Trotz harten Kampfes: DEB-Team unterliegt Russland
Stockholm (dpa) - Eine leidenschaftlich kämpfende deutsche Eishockey-Mannschaft hat eine WM-Überraschung gegen die russischen Superstars nur um Haaresbreite verpasst. Das Team von Bundestrainer Jakob Kölliker verlor am Dienstag gegen den Rekordweltmeister zwar mit 0:2 (0:1, 0:0, 0:1).
Das DEB-Team zeigte sich im dritten Turnierspiel in Stockholm aber deutlich verbessert. Mit einer ähnlich engagierten Vorstellung wie gegen die „Sbornaja“ hat Deutschland auch im vierten Match an diesem Mittwoch gegen Gastgeber Schweden die Chance, wichtige Punkte auf dem Weg ins Viertelfinale zu sammeln.
„Mit dieser Leistung ist gegen jeden Gegner etwas drin“, meinte Routinier Christoph Schubert und ergänzte forsch: „Da können auch Kanadier, Finnen oder Schweden kommen, das ist mir ganz egal.“ Bis auf das Ergebnis war auch der Bundestrainer zufrieden. „Wir haben gut gekämpft und unglücklich verloren“, betonte Kölliker. Die Einstellung seiner Spieler stimme trotz des kleinen Rückschlags. „Das ist der Weg, den wir gehen müssen. Wir sind immer noch auf Kurs.“
Das mit Weltklassespielern aus der nordamerikanischen NHL und russischen KHL gespickte russische Team von Zinetula Biljaletdinow durfte dank der Treffer von Nikolai Scherdew (20. Minute) und Alexej Tereschenko (51.) jubeln. Die Cracks des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) stemmten sich unter den Anfeuerungsrufen der lautstarken eigenen Fans beherzt gegen die Niederlage, mussten gegen die cleveren Russen aber doch die zweite Niederlage bei dieser WM hinnehmen. In der Tabelle rangiert Deutschland mit drei Punkten auf Platz fünf.
„Wir haben eigentlich ein gutes Spiel gemacht“, analysierte Philip Gogulla von den Kölner Haien. Der Wolfsburger Kai Hospelt sagte: „Gegen so große Gegner bekommt man nicht viele Chancen. Die muss man nutzen - das müssen wir gegen Schweden besser machen.“ Auch Alexander Barta von den Malmö Redhawks blickte auf die nächste Partie voraus - das Viertelfinale sei noch erreichbar: „Wenn wir gegen Schweden so eine Leistung zeigen wie heute, dann sind wir wieder nah dran.“
Im Vergleich zum schwachen 2:3 gegen Lettland präsentierte sich die Mannschaft des DEB wie ausgewechselt. Die Kölliker-Truppe wagte forsches Pressing und kam durch den Ingolstädter Thomas Greilinger (2.) und Schubert (17.) früh zu guten Torchancen. Der Routinier von den Hamburg Freezers kümmerte sich in der Defensive vor allem um NHL-Topscorer Jewgeni Malkin - der Superstar von den Pittsburgh Penguins kam ebenso wie Pawel Dazjuk aus Detroit kaum zum Zug.
Die Deutschen zeigten sich vor nur 2897 Zuschauern deutlich engagierter in den Zweikämpfen und phasenweise zielstrebiger im Angriff. All das hatte Kölliker nach dem Lettland-Match angesprochen und im öffentlichen Training ungewöhnlich laute Worte gewählt, seine Schützlinge regelrecht zusammengestaucht. Die Standpauke schien zu wirken, ein Klassenunterschied zwischen dem Rekordchampion und der DEB-Auswahl war im 100. Duell der beiden Länder nicht zu erkennen.
Dass die Russen trotz engagierter Gegenwehr zu Chancen kamen, war nicht zu vermeiden. Nachdem Jewgeni Kusnezow kurz vor Ende des ersten Drittels am Pfosten gescheitert war, machte es Scherdew neun Sekunden vor der Pausensirene besser. Einen Fernschuss von Jewgeni Medwedew fälschte der Stürmer von Atlant Mytischtschi ins Tor ab und bezwang seinen Teamkollegen Dimitrij Kotschnew. Der Goalie, der im Sommer nach Hamburg wechselt, hatte den Vorzug vor Dennis Endras erhalten.
Der Torhüter stand gegen die Weltklassestürmer der „Sbornaja“ erwartungsgemäß oft im Fokus, im zweiten Drittel ließ er sich vom hervorragend freigespielten Jewgeni Ketow nicht überwinden. Auf der Gegenseite erhöhten die Deutschen den Druck auf den russischen Keeper Semjon Warlamow. NHL-Profi Marcel Goc verpasste bei einem Konter in Unterzahl nur knapp (25.), der Mannheimer Christoph Ullmann konnte freistehend den Puck nicht kontrollieren (36.). In der bis dahin größten deutschen Drangphase scheiterte Greilinger am Pfosten (40.).
Die Russen, die zum WM-Auftakt zwei souveräne Siege gegen Lettland (5:2) und Norwegen (4:2) gefeiert hatten, sahen sich im Finish immer druckvolleren Angriffen der Deutschen ausgesetzt. Einzig die Chancenverwertung blieb das Manko im Spiel der Kölliker-Auswahl. Eine Unterzahl-Situation und das dabei sehenswert herausgespielte Tor von Tereschenko machten letztlich die deutschen Hoffnungen zunichte.