Fußball „Richtungsweisendes Treffen“ der Proficlubs mit vielen Fragezeichen

Die Deutsche Fußball Liga hat den Profifußball bisher erfolgreich durch die Pandemie gesteuert. Nun treffen sich 14 der 18 Erstligisten und der HSV auf Initiative der Spitzenclubs - ohne offizielle Erklärungen.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Der „Frankfurter Kreis“ sorgt mit seiner Geheimsitzung für Unmut und Rätselraten im Profifußball. Das von Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge und den weiteren Spitzenclubs Borussia Dortmund, RB Leipzig, Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen initiierte „G 15“-Gipfeltreffen findet am Mittwoch (11.00 Uhr) im „Airport Club“ im Frankfurter Flughafen statt. Für die coronagerechte Durchführung sorgt Eintracht Frankfurt als Organisator. Offizielle Verlautbarungen gibt es weiter nicht.

Um was geht es?

Nach dpa-Informationen vor allem um die Gesamtlage und Zukunft des deutschen Profifußballs und nicht nur um die künftige Verteilung der TV-Gelder. Die finanziellen Sorgen der Proficlubs werden in der Pandemie immer größer, eine Rückkehr von Fans in die Stadien ist nicht in Sicht. Die Deutsche Fußball Liga steht vor einem Abschied des hoch geschätzten Geschäftsführers Christian Seifert - wenn auch erst 2022. Über seine Nachfolge entscheidet der DFL-Aufsichtsrat. Der Deutsche Fußball-Bund kommt auch unter dem neuen Präsident Fritz Keller nicht aus den Negativ-Schlagzeilen und kämpft inmitten der coronabedingten Probleme weiter mit Altlasten. Zudem gibt es Streit zwischen Keller und Generalsekretär Friedrich Curtius.

Wer ist bei diesem Treffen dabei und wer nicht?

Vertreten sind die Spitzenfunktionäre der Erstligisten um Meister FC Bayern und Initiator Rummenigge sowie der Zweitligist Hamburger SV. Ein Quartett fehlt aber: Der FSV Mainz 05 gehört neben dem FC Augsburg, Arminia Bielefeld und dem VfB Stuttgart zu den ausgebooteten Clubs. Dies darf durchaus als Denkzettel gewertet werden: Das Quartett hatte mit einem Positionspapier zu einer Neuverteilung der TV-Gelder ab der Spielzeit 2021/22 angeeckt. Dabei geht es um 4,4 Milliarden Euro aus den nationalen Medienerlösen, die bis nach Ende der Saison 2024/25 unter den 36 Proficlubs aufgeteilt werden. Nicht vertreten sind auch DFB und DFL mit seinem Geschäftsführer Seifert und Aufsichtsratschef Peter Peters.

Was sagen die Ausgeschlossenen?

Für den Mainzer Finanzvorstand Jan Lehmann ist dies ein „merkwürdiges Verhalten, wenn Teile der Liga ausgeschlossen“ würden. Selbst Frank Baumann als Geschäftsführer des Teilnehmers Werder Bremen meinte im „Kicker“: „In Anbetracht der aktuellen Herausforderungen und im Sinne der Solidarität hätten wir uns gewünscht, dass alle Bundesligisten eingeladen werden.“

Wie rechtfertigen sich die Teilnehmer?

Leverkusens Club-Chef Fernando Carro sieht abgesehen von den TV-Geldern eine ganze Reihe „sehr bedeutender Themen für die Verantwortlichen innerhalb der Bundesliga“. Er betonte: „Dialog ist wichtig, eine größtmögliche Einigkeit auch. Dazu wollen wir als Bayer 04 beitragen und haben dieses richtungsweisende Treffen mit vorangetrieben.“

Was sagt die Deutsche Fußball Liga?

Von DFL-Boss Seifert gibt es bisher keine Stellungnahme dazu. Jürgen Machmeier, Präsident des SV Sandhausen und Mitglied im DFL-Aufsichtsrat, erklärt: „Es ist legitim, dass sich Vereine treffen und einen Meinungsaustausch durchführen. Da müssen nicht zwangsläufig ein Aufsichtsrat oder alle Vereine dabei sein. Wichtig ist und bleibt, die Solidarität innerhalb der gesamten DFL.“

Woran entzündet sich weitere Kritik?

Bisher wurden alle Entscheidungen in der Pandemie vom Präsidium und vor allem der Mitgliederversammlung der DFL getroffen. Das jetzige Treffen findet außerhalb aller Gremien und Strukturen statt. Zudem fehlt jegliche Transparenz - vor allem über Inhalte. Und es wird von manchen als ominöse Parallelveranstaltung zur Taskforce „Zukunft Profifußball“ verstanden, in deren Arbeitsgruppen Personen aus verschiedenen Gesellschaftsbereichen vertreten sind. „Wir haben von diesem Treffen aus der Presse erfahren“, sagte Taskforce-Mitglied Helen Breit von der Faninteressensgemeinschaft „Unsere Kurve“. „Hier sehen wir die Initiatoren in der Pflicht, Aufklärung zu betreiben - Überschneidungen mit der Taskforce müssen transparent gemacht werden.“

(dpa)