Der Formcheck: Vorteil für die Pinguine
Die Angriffsreihen können die Viertelfinalserie mit dem ERC Ingolstadt zu Gunsten der Schwarz-Gelben entscheiden.
Krefeld. Mittwoch, 19.30 Uhr, fällt der Startschuss zum Viertelfinalduell in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zwischen den Krefeld Pinguine und dem ERC Ingolstadt. Die WZ vergleicht Stärken und Schwächen der beiden Kontrahenten.
Während die Pinguine mit Sicherheit ohne Adam Courchaine antreten müssen, melden die Ingolstädter gleich mehrere Ausfälle. Offiziell nannte Ingolstadt Verteidiger Tim Conboy sowie die Angreifer Tyler Bouck, Christoph Gawlik und Sean O’Connor. Hinter dem Einsatz von Topscorer Greilinger soll noch ein Fragezeichen stehen.
Doch gemach: „Die verletzten Ingolstädter spielen alle, jetzt setzt sich keiner auf die Tribüne“, beschreibt der Co-Trainer der Pinguine, Reemt Pyka, die Play-off-Runde als Zeit der wundersamen Heilungen. Doch auch wenn die Panther komplett sein sollten, Ergebnis: Vorteil Pinguine.
Torhüter: „Wenn Scott Langkow gewinnen will, ist er nur schwer zu bezwingen“, sagt Rick Adduono. Dem kanadischen Goalie der Pinguine fällt im Kampf um den Halbfinaleinzug wieder eine Schlüsselrolle zu. Zuletzt war es dem Coach möglich, „Scotty“ hin und wieder eine mentale Erholungspause zu gönnen. Denn seit der Verpflichtung von Tomas Duba steht den Krefeldern ein solider Backup-Goalie zur Verfügung. Das könnte sich in den Play-offs auszahlen.
Ingolstadts Rückhalt heißt Ian Gordon. Der 37-Jährige ist das dritte Jahr in Ingolstadt, kennt die DEL aber schon seit 13 Jahren. Seine erstklassigen Reflexe und die Routine von insgesamt 13 Play-off-Teilnahmen sind eine Bank. Mit einem Gegentor-Durchschnitt von 2,49 pro Spiel liegt er in der DEL-Statistik auf Rang vier, Scott Langkow auf Platz acht (2,60) — allerdings mit erheblich mehr Einsätzen. Backup-Goalie Markus Janka hat gegen seinen Ex-Klub Krefeld immer ein Extra-Schüppchen draufgelegt. Das Duo wird zur Oberklasse der DEL gerechnet. Unentschieden
Abwehr: Der Defensivblock der Krefelder hat vergleichsweise wenig zugelassen. Die Pinguine stellten die fünftbeste Abwehr, doch schon der Blick auf die Unterzahlstatistik zeigt, dass dennoch einiges im Argen liegt. Mit 83,94 Prozent lag die Quote weit hinter dem Ligabestwert des Vorjahres (88,81 %) zurück. Die Gründe sind vielschichtig: Das slowakische Duo Dusan Milo und Richard Pavlikovsky ist in die Jahre gekommen und verletzungsanfällig, Josh Meyers und Kyle Sonnenburg beschränkten sich ebenso wie Sinan Akdag und Steve Hanusch weitgehend auf ihre Defensivarbeit, einzig Mitja Robar konnte offensiv Akzente setzen, hat aber bezeichnenderweise mit 22 Scorerpunkten immer noch deren vier weniger als Christian Ehrhoff in nur 32 Spielen.
Der „ERC Ficenec“ (so ein Branchenspott) lebt dagegen immer noch vom schussgewaltigen Abwehrspieler. Der 35-Jährige hält Vereinsrekorde bei Spielen, Toren, Punkten, Beihilfen und Strafen. Dass er aber auch mit Partner Tim Hambly mit jeweils plus 13 in der Plus-Minus-Wertung führt, zeigt die Bedeutung des gebürtigen Tschechen. In Ingolstadt gibt es die klassischen Pärchen von Offensiv-Verteidiger (Periard oder Likens) mit Defensiv-Partner (Ex-Krefelder Chris Heid, Dinger, Weller oder Conboy. Allen gemein: Die Gegner müssen mit harten Körperattacken rechnen. Unentschieden
Sturm: Viel hing bei den Pinguine in der Vergangenheit vom Paradeblock um Herberts Vasiljevs ab. Auch wenn der Kapitän (10. der Scorerwertung) mit der Arbeitsbiene und Topscorer Boris Blank (6.) sowie Andy Driendl die punktbeste Reihe bildet, ist die Last des Toreschießen jetzt auf mehrere Spieler verteilt. Vor allem das kanadische Trio mit Adam Courchaine, Francois Methot und Mark Voakes sowie Daniel Pietta sorgen für Entlastung. Insgesamt hat der Kader mehr Tiefe als je zuvor, gerade die dritte oder vierte Reihe könnte der entscheidende Faktor werden.
Die Abteilung „Attacke“ beim ERC war mit 161 Toren ähnlich erfolgreich wie die der Pinguine (166). Das Trio Derek Hahn (44 Punkte), Thomas Greilinger (44/14 Spielen weniger) sowie Jared Ross (42) liegt an der Spitze der internen Scorerwertung und im DEL-Ranking auf den Plätzen 17, 18 und 22. Auffällig: Alle drei Topscorer haben Minuswerte in der Plus-Minus, Krefelds Topscorer Blank und Vasiljevs mit plus 25 ligaweite Bestwerte. Auffällig auch: Zugang Robert Sabolic. Der Slowene erzielte in elf Spielen sieben Tore. Ihn hätte man beinahe im Krefelder Dress sehen können, denn vor drei Jahren wollte ihn Berater Rüdiger Noack zusammen mit dessen Sturmpartnern Jeglic und Roc Ticar holen. Vorteil Pinguine
Special Teams: Das Powerplay — traditionell die „Problemzone“ der Pinguine — wurde zuletzt zunehmend durchschlagskräftiger — selbst ohne Ehrhoffs Schussgewalt von der blauen Linie. Nicht zuletzt dank Adam Courchaine hatten die Krefelder zwei fast gleichwertige Überzahlformationen. Der allerdings muss nun erst einmal ersetzt werden. Im Penaltykilling gab es zuletzt einige Probleme, auch weil die Abwehrreihen zuletzt aufgrund von Verletzungen nicht eingespielt wirkten.
In Ingolstadt ist er in Überzahl die Nummer eins: „Mr. Schlagschuss Ficenec“. Zusammen mit Michel Periard ist er immer noch das „Belagerungs-Geschütz“ an der Blauen Linie. Diese Feuerkraft ergänzen Thomas Greilinger (verletzt gemeldet) und Jared Ross mit Übersicht und Spielwitz, Akteure wie Patrick Hager um Kampfkraft vor dem Tor sowie ein Joe Motzko oder Derek Hahn als „Vollstrecker“. Was so gut klingt, war auch gut: Platz zwei im Liga-Vergleich bei Überzahl. Bei Unterzahl schwächelte Ingolstadt und kassierte mit 47 sieben Treffer mehr als die Pinguine (Quote: 82,5 zu 83,9 Prozent). Unentschieden
Trainer: Er ist inzwischen der DEL-Rekordtrainer der Pinguine, führte den Klub zweimal in die Play-offs. Dennoch gab es Momente, in denen Rick Adduono nicht unumstritten war. So stand er in der vergangenen Saison kurz vor dem Rauswurf. Mittlerweile hat er jedoch ein Team mit Perspektive geformt, das nach Höherem strebt.
Sportdirektor „Jimi“ Boni und Ex-Assistent Rick Nasheim teilen sich die Nachfolge des im Saisonverlauf entlassenen Rich Chernomaz. Der hatte Köln und Frankfurt zur Meisterschaft geführt, doch in Ingolstadt agierte er glücklos. Boni war schon zu Zweitligazeiten Trainer der ERC, stand auch schon als Verantwortlicher an der Bande des österreichischen Nationalteams. Seine Mannschaft spielt mit kanadischem Einsatz und europäischem Spielwitz. Vorteil Pinguine