Alarmstimmung in Gladbach - Frontzeck unter Druck
Mönchengladbach (dpa) - Wütende Fans, wenig Punkte und ein wankender Trainer - bei Borussia Mönchengladbach wächst nach der 1:2 (1:0)-Heimschlappe gegen Hannover die Angst vor dem dritten Bundesliga-Abstieg nach 1999 und 2007.
Nur langsam und widerwillig bewegten sich die Profis des Altmeisters Richtung Fantribüne. „Wir haben die Schnauze voll“, skandierte der Anhang voller Ärger. Das Trauerspiel ging auch Max Eberl sichtlich nahe: „Nach solch einer Partie hat man keine Argumente auf seiner Seite und es fällt schwer, noch Hoffnung zu verbreiten“, klagte der Sportdirektor des Tabellenletzten.
Der achte vergebliche Versuch, in dieser Saison ein Heimspiel zu gewinnen, verschlechterte die ohnehin bedenkliche Ausgangslage. Immerhin sechs Punkte liegt der rettende 15. Rang bereits entfernt. Dennoch weigert sich die Vereinsführung noch immer, mit branchenüblichen Mitteln auf die Talfahrt zu reagieren.
„Wenn es nun keine exorbitanten Ergebnisse gibt, werden wir mit Michael Frontzeck in die Rückrunde gehen“, sagte Eberl bei Sport1. Der Sportdirektor setzt weiter auf Kontinuität: „Wir sind weit davon entfernt, unser Konzept zu überdenken. Alles über den Haufen zu werfen, das ist bei uns in den vergangenen Jahren oft genug passiert.“ Und auch der Fußball-Lehrer sah keine Veranlassung, von sich aus die Konsequenzen zu ziehen: „Das kann ich ausschließen. Aber es ist für alle, die mit Gladbach zu tun haben, eine schwere Belastungsprobe. “
Nur für kurze Zeit durften die Borussen dank des Führungstreffers von Michael Bradley (13.) vom ersten Erfolg im Borussia-Park seit dem 9. April träumen. Doch nach dem dummen Platzverweis von Raul Bobadilla (43.) verloren sie den Faden. Das nutzten die Norddeutschen zum vierten Sieg in Serie: Mit einem Doppelschlag des kurz zuvor eingewechselten Mike Hanke (73.) und von Didier Ya Konan (75.) setzten sie ihren Höhenflug fort. „Wir stehen wunderbar da. Aber wir können nun nicht anfangen, von europäischen Wettbewerben zu träumen“, befand Trainer Mirko Slomka.
Keine fünf Monate ist es her, als Slomka in einem ähnlichen Dilemma wie sein Gegenüber Frontzeck steckte. Mit einem 3:0 zum Saisonabschluss in Bochum entging Hannover in letzter Minute dem drohenden Abstieg. Seither hat die Mannschaft eine verblüffende Entwicklung vollzogen. In reifer und geduldiger Manier wartete sie in Mönchengladbach auf ihre Chance und schlug im entscheidenden Moment eiskalt zu.
Es passt ins Bild von einer Erfolgsgeschichte, dass der von Slomka lange Zeit auf die Bank verbannte Hanke sein bereits drittes Jokertor in Serie erzielte. „Ich bin glücklich, heute etwas länger gespielt zu haben. Der Trainer macht alles richtig. Da kann ich keine Ansprüche auf einen Stammplatz stellen“, kommentierte der Angreifer.
Den Weg zum Sieg der Gäste ebnete aber jemand, der das Trikot des Gastgebers trug. Im Zweikampf mit Sergio Pinto ließ sich Raul Bobadilla zu einer Tätlichkeit hinreißen und sah nach einem Tritt gegen den am Boden liegenden Gegner zwei Minuten vor der Pause zu Recht die Rote Karte. Diese Disziplinlosigkeit wird dem Argentinier nicht nur eine Sperre durch den Verband, sondern auch eine Strafe des Vereins einbringen. „Das war für uns alle ein Schlag ins Gesicht. Der Verein wird eine drastische Strafe aussprechen - mindestens eine Geldstrafe“, kündigte Eberl an.