WM-Hoffnungen ruhen auf einzigem NHL-Profi Goc
Stockholm (dpa) - Die große WM-Hoffnung des deutschen Eishockeys war beim ersten gemeinsamen Training in Schweden noch gar nicht dabei. NHL-Star Marcel Goc sollte erst am Mittwochnachmittag in der schwedischen Hauptstadt eintreffen.
Der Stürmer der Florida Panthers ist der Spieler im deutschen 25-Mann-Kader, der es bei der 76. Weltmeisterschaft in Finnland und Schweden nach den zahlreichen Absagen für Deutschland richten soll. „Andere Spieler orientieren sich aufgrund seiner guten Leistungen in der NHL an ihm. Das kann sehr motivierend für die Spieler sein“, sagte Bundestrainer Jakob Kölliker hoffnungsfroh vor der Ankunft des WM-Kapitäns von 2010.
Damals stürmte Deutschland sensationell bis ins Halbfinale. Diesmal ist Goc der einzige NHL-Profi im deutschen Kader. Die Verteidiger Dennis Seidenberg (private Gründe), Christian Ehrhoff (verletzt) und Alex Sulzer (private Gründe) sagten nach ihrem Playoff-Aus alle ab. „NHL-Spieler sind Top-Spieler. Es ist immer schön, wenn einer zur Verfügung steht. Solch gute Spieler möchte man im Team haben“, sagte Kölliker etwas enttäuscht.
Bedenken, dass die Last der Führungsrolle nach all den Absagen zu schwer auf dem 28 Jahre alten Schwenninger lasten könnte, hat Kölliker nicht. „Marcel ist ein Topspieler und auch ein Teamspieler, der gerne zur Nationalmannschaft kommt. Ich habe keine Angst, dass er seine Rolle als Führungsspieler nicht erfüllen wird“, sagte der Schweizer, der mit seiner Berufung bei Goc in der Tat offene Türen einrannte. Die WM ist für Goc so etwas wie Frust-Bewältigung nach dem knappen Playoff-Aus mit 3:4-Siegen gegen die New Jersey Devils.
„Am liebsten willst du gar nicht so lange Pause haben. Ich bin immer noch im Eishockey-Modus und in Spielform. Ich bin froh, die anderen in Stockholm zu treffen“, verkündete der Stürmer vor seiner Abreise.
In der schwedischen Hauptstadt stand am Mittwoch auch ein kleines Familientreffen auf dem Programm. Der jüngere Bruder Nikolai Goc steht nämlich ebenfalls im deutschen WM-Kader. Zuletzt spielten beide bei der WM 2010 zusammen in einem Team. Gemeinsam trainieren können beide frühestens am Donnerstag.
Wie gut das aktuelle WM-Team ist, ist nach insgesamt neun WM-Absagen schwer zu sagen. Nicht nur die drei NHL-Stars sagten Kölliker ab, auch Kapitän und Torjäger Michael Wolf ist nicht dabei. Von den Eisbären Berlin ist in André Rankel nur ein Meisterspieler dabei. „Die Absagen spielen überhaupt keine Rolle. Jeder Spieler, der dabei ist, freut mich und erfrischt die Mannschaft. Wer nicht dabei ist, spielt keine Rolle“, bekräftigte Bundestrainer Kölliker.
Die Spieler sehen die vielen Ausfälle indes etwas anders. „Das ist natürlich ein großer Rückschlag“, sagte Abwehrroutinier Christoph Schubert. „Die Tore müssen jetzt von uns allen kommen“, befand Philip Gogulla. „Was uns in den letzten Jahren ausgezeichnet hat, war, dass wir als Mannschaft aufgetreten sind.“ Dabei kann einer wie Marcel Goc nur helfen. „Ich habe ihnen immer gesagt, dass ich die Playoffs in der NHL spielen will. Aber wenn es da nicht läuft, Deutschland mich will und ich nicht verletzt bin, bin ich immer bereit“, sagte Goc.