Sean Avery: Ein Haudrauf für Homosexuellen-Rechte
New York (dpa) - Amerika gilt zwar allgemein hin als Land unbegrenzter Möglichkeiten, doch für Homosexuelle sind die Freiheiten eingeschränkt. Sean Avery will helfen, dass zu ändern. Der Eishockey-Profi der New York Rangers spricht sich für Eheliche Gleichberechtigung aus.
Er ist es gewohnt, auszuteilen und einzustecken. Avery gilt in der nordamerikanischen Eishockey-Liga NHL als rustikales Rauhbein. Prügeln, provozieren und pöbeln sind seine Markenzeichen, die Strafbank ist sein zweites zu Hause. In dieser Saison rangiert der Stürmer in der Liste der Penaltys mit 174 Minuten auf Platz acht.
So engagiert, wie sich der 31-Jährige im Job gibt, zeigt er sich auch bei der Kampagne „New Yorker für Eheliche Gleichberechtigung“. Avery will helfen, dass Eis zu brechen. „Ich behandele jeden so, wie ich auch behandelt werden möchte - das gilt auch für die Ehe“, betont er.
Mehr als 30 New Yorker Persönlichkeiten haben sich der Aktion seit September angeschlossen. In einem halbminütigen Video-Clipp rufen Politiker wie Bürgermeister Michael Blomberg und Ex-Präsidenten-Gattin Barbara Bush sowie die Schauspieler Sam Waterston und Julianne Moore dazu auf, Homosexuelle im Kampf für gleichgeschlechtliche Eheschließungen zu unterstützen. Profi-Sportler fehlten bislang.
Dabei hat New York in Baseballstar Alex Rodriguez, Quarterback Eli Manning oder Ausnahme-Basketballer Carmelo Anthony durchaus prominente Profis zu bieten. Doch Homosexualität ist in den USA auch im Frühjahr 2011 für viele ein Tabu-Thema. Das Williams-Institut der juristischen Fakultät an der University of California Los Angeles (UCLA) schätzt, dass sich derzeit rund neun Millionen Amerikaner (3,8 Prozent) als schwul, lesbisch oder transgender identifizieren. Nur in fünf (Massachusetts, Connceticut, Vermont, New Hampshire, Iowa) der 50 US-Bundesstaaten, sowie in der Hauptstadt Washington, sind jedoch gleichgeschlechtliche Ehen legal.
Die Gegner argumentieren, dass Hochzeiten Schwuler und Lesben nicht dem obersten Gesetz des Landes, der Konstitution, entsprechen. Im Februar wies Präsident Barack Obama das Justizministerium an, bundesweit das Gesetz zum Schutz der Ehe, welches bislang Eheschließungen nur zwischen Frau und Mann erlaubt, aufzuheben.
In New York hatten die Gesetzgeber im Dezember 2009 gegen die Legalisierung gleichgeschlechtlicher Ehen votiert. Jüngste Umfragen ergaben jedoch, dass die Mehrheit mittlerweile anders denkt. Sean Avery hat das Gros seiner neun NHL-Jahre bei den Los Angeles Kings und den New York Rangers verbracht. Als er 2006 nach New York kam, wohnte er fast vier Jahre lang in Chelsea, der Hochburg für Schwule und Lesben. „Wenn du in New York oder LA lebst, hast du ganz einfach auch Homosexuelle im Freundeskreis“, betont er.
Einige dieser Freunde, so Avery, haben heiraten wollen - und für ihn gebe es keinen Grund, warum ihnen das nicht erlaubt werden sollte. „Ich sehe das alles sehr offen und vielleicht kann ich helfen, deshalb habe ich mich der Sache angeschlossen.“ Brian Ellner von der New Yorker Kampagne bezeichnet Averys Mitwirken als „wichtigen Schritt.“
Bislang hat sich noch kein aktiver Profisportler in Nordamerika geoutet. Schimpfworte wie „faggot“ (Schwuler) oder „fag“ (Tunte) sind jedoch Alltag. Anfang April erst hatte Kobe Bryant von den Los Angeles Lakers einen Referee als „verdammten Schwulen“ diffamiert und wurde von der NBA mit 100 000 Dollar Strafe belegt. Auch Avery musste sich in seinen 593-NHL-Spielen schon jede Menge Verunglimpfungen gefallen lassen. Ob er künftig wegen der Kampagne beschimpft wird, ist ihm ziemlich egal. „Es dauert schon eine Weile, bis man mich aus der Fassung bringt.“