WM-Premiere in Slowakei: DEB macht den Auftakt
Bratislava (dpa) - Ein Jahr nach der rauschenden Eishockey-Party im eigenen Land hofft das deutsche Nationalteam auch in der Slowakei auf einen Grund zum Feiern. Deutschland will in die Zwischenrunde. Zum Auftakt geht es gleich gegen Russland.
Während bei der 75. Weltmeisterschaft die üblichen Verdächtigen Russland, Tschechien, Kanada und Co. die begehrte Trophäe ins Visier genommen haben, geht die deutsche Auswahl mit vorsichtigem Optimismus ins Rennen um die Qualifikation zur Zwischenrunde und den damit verbundenen Klassenverbleib. „Das ist in erster Linie unser Ziel“, betonte Bundestrainer Uwe Krupp.
Auftaktgegner am Freitag ist kein Geringerer als Rekordweltmeister Russland. Angst und Schrecken versprüht die „Sbornaja“ um den 100-Millionen-Dollar-Stürmer Ilja Kowaltschuk von den New Jersey Devils und einer weiteren Handvoll NHL-Stars beim deutschen Team aber nicht. „Wir wollen die Großen ärgern“, machte Routinier Daniel Kreutzer deutlich. Der Coach gibt die Marschrichtung vor: „Unsere Spieler gehen in jedes Spiel, um es zu gewinnen.“
Als erstes „Finale“ hat man beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB) die letzte Vorrundenpartie am Dienstag gegen Slowenien ausgemacht, einen „Gegner, den wir schlagen müssen“, forderte Patrick Reimer. Geht das Match verloren, dürfte der Absturz in die Abstiegsrunde besiegelt sein. In diesem Jahr wird das deutsche Team auf NHL-Stars verzichten müssen, mehr denn je kommt es auf das Kollektiv an, das kaum eine Woche vor dem Auftakt-Bully erstmals zusammentraf. „Wir sind gut vorbereitet“, meinte Korbinian Holzer vom NHL-Farmteam Toronto Marlies und versprach „unser bestes Eishockey“.
Die furiose Heim-WM hat die Messlatte hoch gelegt. „Wir erhoffen uns die Begeisterung, die wir im letzten Jahr auch hatten“, sagte Philip Gogulla und ergänzte zuversichtlich: „Die Slowakei ist ein absolutes Eishockey-Land. Die sind sehr stolz, die WM zu haben.“
Für die Gastgeber, am Sonntag zweiter DEB-Vorrundengegner, ist ihr Nationalsport-Event pures Prestige. Die Veranstalter versprechen ein Turnier der Superlative. Das „größte Sportevent in der Historie der unabhängigen Republik Slowakei“ hält das Land in seinem Bann. Staatspräsident Ivan Gasparovic, mehr Fan denn Politiker, will „der Welt zeigen, dass wir eine wirkliche Eishockey-Nation sind“.
Die Slowakei ist das einzige Weltmeister-Land, das noch nie ein Turnier ausgetragen hat. 2002 krönte sich die Slowakei zum Champion. Nun soll es angeführt von NHL-Star Marian Gaborik (New Nork Rangers) wieder soweit sein. Trainer Glen Hanlon kann auch auf Verteidiger Lubomir Visnovsky (Anaheim) und Torhüter Jaroslav Halak (St. Louis) aus der NHL und die ehemaligen Nordamerika-Stars Pavol Demitra, Miroslav Satan, Jozef Stumpel, Ladislav Nagy, Lubos Bartecko, Martin Strbak und Jan Lasak bauen.
In Bratislava spielt auch Titelverteidiger Tschechien mit 16 Weltmeistern von 2010, unter ihnen auch wieder Jagomir Jagr. Der einstmals beste Spieler der Welt kann es mit seinen inzwischen 39 Jahren immer noch nicht lassen. Zusammen mit Russland, Kanada, Schweden und Finnland werden den Tschechen wieder die größten Titelchancen eingeräumt. Die Top-Nationen sind sich ihrer Sache sicher und reisen mit kleinen Kadern an.
Ihre Kalkulation: Um im Laufe des Turniers Spieler nachmelden zu können, die in der NHL ausscheiden, gilt es, Plätze freizuhalten. Der große Starrummel wird in den Austragungsstädten Bratislava und Kosice aber nicht ausbrechen: Die absolute Weltspitze bleibt der jährlichen WM fern, die laufenden NHL-Playoffs sind doch eine Nummer größer.