Fußball: Das ZDF kauft die Champions League ein
Ab 2012 läuft die Fußball-Königsklasse öffentlich-rechtlich. Die Kritik daran ist laut.
Mainz/ München. Freude beim ZDF, Ärger bei der privaten Konkurrenz: Der öffentlich-rechtliche Fernsehsender darf von 2012 an die Champions League zeigen. Das Zweite sicherte sich die TV-Rechte des höchsten europäischen Fußball-Klubwettbewerbs für drei Jahre und löst damit Sat.1 ab. Allerdings droht noch ein Rechtsstreit.
„Wir sind nach wie vor überzeugt, dass die Ausstrahlung der Champions League im ZDF problematisch ist, und werden alle rechtlichen Möglichkeiten prüfen“, sagte am Dienstag Andreas Bartl, TV-Vorstand der ProSiebenSat.1-Gruppe.
Hintergrund ist der Vorwurf der „Privaten“, dass sich das ZDF durch ein hohes Gebot aus der Sponsoring-Verpflichtung der Europäischen Fußball-Union (Uefa) herausgekauft habe. Von 2013 an gilt im öffentlich-rechtlichen TV eine starke Sponsoringeinschränkung. Werbeeinblendungen der exklusiven Uefa-Sponsoren gehören bislang zu den TV-Übertragungen.
Auch die Zeitungsverleger in Nordrhein-Westfalen sind verärgert. Der Vorsitzende ihres Verbandes ZVNRW, Christian Nienhaus, forderte eine Neuformulierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunkauftrags und sprach von einem weiteren „Meilenstein auf dem Weg in die Kommerzialisierung des öffentlichen Rundfunks“. Ein Unterschied zum privat finanzierten Fernsehen sei immer weniger zu erkennen.
Das ZDF zeigte sich gelassen und freute sich über einen neuen Quoten-Garanten. Der Mainzer Sender darf 18 Spiele pro Saison live zeigen und überträgt immer mittwochs, zunächst ein Spiel mit deutscher Beteiligung. Wenn in der K.o.-Runde nur noch ein Bundesligist im Wettbewerb sein sollte, darf auch am Dienstag gesendet werden. Zu dem TV-Paket des ZDF zählen auch Zusammenfassungen anderer Begegnungen.
Das Zweite soll für die Free-TV-Rechte nach Angaben des Fachmagazins „Sponsors“ künftig 54 Millionen Euro pro Jahr zahlen, Sat.1 hingegen nur 40 Millionen Euro geboten haben. Die Pay-TV-Rechte für Europa und Champions League hat sich — angeblich ohne Konkurrenzangebote — erneut Sky für geschätzte 50 Millionen Euro jährlich gesichert.
Auch RTL hat das ZDF kritisiert. Tobias Schmid, bei RTL Bereichsleiter Medienpolitik, warf dem Sender Verschwendung von Gebühren vor: „Es ist faszinierend, wie das ZDF in Zeiten, in denen die Gesellschaft eine kritische Auseinandersetzung mit dem Umgang mit Gebühren fordert, das Geld mit vollen Händen raus wirft, um etwas anzubieten, was der Zuschauer längst hatte — und zwar ohne unsere Gebühren.“