den einen oder anderen Spieler, der kommende Saison hier spielen wird.
Importspieler, die aktuell erfolgreich auf dem Eis stehen?
Schopp: Ja und nein, ich werde das in der aktuellen Phase nicht kommentieren (lacht).
Derzeit wird Marcel Müller als heißer Zugang gehandelt. Was können Sie dazu sagen?
Schopp: Natürlich sondieren wir den Markt. Das macht jede Mannschaft und wenn sich etwas ergibt, dann schauen wir, ob es Sinn ergibt. Wir schauen aber auch noch nach einem möglichen Importspieler. Ob es am Ende gelingt, werden wir sehen. Jeder Spieler, der jetzt zu uns kommt, muss das Team verbessern.
Eine Finalserie wäre etwas Neues für die Pinguine in der DEL 2. Das wäre schon etwas Besonderes, oder?
Schopp: Natürlich. Das wollen wir alle und das haben sich die Fans auch verdient. Ob wir das Finale am Ende gewinnen, ist auch ein Stück weit Glück, aber wir wollen dort hin und dann auch den Pokal gewinnen.
Lassen Sie uns einen Schritt zurückgehen. Im Dezember sind Sie seit zwei Jahren in Krefeld. Wo steht der Verein heute im Vergleich zum Dezember 2022?
Schopp: Als ich den Verein übernahm, waren wir klinisch tot. Der Verein stand kurz vor der Insolvenz. Wir mussten viel Geld in den Verein investieren. Danach haben wir viele Dinge im Verein und auf der Geschäftsstelle verändert. Viele Sponsoren sind geblieben, neue wurden akquiriert. Dazu haben wir uns im Ticketing- und Business-Bereich deutlich verbessert. Wir haben deutlich mehr Einnahmen und stehen wirtschaftlich stabil da, das ist sehr erfreulich. Unser Ziel bleibt, dass der Business-Club immer ausverkauft sein und es auch mal eine Warteliste geben muss. Wir haben schon eine Quote von 85 bis 90 Prozent Auslastung über das ganze Jahr gesehen. Wenn wir die 100 Prozent erreichen, wäre das ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung.
Sportlich haben Thomas Popiesch und einige gute Transfers die Wende gebracht. Schauen Sie mittlerweile entspannter die Spiele der Krefelder?
Schopp: Auf jeden Fall. Im vergangenen Jahr war es phasenweise schon sehr anstrengend. Kurzzeitig spielten wir ja sogar gegen die Play-Downs. Es war immer diese Achterbahnfahrt. Am Ende sind wir dann unglücklich im Viertelfinale ausgeschieden. Das nagt immer noch an mir und auch den Mitarbeitern in der Geschäftsstelle. Da haben wir uns im falschen Moment eine fatale mentale Auszeit genommen. Fünf Minuten vor Schluss ist das Spiel eigentlich entschieden und dann kommt Crimmitschau doch noch einmal zurück. Ich bin davon überzeugt, dass uns so etwas heute nicht mehr passieren würde. Diese Niederlage hat mich sehr beschäftigt und ich war kurz davor hinzuschmeißen.
Thomas Popiesch hat uns im Interview vor der Saison berichtet, dass er zu Beginn die Mentalität in den Griff bekommen muss. Das hat er geschafft, oder?
Schopp: Ja, das war ihm von Anfang an wichtig. Ja, wir haben am Wochenende dumm gegen Freiburg verloren, haben Tore kassiert, die wir niemals kriegen dürfen, aber die Mannschaft hat auch da wieder bis zum Ende gekämpft und sich fast noch den Ausgleich erspielt. Im Vorjahr hätten wir dieses Spiel ganz klar verloren.
Wo ist Ihrer Meinung nach der größte Unterschied zur Vorsaison?
Schopp: Wir haben eine gute Struktur, klare Aufgabenverteilungen und einen Plan, wie wir auftreten wollen. Wenn die Jungs sich an den Plan und die Struktur halten, dann kann uns kaum eine Mannschaft schlagen. Bis zu den Play-offs haben wir noch Zeit, uns weiter zu verbessern, damit wir auch die Kleinigkeiten, die zuletzt fehlten, wieder besser machen.
Die Marke Krefeld Pinguine hat sich in den vergangenen zwei Jahren deutlich zum positiven entwickelt. Das spürt man auch schon in der Halle.
Schopp: Absolut, die Fans sind gut drauf. Man geht wieder stolz ins Stadion, die Identifikation mit dem KEV ist wieder da. Das liegt auch an der tollen Arbeit, die unsere Mitarbeiter im Bereich Social-Media gemacht haben. Dort werden wir viel besser wahrgenommen. Dazu kommen viele Events, die wir in den vergangenen Jahren mitgemacht haben.
Haben die Krefeld Pinguine dadurch auch Vorteile in der Spieler-Akquise?
Schopp: Ja, natürlich möchten viele Spieler in Krefeld spielen. Das ist in Kassel auch so. Bei Hunter Garlent zum Beispiel haben sie uns ausgestochen. In anderen Personalien haben wir dann die besseren Argumente gehabt.
Gibt es auf der Seite der Gesellschafter Neuigkeiten?
Schopp: Leider nein. Hier ist derzeit sehr ruhig geworden. Meine Tür steht immer offen. Vielleicht müssen wir uns noch ein Stück weit beweisen. Ich würde mich natürlich freuen, wenn wir weitere Leute finden, die unseren Weg weitergehen wollen.
Was wünschen Sie sich für 2025?
Schopp: Persönlich wünsche ich mir natürlich Gesundheit für die Familie, für die Krefeld Pinguine ein erfolgreiches Jahr, in dem wir unsere Ziele erreichen und unseren Weg weitergehen. Mit den Fans im Rücken wollen wir spannenden Play-offs feiern und die Heimspiele genießen.