Interview/Igor Pavlov: Ich will keine verspannten Spieler
Igor Pavlov, Cheftrainer der Krefeld Pinguine, will die Talente fördern, auch wenn nicht jedes den Durchbruch schaffen wird.
Krefeld. Am kommenden Montag gehen die Spieler der Krefeld Pinguine erstmals in der Rheinlandhalle aufs Eis. Für den neuen Cheftrainer des DEL-Klubs, Igor Pavlov (43), ist es die erste Trainerstation in der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Wir sprachen mit ihm über die Vorbereitungen und seine persönlichen Erwartungen für die kommende Saison.
WZ: Herr Pavlov, am Montag geht es mit dem Training auf dem Eis los. Freuen Sie sich darauf?
Pavlov: Wenn man zum ersten Mal in die Kabine kommt, und die Jungs umgezogen da sitzen sieht, man so quasi die Tür zu einer neuen Saison öffnet, dann ist das für jeden Trainer, ob jung oder alt, etwas Besonderes - selbst für solche Trainergrößen wie Viktor Tichonov oder Scotty Bowman.
WZ: Ist es auch für einen Trainer spannend, die Spieler, vor allem die neuen, erstmals auf dem Eis in Aktion zu sehen?
Pavlov: Das ganze Leben ist spannend. Spannend ist zu sehen, wer zu wem passt. Theoretisch hat man als Trainer sicher eine Vorstellung über die Zusammensetzung der einzelnen Reihen. Aber auch das muss man nicht in ein, zwei Tagen entscheiden.
WZ: Einige Spieler haben Sie ja schon beim Sommertraining beobachten können. Welchen Eindruck machen die Akteure auf Sie?
Pavlov: Ich bin davon überzeugt, dass die Jungs topfit sind. Zumindest physisch sind sie gut vorbereitet. Aber das müssen sie jetzt auch auf dem Eis umsetzen. Was die Spieler aus Nordamerika betrifft, so müssen sie hier in einer guten körperlichen Verfassung erscheinen, sonst schaffen sie das nicht. Schließlich wollen wir viermal am Tag trainieren, da werden wir sehen, wie die Spieler das verkraften werden.
WZ: Vier Trainingseinheiten an einem Tag?
Pavlov: Ja, aber zu einer Trainingseinheit gehört ja auch die Regeneration dazu. Wenn man nach einer eineinhalbstündigen Arbeit auf dem Eis völlig kaputt ist, kann selbst ein zehn Kilometer Lauf Regeneration bedeuten, wenn die Jungs in bestimmen Frequenzen laufen. Ich weiß, wenn man so etwas hört, dann stirbt man schon vorher. Wer da nicht optimal vorbereitet ist, wird das mental schwer durchhalten.
WZ: In den vergangenen Wochen gab es das Hickhack um Sebastien Charpentier, Jan Alinc und Daniel Kunce. Sind Sie froh, dass das Theater vorbei ist?
Pavlov: Es war für den gesamten KEV schon sehr schwierig. Denn vor allem die Torhüterposition ist sehr wichtig. Die Zeiten, in denen man in einem Eishockeyspiel sechs bis acht Tore schießen konnte, sind längst vorbei. Ohne einen guten Torhüter hat man in der DEL nicht zu suchen. Denn ein guter Torhüter macht heute rund 40 Prozent des Gesamterfolgs aus. Was Alinc und Kunce betrifft, ich brauche keine Spieler, die keine Lust haben, für die Pinguine zu spielen. Wenn sie nicht spielen wollen, dann eben nicht.
WZ: Auch bei Herberts Vasiljevs musste man befürchten, dass er ein Angebot aus der russischen Liga erhalten und den Klub verlassen könnte.
Pavlov: Ich habe Herberts schon vor einigen Wochen gefragt, ob es Angebote geben würde, wenn ja, solle er mir Bescheid geben. Aber er hat gesagt, er habe einen Vertrag und nicht vor zu wechseln. Ehrlich gesagt, es hat mich schon überrascht, dass er kein Angebot bekommt hat, denn vom Spielertyp her würde er schon in diese Liga passen. Wenn er seinen Körper pflegt, kann er noch zehn jahre lang spielen.
WZ: Sie haben viele junge Spieler im Kader. In der vergangenen Saison spielten die Pinguine auch aufgrund von Verletzungen und einer mangelnden Tiefe im Kader meist nur mit drei Reihen. Wird sich das jetzt ändern?
Pavlov: Die jungen Spieler werden auf alle Fälle spielen und ihre Chance erhalten. Sie werden von mir Eiszeiten bis zum Umfallen bekommen. Diese müssen sie allerdings nutzen und mich überzeugen. Wir haben sehr talentierte Jungs, die mein Vertrauen haben. Aber es ist auch klar, dass es nicht jeder schaffen wird. Aber 75 Prozent sollten ihren Weg schon machen.
WZ: Wie können die Talente Sie überzeugen?
Pavlov: Sie müssen effektiv und produktiv sein. Man muss sehen, dass sie sich auf dem Eis wohlfühlen. Ich will keine verspannten Spieler, die denken, sie seien nur die Nummer 18 oder 19 im Kader. Zumindest im Training denke ich, werden sie versuchen, die schnellsten, besten und bissigsten Spieler zu sein. Um das allerdings auch konsequent in den Begegnungen umsetzen zu können, bauchen sie vor allem eins: Spielpraxis. Denn auf dem Eis sind sie alleine - ohne Trainer. Und wenn einer dort nicht überzeugen kann, dann muss man versuchen herauszufinden, wo der Fehler liegt und versuchen, die Schwachstellen zu beseitigen.
WZ: Wie haben Sie sich persönlich auf ihre erste Saison in der deutschen Eishockey Liga vorbereitet?
Pavlov: Ich habe schon viele Informationen bekommen, was so in den DEL-Klubs passiert, wie sie sich beispielsweise verstärkt haben. Ich selbst habe in Riga ein Torwarttrainingscamp beobachtet, quasi als eigene Fortbildung.
WZ: Was ändert sich sonst für Sie persönlich?
Pavlov: Im Vergleich zur zweiten Liga sind die Bedingungen in der DEL viel besser. Es ist angenehmer zu arbeiten, auch wenn der Job intensiver und professioneller ist. Aber ich habe es hier mit den begabtesten Spielern zu tun, die viel schneller kapieren. Da muss man nicht drei- bis fünfmal das Gleiche erklären, die Spieler wissen gleich, worum es geht. Deshalb wird es auch mehr Spaß machen, weil der Weg zu einem guten Endprodukt beschleunigt wird.