25 Jahre Fanprojekt der Borussia: „Gewaltbereite haben keine Chance“
Das Fanprojekt der Borussia wurde 25 Jahre alt. Die WZ sprach mit Geschäftsleiter Fanbetreuung Matthias Neumann.
Mönchengladbach. Großer Bahnhof im Fanhaus an der Gladbacher Straße: Am Dienstag beging das Fanprojekt Mönchengladbach in einer Feierstunde sein 25-jähriges Bestehen. Einer der handelnden Personen in dessen Reihen ist Matthias Neumann. Wir sprachen mit dem Geschäftsleiter Fanbetreuung über die Arbeit des Fanprojekts, die gelungene Heimpremiere des Bundesligisten Borussia Mönchengladbach und die Vorbereitungen auf den Jubiläumsball im Oktober.
Die Zuschauer beim 3:0-Sieg gegen Hannover waren begeistert wie lange nicht, und auch in der Nordkurve steppte der Bär.
Neumann: Das kann man wohl sagen. Die Jungs auf dem Rasen haben das aber auch klasse gemacht, vor allem das neue Trio ist fantastisch. Von Raffael, Kruse und Kramer werden wir noch viel Gutes sehen. Und dann lief auch nach dem Abpfiff noch „Die Seele brennt“, eines unserer Vereinslieder. Das war Gänsehaut-Feeling.
Nach der Gründung des Fanprojekts Borussia Mönchengladbach am 20. August 1988 wuchs die Nordkurve, wo seit Jahr und Tag der harte Kern der Gladbach-Anhänger versammelt ist, noch enger zusammen. Auch die Nähe der Fans zum Verein hat seitdem an Bedeutung gewonnen. Wie lautet Ihr Fazit?
Neumann: Borussia Mönchengladbach war ja der erste Verein in der Bundesliga, der die Zeichen der Zeit erkannt hat und einen Fanbeauftragten einstellte. Die Interessengemeinschaft der Fanclubs wurde von den damals aktiven Fanclubs ins Leben gerufen und hat sich von Anfang an selbst organisiert. Ein bleibender Verdienst des damaligen Managers Helmut Grashoff und des Fan-Pioniers Theo Weiss. Unterm Strich ist das Fanprojekt zu einer Erfolgsgeschichte geworden. Die Zusammenarbeit zwischen Fans und Verein basiert auf Vertrauen und Offenheit.
Die Zahl der Mitglieder des Fanprojekts ist ständig angestiegen. Zum Auftakt vor 25 Jahre waren es 50, jetzt sind es rund 6500. Was sind die Hauptaufgaben?
Neumann: An erster Stelle stehen die Belange unserer Anhänger. Das ist der Historie geschuldet. Von Fans für Fans, so lautet ja auch unser Motto. Für die haben wir immer ein offenes Ohr. Die Organisation von Auswärtstouren nimmt natürlich besonders viel Platz ein. Wir kümmern uns aber auch um Jugendliche im Jugendzentrum „De Kull“, leisten Lobbyarbeit und tauschen uns von Fall zu Fall mit den verschiedensten Organisationen, beispielsweise der Polizei oder Bahn, aus. Nicht zu vergessen die zahlreichen Choreographien in der Nordkurve.
Gewalt und Rassismus bei Fußballspielen sorgen immer wieder mal für negative Schlagzeilen, wie jetzt am Wochenende in München geschehen.
Neumann: Wir beobachten die Szene genau, achten auf Strömungen und Entwicklungen in unserer Kurve. Was am Wochenende bei München 60 in der zweiten Liga passiert ist, als ein Ingolstädter Profi wegen seiner Hautfarbe von Zuschauern aufs Übelste beschimpft wurde, ist abscheulich und darf nicht passieren. Gewaltbereite Fans haben bei uns keine Chance, und wir verpönen Rassismus in jeglicher Form.
Im vorigen Jahr betrat Borussia Mönchengladbach nach 16-jähriger Abstinenz wieder die internationale Bühne. Welche Bedeutung hatte dies für das Fanprojekt?
Neumann: Es war fantastisch. Wir hatten natürlich organisatorisch richtig viel Arbeit, wurden aber auch üppig belohnt: So war das Zusammentreffen der Borussen-Fans an der Spanischen Treppe in Rom beim Spiel gegen Lazio ein unvergessener Moment.
Es gab aber auch Einschnitte, wie das Ende der Bökelberg-Ära. Wie haben Sie den Wechsel in den Borussia-Park erlebt?
Neumann: Am Anfang war es schwer zu verkraften. Der Gewöhnungsprozess hat lange gedauert. Wichtig war für uns, dass die Stehplatzkultur nicht angetastet wurde. Wir haben, wie am Bökelberg, Block 16 für uns. Nordkurve bleibt Nordkurve.
Im kommenden Jahr jährt sich der spektakuläre Umzug vom Bökelberg in den Borussia-Park zum zehnten Mal. Was ist geplant?
Neumann: Wer uns kennt, weiß, dass wir bei solchen Anlässen sehr unternehmungslustig und ideenreich sind. Uns wird etwas einfallen. Aber eins nach dem anderen. Zunächst freuen wir uns auf unseren Oktober-Ball zum 25-jährigen Bestehen des Fanprojekts in der Business-Lounge im Borussia Park.