Ausgelassener Jubel: U 21-Kicker fahren zur EM
Luzern (dpa) - Die Jubelgesänge aus dem Kabinentrakt der U 21-Fußballer hatten Konzert-Lautstärke, Trainer wie Spieler waren nach dem eindrucksvollen 3:1 (3:0) im EM-Playoff-Rückspiel gegen die starken Schweizer mit Bier und Sekt überschüttet und mitten drin der Matchwinner: Lewis Holtby.
„Das ist Freude pur, totale Erleichterung“, krächzte der Kapitän in die Runde. „Man hat heute gesehen, dass er die Mannschaft nach Israel führen will“, kommentierte Trainer Rainer Adrion. Mit einem souveränen Sieg hat die DFB-Auswahl nach 2009 endlich wieder eine EM-Endrunde erreicht.
Und nach Holtbys Vorstellung soll es wieder ein erfolgreiches Turnier im nächsten Jahr in Israel werden. „Wir wollen Europameister werden.“ Auch der Schweizer Trainer Pierluigi Tami traut dem deutschen Team nach der famosen Qualifikation einiges zu. „Deutschland ist für mich bei der EM Favorit. Sie haben alle Gegner dominiert“, sagte der Coach. Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff war begeistert: „Es war beeindruckend, wie diese jungen Kerle diese Drucksituation gemeistert haben.“
Dabei hatten die Gastgeber die Vorteile auf ihrer Seite. Nach dem aus deutscher Sicht enttäuschenden 1:1 im Hinspiel schien die EM-Teilnahme fast verspielt. „Wir haben die richtige Antwort gegeben und gezeigt, dass wir eine geile Mannschaft sind“, sagte Lasse Sobiech, der mit seinem ersten Tor für die U 21 seinen Anteil hatte.
Vor Sobiechs 2:0 in der 20. Minute nach einem Freistoß von Holtby, hatte der Kapitän mit seinem Freistoßtor zum 1:0 nach acht Minuten selbst den Grundstein gelegt. Und den dritten Treffer von Sebastian Polter (45.) leitete Holtby ebenfalls ein. Im Hinspiel hatte der junge Schalker mit einem Patzer noch den Sieg verschenkt, jetzt hat er sein Team eindrucksvoll zur Endrunde geführt. „Wenn man kritisiert wird, muss man einfach da sein“, sagte er. Auch Torhüter Bernd Leno lobte die Vorstellung seines Kapitäns. „Man hat gesehen, dass er der Chef auf dem Platz ist. Er ist unheimlich wichtig für uns“.
Ein weiterer großer Gewinner ist Trainer Rainer Adrion, der seit drei Jahren im Amt ist und nach der verpassten EM 2011 nun mit seiner Auswahl die Endrunde erreicht hat. Ein erneutes Scheitern hätte dem DFB-Coach den Job kosten können. „Ich weiß gar nicht, was diese Trainerdiskussion soll“, meinte Adrion. „Wir haben zwei Jahre gute Arbeit abgeliefert und man hat den Siegeswillen dieser Mannschaft gesehen“, sagte der Coach.
Adrion hatte nach dem 1:1 von Leverkusen reagiert und seine Mannschaft auf vier Positionen verändert - dabei war wegen der Gelbsperre von Innenverteidiger Jan Kirchhoff nur eine Änderung nötig. Adrion beorderte Christoph Moritz nach fast zweijähriger Abstinenz als Stabilisator im Mittelfeld in die Startelf, wechselte die Angriffsspitze von Peniel Mlapa zu Sebastian Polter und brachte in Karim Bellarabi einen neuen offensiven Flügelspieler. Moritz machte seine Sache ordentlich, Polter traf zum 3:0 - nach einem Pass von Bellarabi, den Holtby freigespielt hatte. „Wir haben die Aufgabe gut gelöst. Wir sind in Israel dabei, das ist was zählt, sagte Adrion, dessen Vertrag nach der EM vom 5. bis 18. Juni ausläuft.
In der Stunde des Glücks waren die Gedanken auch beim schwer verunglückten Mitspieler Boris Vukcevic. Die Spieler feierten in seinem Trikot mit der „7“ und hoffen, dass sie ihrem Kameraden mit der Qualifikation irgendwie helfen können. „Ich wünsche mir, dass er bald wieder zu uns kommt“, sagte Holtby.