Pinguine ringen die Eisbären nieder
Die Krefelder gewinnen das letzte Spiel des Jahres gegen den amtierenden Meister aus Berlin mit 5:4 im Penaltyschießen.
Krefeld. Sie haben sich gewehrt, die Krefeld Pinguine. Gegen die Krise, gegen den Absturz aus den Play-off-Regionen, gegen die Berliner Eisbären. Und in Sachen Einsatz und Moral Wiedergutmachung geleistet. Am Ende stand im letzten Spiel des Jahres in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) ein 5:4-Sieg nach Penaltyschießen, den Roland Verwey sicherstellte.
Selbstvertrauen ist wie ein Turbolader, Verunsicherung wie ein platter Reifen — diese sportliche Binsenweisheit macht schon deutlich, wie schwer die Aufgabe der krisengeschüttelten Pinguine von 5330 Zuschauern war. Und die Gäste gaben entsprechend Gas, drückten aufs Tempo, wollten die Pinguine im Wortsinne „überrennen“. Daher auch folgerichtig das Führungstor: Die Berliner nutzen die erste Überzahlchance gleich durch T.J. Mulock, der mit einem verdeckten Schuss Goalie Scott Langkow überwand.
Überzahlspiel Nummer zwei brachte dann den Ausgleich für die Pinguine — so, wie sie es am liebsten machen. Der viele Male praktizierte Spielzug der ersten Reihe funktionierte auch diesmal. Querpass durch den Torraum und am langen Pfosten lauert der Schütze aus ganz spitzem Winkel. Dieses Mal war es dennoch eine Premiere, denn Kapitän Herberts Vasiljevs schaffte nach langer Verletzungspause in der neunten Minute sein erstes Saisontor.
Doch dann zeigte sich wieder der „platte Reifen“ der Pinguine: Das neu formierte Abwehrduo Trepanier/Akdag leistete sich nur 52 Sekunden nach dem Ausgleich einen bösen Blackout., „Seuchenvogel“ Pascal Trepanier rutschte vor dem eigenen Tor aus, was Berlins Angell mit dem 1:2 bestrafte. Trepanier war danach nur noch selten auf dem Eis zu sehen — Trainer Rick Adduono reagierte wohl doch auf seine Kritiker. Danach konnten sich die Pinguine nur durch vereinzelte energische Einzelaktionen wie durch Akdag oder Ticar Applaus erabeiten.
Im Mittelabschnitt zeigten die Pinguine, dass sie sich nicht wie in den vergangenen Spielen niederkämpfen lassen wollten. Richard Pavlikovsky brachte sie mit einem Schlagschuss von der Blauen Linie bei Überzahl zum Ausgleich (23.). Als Roc Ticar dann kurz darauf aus zwei Metern in den oberen Winkel zielte, hatte die gesamte Halle den Torschrei schon auf den Lippen, doch irgendwie brachte Berlins Torhüter Rob Zepp noch eine Hand dazwischen. Dennoch stieg die Stimmung, auch weil ein Faustkampf zwischen Patrick Hager und Berlins Mulock den Einsatz beider Teams verdeutlichte.
Als die Pinguine-Fans dann noch den 3:2-Führungstreffer durch Francois Methot (31.) bejubeln durften, stand das Stimmungsbarometer bei den bis dahin skeptischen Krefeldern wieder auf Freude. Das hätte Sekunden vor der Pause Herberts Vasiljevs noch steigern können, doch er traf aus Nahdistanz nur den Pfosten. Im Schlussabschnitt gab es den erwarteten Ansturm der Berliner. Als er dann bei einem Konter unfair gestoppt wurde, erhielt Alexander Dück einen Penalty (52.) zugesprochen. Und wie der Abwehrspieler den zu seinem ersten Saisontreffer und zum 4:2 verwandelte, das war Anschauungsunterricht für Stürmer. Doch nur Augenblicke später schaffte Schlenker das 3:4 — und das Zittern begann. 279 Sekunden vor dem Ende schockte dann Laurin Braun den Krefelder Anhang mit dem 4:4-Ausgleich.