Mietvertrag: Der Preis ist heiß
In Verhandlungen werden die Visiere langsam hochgeklappt. Zu verteilen, gibt es nichts — höchstes zu verschieben.
Krefeld. Es ist ein alter Leitspruch in Verhandlungen: Wer zuerst zuckt, hat verloren. Nun ist es noch etwas zu früh, um bewerten zu können, wo, wann, wer gezuckt hat und wer, wie, warum der Sieger ist. In Berlin sondieren sie erst noch, ob sie regieren können. In Krefeld sitzen sie seit Spätsommer zusammen. Und so nähern sich gerade die Verhandlungen um den Mietvertrag zwischen der Seidenweberhaus GmbH und den Krefeld Pinguinen dieser Phase im Poker und Geld, Zuständigkeit und Verantwortlichkeit.
Lange schipperten die Verhandlungen in ruhigem Gewässer, damit scheint es jetzt vorbei zu sein. Gleichwohl bekunden beide Seiten nachhaltiges Interesse an einer finalen Lösung. Die Pinguine veröffentlichten gestern eine Presseerklärung. Ohne Not könnte man meinen. Oder sie haben sie doch, weil Palast-Manager Paul Keusch in einem Interview mit unserer Zeitung am Montag klar formuliert hatte: „Der Mietvertrag kommt — zu 100 Prozent.“
Für Pinguine-Aufsichtsratchef Wolfgang Schulz gibt es nach wie vor wichtige Punkte, die, „vor einer finalen Einigung, zur Zufriedenheit aller geklärt werden müssen. Diese Verhandlungen erfordern Geduld, sowie das gewisse Fingerspitzengefühl und können nicht über den Zaun gebrochen werden. Alle Beteiligten sind sich der Brisanz dieser Verhandlungen und den Auswirkungen für den DEL-Standort Krefeld bewusst.“
Damit bestätigt indirekt Schulz, der die Verhandlungen nicht federführend leitet, dass für ihn der Mietvertrag nicht zwingend unterschrieben sein muss, um bis Mitte Februar die Lizenz zur neuen Spielzeit zu beantragen. Pinguine-Geschäftsführer Matthias Roos äußert „Verständnis für die berechtigte Sorge um unseren DEL-Standort.“ Die Reaktionen, insbesondere von Zuschauern und Werbepartnern, zeigten allen Beteiligten mit wie viel Leidenschaft und Emotionen Eishockey in Krefeld gelebt werde. Roos: „Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst, die Gespräche zu einem positiven Abschluss zu bringen, jedoch nicht um jeden Preis.“
Diese Pressemitteilung ging auch an Mitglieder des Aufsichtsrates. Das bestätigte unserer Zeitung Hans Butzen auf Anfrage. Butzen sitzt für die SPD im Gremium und verhandelt, spricht von einem guten Willen in den Gesprächen, sagt aber auch: „Ein Selbstläufer ist das nicht.“ Und nahm den Schlussgedanken von Pinguine-Geschäftsführer Roos auf: „Was die Pinguine für sich postulieren, gilt auch für die GmbH. Nicht um jeden Preis.“
Die Seidenweberhaus GmbH könne nicht alle Defizite der Pinguine auffangen. „Was verhandelt ist, entlastet die Pinguine um 300 000 Euro“, sagt Butzen. Die gesamte Verantwortung auf die politische Ebene zu schieben, sei zu kurz gesprungen. Butzen: „Die GmbH hat das Wohlbefinden aller im Auge zu haben.“ Er rechne im Januar mit weiteren Gesprächen, verweist darauf, dass das, worum gerungen werde, in einem Papier stünde, das der Rat der Stadt am 5. Dezember verabschiedet habe. Man arbeite mit einer breit legitimierten Basis im Rücken. Fürs wahre Pokern scheint nicht wirklich viel Spielraum.