1:2-Niederlage in Hannover: Der Rausch ist verflogen
Mönchengladbach verliert erstmals in der Saison zwei Spiele in Folge. Und Trainer Lucien Favre fühlt sich nach dem 1:2 bestätigt.
Hannover. Das Schöne am Spektakel Fußball sind neben den Emotionen die Fakten — Sieg, Niederlage oder Remis. Aber dann wird es meist richtig kompliziert. Schließlich muss man das ja dann alles erklären, vor allem bei einer Niederlage. Gladbachs Torhüter präsentierte nach dem 1:2 (0:0) bei Hannover 96 die präzisesten Ansätze.
„Hannover hat zwei Chancen und macht zwei Tore. Das ist auch Qualität. Wir haben zwei Mal geschlafen. Dafür wird man be-straft“, sagt Marc-André ter Stegen, der es lange nicht gewohnt war, zwei Gegentore zu kassieren. Jetzt passierte ihm das und seiner Mannschaft im zweiten Spiel in Folge nach dem 1:2 gegen Hoffenheim.
Das 1:2 in Hannover ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Für Hannover, weil mit diesem Dreier, wie Trainer Mirko Slomka freudig feststellte, „wir an allen vorbeigezogen sind, die 40 Punkte haben“. Hannover, das diesen Erfolg und 41 Punkte schnell abhakte, und auf das Rückspiel am Donnerstag in der Europa League fokussiert ist, bleibt nach den Toren von Ya Konan (57.) und Diouf (76.) und dem Gegentor von Havard Nordtveit (78.) als einziger Bundesligist in Heimspielen ungeschlagen, untermauert nachhaltig seine Ambitionen auf Europa. Um die drei Plätze für die Europa League verspricht der Endspurt in der Liga ein mächtiges Gerangel zwischen Hannover, Stuttgart, Bremen, Leverkusen und Wolfsburg.
Für Gladbach bedeutet diese Niederlage die Ankunft in der rauen Realität der Liga, abseits aller Leichtigkeit und spielerischen Brillanz, die nach dem fulminanten Rückrundenstart mit vier Siegen und einem Unentschieden die Mannschaft durch die Liga schweben ließ. Sechs Spiele später mit nur fünf Punkten, aber drei Niederlagen darf sich vor allem Trainer Lucien Favre bestätigt fühlen. Er hatte während Gladbachs Höhenrausch stets gemahnt, Bodenhaftung zu bewahren: „Wir dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen.“
Aber ein Rezept gegen die Formdelle, die sich in einer extrem hohen Fehlpass-Quote im Spielaufbau dokumentiert, hat auch der Schweizer nicht. Man müsse die fünf bis zehn Prozent, die am Leistungslimit fehlten, wieder wecken, es sei eine Frage des Vertrauens in die eigene Leistung. „Und der Kopf ist eine wichtige Sache“, sagte Favre, ohne bitterernst dabei dreinzuschauen.
Favre weiß, dass er die Lockerheit vorleben muss. Das ist sein Selbstverständnis. „Wir müssen arbeiten und Ruhe bewahren.“ Am ärgsten findet er, dass seine Mannschaft spielerisch nicht mehr so überzeugend agiert. „Das ist mein kleines Problem“, sagte er und lächelte dabei.