2008 – ein erstklassiges Jahr!

Die Borussia hat gute Chancen, im Mai den direkten Wiederaufstieg in die 1. Liga zu schaffen.

Mönchengladbach. "Das wäre doch gelacht, wenn Borussia nicht aufsteigt", hat Günter Netzer, einer der weltweit mächtigsten Fußball-Macher, jüngst in einem Fernsehinterview gesagt, und selbst der sonst eher auf Understatement bedachte ehemalige Bundestrainer und Ex-Borusse Berti Vogts - jetzt in Diensten des nigerianischen Fußball-Verbandes - ließ sich zu der Aussage hinreißen, dass der Herbstmeister der 2. Fußball-Bundesliga zu den Aufsteigern gehöre.

Auf solche Nettigkeiten aus der Ferne reagieren Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Christian Ziege und Cheftrainer Jos Luhukay eher zurückhaltend. Das Erfolgsduo an der Spitze des Traditionsvereins ist erst einmal froh, dass der Aufbau einer neuen Mannschaft so reibungslos vonstatten gegangen ist und diese, allen Unkenrufen zum Trotz, die erste Etappe auf dem Weg zurück in die Bundesliga bewältigt hat: Platz eins, 36 Punkte, nur einmal verloren, sechs Punkte Vorsprung auf Rang vier plus besseres Torverhältnis - beste Voraussetzungen also, um die Konkurrenz auf Distanz zu halten und im Mai ein "Sommermärchen" wahr werden zu lassen.

"Daran verschwende ich keinen Gedanken. Das ist noch viel zu weit weg", sagt Jos Luhukay im Gespräch mit unserer Zeitung, "mein nächster Fixpunkt ist der Trainingsauftakt am 3. Januar, das Trainingslager in Spanien, die Testspiele und dann der 1. Februar. Der Rückrunden-Auftakt gegen den 1. FC Kaiserslautern ist ein sehr wichtiges Spiel für den weiteren Saisonverlauf. Auf diesen Tag bereite ich die Mannschaft akribisch vor."

Die beeindruckende Leistung der Gladbacher nach dem Abstieg hat auch das Publikum nicht kalt gelassen. Im Gegenteil: Fast 40000 Zuschauer kamen im Schnitt. Angesichts der neun Heimspiele nach der Winterpause und der Chance, das Fußball-Unterhaus gleich im ersten Versuch wieder zu verlassen, könnte es noch einmal einen Boom geben. "Wir haben mit 29 000 im Schnitt kalkuliert, jetzt werden es wohl mehr als 40 000", freut sich Geschäftsführer Stephan Schippers.

Die erste Jahreshälfte 2007 ist längst vergessen, der Abstieg ad acta gelegt und die Tränen getrocknet. Spieler wie Insua, Degen, Sonck, Delura oder Thijs, die das VfL-Budget überstrapaziert haben, sind über alle Berge. Und letztlich hatte auch der Weggang von Marcell Jansen in die Fußball-Metropole München sein Gutes: 11 Millionen Euro brachte der Wechsel. Eine Summe, die der VfL gut angelegt hat. Es kamen neue Spieler - mit bescheideneren Ansprüchen und vernünftigen Ansichten. Profis, die kommunikativer und erfolgsbesessener sind als ihre Vorgänger.

Sascha Rösler zum Beispiel, ein cleverer Stratege auf dem Platz. Oder Patrick Paauwe. Vielleicht nicht so mitreißend wie Rösler, prägt er als "Sechser" vor der Abwehr das Gesicht der Borussia. Oder Rob Friend. Anfangs belächelt ob seines holprigen Stils, bewunderten seine Kritiker schon bald die pfiffige Art, mit der dem Kanadier Tore gelingen. Nicht zu vergessen Oliver Neuville. Das Comeback des Nationalspielers nach langer Verletzungspause geht einher mit dem Schub der Mannschaft. Beispiele, die sich beliebig fortsetzen lassen.

16 Profis haben die Borussia nach dem zweiten Abstieg in der 42-jährigen Bundesliga-Geschichte verlassen, elf kamen hinzu, und mit Ausnahme des früh verletzten Sebastian Schachten waren sie alle auf Anhieb präsent. Anfangs noch verunsichert, einmal sogar total von der Rolle (1:4 in Mainz) bestimmen die Gladbacher seitdem das Tempo in der Zweiten Liga, in der sie seit 14 Begegnungen nicht mehr verloren haben. Und dass der Höhenflug weitergehen möge, ist der Wunsch der großen Fangemeinde der Borussia für 2008, damit sich der Traum vom direkten Wiederaufstieg erfüllt.