Fußball: Das Ende der Besatzung
Felix Magath wird Schalke verlassen. Der Klub muss sich neu ausrichten.
Gelsenkirchen. Die Entscheidung kam zu einem überraschenden Zeitpunkt. Dabei ist sie seit längerer Zeit vorbereitet gewesen. Dass Felix Magath seinen bis zum Jahr 2013 laufenden Vertrag wohl nicht erfüllen wird, davon war in Vereinskreisen in den vergangenen Tagen häufiger die Rede. Nun soll der Aufsichtsrat des FC Schalke 04 Fakten geschaffen und beschlossen haben, dass spätestens im Sommer 2011 die Ära Magath beendet sein soll.
Auch wenn eine offizielle Stellungnahme des Vereins bisher fehlt, darf die Mission Magath als beendet und gescheitert angesehen werden.
Bei dieser Entscheidung des mächtigsten Vereinsgremiums, dem Fleischfabrikant Clemens Tönnies vorsteht, dürften zwar auch sportliche, aber vor allem strukturelle Probleme eine wesentliche Rolle gespielt haben.
Von der Machtfülle, die Tönnies Magath (57) als Trainer, Manager und Vorstandssprecher einräumte und von der sich Tönnies einen Wandel des Klubs versprochen hatte, ist am Ende vor allem ein großes Missverständnis geblieben. Auch wenn das Pokalfinale in Berlin erreicht ist und in der Champions League die Erwartungen erfüllt wurden, so ist die Unzufriedenheit ungebrochen.
Der kühle Trainer Felix Magath hatte gesagt, er könne „kein Schalke-Fan sein“, weil er professionell sein müsse. Eine mögliche Verquickung sozialer Nähe und seiner beruflichen Sicht der Dinge hatte Magath aber nie in Erwägung gezogen. Die Trennung wird den Klub viel Geld kosten. Dennoch scheinen sich die Gremien einig zu sein, dass der Klub die Allmacht Magaths beenden muss.
„Felix hat es versäumt, die Fans mitzunehmen. Das ist aber ganz wichtig auf Schalke“, hatte Tönnies noch vor ein paar Tagen via Fernsehen mitgeteilt. Denn nicht zuletzt die Fan-Klubs hatten immer wieder gegen die mangelnde Kommunikation, auch mit offenen Briefen, protestiert.
Und auch die langjährigen Mitarbeiter fühlten sich wie von einer „Besatzungsmacht“ eingenommen. Magath hatte die wichtigsten strategischen Positionen mit seinen Mitarbeitern besetzt. Bei nicht wenigen Angestellten ging die Angst um, ihr Arbeitsplatz sei täglich in Gefahr.
Magaths Hinterlassenschaft wird eine Mannschaft sein, die so wenig ausgewogen ist wie das vermeintliche Konzept, das der Trainer in Schalke angewandt hat. Masse sollte automatisch Qualität hervorbringen. Freiburgs Robin Dutt (Vertrag bis 2012) gilt als ein Nachfolgekandidat, auch der derzeit beschäftigungslose Ralf Rangnick, der bereits von 2004 bis 2005 die Schalker trainierte. Eines dürfte feststehen: In Schalke sind künftig vor allem Teamplayer gefragt.