3. Liga KFC macht zu wenig aus Chancen
Krefeld · Nach der 0:1-Niederlage gegen den VfB Lübeck hadern die Uerdinger mit liegengelassenen Chancen. Bereits zum vierten Mal in dieser Saison gelingt dem Fußball-Drittligisten kein Treffer.
Es gehört zu den Ritualen eines jeden Trainers im Fußballgeschäft, vor einem Spiel die Vorzüge des jeweiligen Gegners besonders hervorzuheben. Das soll zum einen als Warnung an die eigene Mannschaft dienen, zum anderen auch die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit dimmen. Manches ist dabei in der Tat von hohem Respekt für den Gegner geprägt, manches wirkt dagegen aber zeitweise auch etwas angestrengt.
Auch Rolf Landerl, Trainer des VfB Lübeck, hat am Sonntag gegen den KFC Uerdingen diesen Schachzug bedient: Uerdingen „habe eine hohe individuelle Qualität in der vordersten Reihe“, sprach der Wiener. Seine Verteidiger hätten sich da zu oft in Eins-gegen-Eins-Duelle verwickeln lassen, fügte er noch als Tadel an. Dass er diese Sätze als Gewinner nach einem 1:0-Erfolg seines Teams ausgeführt hatte, machte wiederum das Problem des KFC deutlich.
Die Krefelder hatten es zum vierten Mal in dieser Saison nicht geschafft, einen eigenen Treffer zu setzen, ihre von vielen Gegnern betonte individuelle Qualität in Tore und damit Punkte umzumünzen. „Diese Niederlage war total unnötig“, sagte Trainer Stefan Krämer verärgert. Gemeint war: Hätte seine Mannschaft aus der Überlegenheit im ersten Durchgang Profit geschlagen, wäre die vierte Saisonniederlage wohl nicht passiert. Doch die Problematik vor dem gegnerischen Tor bleibt bestehen.
Torerfolge sind auch in dieser Spielzeit eine Rarität. Sieben Treffer in neun Begegnungen sind wie schon in der Vorsaison ein zu niedriger Wert, um ganz oben mitzumischen. Das Team macht aus seinen guten Ansätzen zu wenig. Erst zielte der zentral-offensive Dave Gnaase aus guter Position zu hoch, dann traf Christian Kinsombi aus spitzem Winkel nur das Bein des Torhüters Lukas Raeder. Peter van Ooijen, dem die Fernsehregie wegen seiner kunstvollen Ballfertigkeiten sogar eine Wiederholung widmete, wie er an der Seitenlinie gleich drei Lübeckern das Nachsehen gab, knallte einen Schuss in guter Situation aber weit am Tor vorbei.
„Wir haben sehr gut angefangen mit sehr guten Möglichkeiten“, bilanzierte Torhüter Hidde Jurjus. Aber auch er musste eingestehen, dass die Mannschaft danach irgendwie den Faden verlor, das Spiel aus der Hand gab, nicht mehr so griffig agierte wie in den ersten 25 Minuten. „Die zweite Halbzeit war ganz schlecht“, monierte der Niederländer.
Nach der 1:0-Führung, einer der wenigen Nachlässigkeiten auf Uerdinger Seite in der ansonsten stabilen Defensive, zogen sich die Lübecker immer weiter zurück. Der KFC Uerdingen fand sich mit einer ungeliebten Lage konfrontiert. Angreifen gegen einen tief stehenden Gegner, der mit vereinten Kräften verteidigt, die Räume schließt, ein Kombinationsspiel im letzten Drittel fast unmöglich macht.
Der KFC rieb sich auf, traf falsche Entscheidungen oder verzagte im Abschluss. Immer wieder waren die Lübecker mit einem Bein zuerst am Ball. Krämers Zorn war deutlich spürbar: „Der Gegner braucht eine Aktion, um ein Tor zu schießen. Wir haben drei bis vier gute Möglichkeiten.“ Gerade nach dem Rückstand habe seine Mannschaft zu wenige Abschlüsse gesucht, keine Effektivität mehr gehabt. „Das Durchsetzungsvermögen hat gefehlt. Wir haben aus unseren Chancen zu wenig gemacht. Wir müssen bei der Effektivität deutlich zulegen.“
Auch muss sich die Mannschaft fragen lassen, warum sie nach starken 25 Minuten das Spiel aus der Hand gegeben hat, ihre Dominanz und den Schwung nach zwei Siegen in Folge gegen einen fußballerisch limitierten Gegnern nicht weiter ausübte. „Wir müssen mal sehen, warum es so ein großer Unterschied zwischen der ersten und zweiten Halbzeit gegeben hat“, regte Hidde Jurjus eine interne Analyse an.
Am Samstag kommt die Spielvereinigung Unterhaching zum Heimspiel nach Düsseldorf. „Dann müssen wir so anfangen wie heute und dann aber weitermachen“, forderte der Torhüter.