WM-Quali Behutsame Rückkehr des DFB-Abwehrchefs Boateng

Belfast (dpa) - Die Haare jugendlich blondiert, den Blick beim Interview zum Boden gesenkt und die Stimme wie oft recht leise.

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Bei seiner Rückkehr in die Fußball-Nationalmannschaft nach einer langen Leidenszeit mit mehreren Verletzungen hätte man Jérôme Boateng fast für einen schüchternen Länderspiel-Neuling halten können. „Ich freue mich, dass ich dabei sein kann und darf und fühle mich absolut dafür bereit“, sagte der Weltmeister und schwärmte von einem freundschaftlichen, familiären Empfang im für ihn natürlich wohlvertrauten DFB-Zirkel.

Genau zwölf Monate nach seinem 67. und bislang letzten Länderspiel in Hannover beim 2:0 gegen Nordirland ist Boateng zurück im Kreis der Nationalmannschaft. Der Zufall will es, dass es am Donnerstag (20.45 Uhr) in Belfast wieder gegen die beinharten Briten geht. Und Bundestrainer Joachim Löw setzt gleich wieder auf seinen lange ausgefallenen Abwehrchef. „Jérôme hat mir siganlisiert, dass er sich gut fühlt. Meine Idee ist, dass er von Beginn an spielt“, sagte Löw.

Auf einen Einsatz öffentlich zu pochen, wäre Boateng aber nicht in den Sinn gekommen. „Ich habe immer gesagt, dass ich ein paar Wochen brauche, um wieder auf ein Top-Niveau zu kommen.“ Insofern ist das nun doch rasche Startelf-Comeback eine Überraschung. Ein halbes Dutzend Innenverteidiger hat Löw beim Abschluss der WM-Qualifikation dabei. Mats Hummels ist gesetzt. Antonio Rüdiger, Niklas Süle, Matthias Ginter und Shkordan Mustafi punkteten während Boatengs Abwesenheit unter anderem im Sommer beim Confed-Cup-Erfolg.

Auch für Löws Assistenten Thomas Schneider ist klar, dass Boateng noch nicht wieder in Topform sein kann: „Er wird noch eine Zeit lang brauchen.“ Das habe man auch beim Münchner 2:2 gegen Hertha BSC am vergangenen Sonntag gesehen, „dass noch etwas fehlt“. Aber: „Wenn er fit und in Form ist, ist Jérôme einer der besten Innenverteidiger, die es auf diesem Planeten gibt“, betonte Schneider.

Hinter Boateng liegen harte Monate. Nach dem Muskelbündelriss im rechten Oberschenkel im EM-Halbfinale gegen Frankreich (0:2) absolvierte er nur zwei der 17 Länderspiele. „Es ist immer schwer, wenn man den anderen Jungs zuschauen muss. Hier zu sein, darauf habe ich auch die ganze Zeit hingearbeitet, nicht nur für den Verein, sondern auch die Nationalmannschaft“, sagte der Bayern-Verteidiger.

Über die Krise bei seinem Münchner Heimatclub will der 29-Jährige in den Tagen beim DFB-Team nicht reden. Fragen hierzu werden bei dem Gespräch am Rande des Trainingsplatzes vom DFB untersagt. Einblicke in seine persönliche Leidenszeit gibt er aber schon. „Erstmal ist es unglücklich und man denkt natürlich darüber nach. Warum ist das schon wieder passiert?“, erzählte Boateng von seinen Gedanken, als im Dezember des Vorjahres der Brustmuskel operiert werden musste und im Mai die nächste Verletzung am rechten Oberschenkel folgte.

Boateng begab sich auf Ursachenforschung und deutet im Nebensatz an, dass die Regenerationszeiten möglicherweise nicht ausreichten. „Dem bin ich hinterhergegangen und habe mich jetzt zurückgekämpft und habe auch mal die Zeit bekommen. Jetzt möchte ich es so gut wie möglich umsetzen, was ich mir erarbeitet habe.“ Erklärungen für die Verletzungsmisere gäbe es sicher mehrere. Nicht jeder müsse alle kennen, ergänzt er. Aber: „Es liegt hinter mir.“