Ballack über Löw: „Man wird sich die Hand geben“

Mainz (dpa) - Nach seinem verkorksten Abschied aus der Nationalmannschaft hat Michael Ballack versöhnliche Töne angeschlagen und eigene Fehleinschätzungen eingeräumt.

„Die Zeit heilt Wunden. Heute sehe ich es natürlich auch mit anderen Augen“, sagte der frühere Kapitän der DFB-Auswahl im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF. Es seien „beide Seiten nicht ganz unschuldig“ an der damaligen Situation gewesen, meinte Ballack zum lange schwelenden Konflikt mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB).

„Ich war ja verletzt, habe lange warten müssen. Das Einzige, was ich hätte machen können, wäre vielleicht konsequenter zu mir gewesen zu sein und eher zurückzutreten“, ergänzte der Ex-„Capitano“ in einem Interview mit dem ZDF am Sonntag. „Aber ich wollte keinen voreiligen Entschluss treffen, den ich später bereut hätte, deshalb habe ich abgewartet“, blickte Ballack auf den Streit mit Bundestrainer Joachim Löw zurück. „Der Prozess hat sich dann wie Kaugummi hingezogen“ und Löw habe eben taktiert, meinte der 98-malige Nationalspieler.

„Man hätte es anders lösen können. Man wird sich über den Weg laufen, sich die Hand geben und es ausräumen“, erklärte Ballack weiter. Der 35-Jährige war vor der WM 2010 in Südafrika wegen einer schweren Sprunggelenksverletzung ausgefallen. Im vergangenen Juni teilte Bundestrainer Löw Ballack mit, dass er nicht mehr mit ihm plane. Gegen Brasilien im August in Stuttgart sollte Ballack verabschiedet werden, das lehnte er jedoch ab. „Ein Abschiedsspiel hätte ich ja nicht bekommen, sondern ein abschließendes Freundschaftsspiel, wo ich hätte mitspielen können“, sagte Ballack.

Der Mittelfeldspieler, dessen Vertrag bei Bayer Leverkusen zum Saisonende ausläuft, will seine Karriere nun außerhalb der Bundesliga fortsetzen. „Das Feuer brennt noch, so lange ich Spaß habe und körperlich gut beieinander bin, suche ich die Herausforderung“, sagte er. „Die Entscheidung wird sicher erst nach der Saison fallen.“

Ballack bestätigte erneut sein Interesse an einem Engagement in den USA: „Es gab schon Gespräche.“ In der nordamerikanischen Profiliga spielen auch seine früheren DFB-Teamkollegen Torsten Frings (Toronto) und Arne Friedrich (Chicago). Ballacks Berater Michael Becker hatte kürzlich gesagt: „Ich bin sicher, dass man Michael irgendwo in der MLS zusehen kann.“