O wie "Otto" Kleff: Witzbold und Sympathieträger

Mönchengladbach. "Man braucht doch nur auf die Tabelle zu schauen, da erübrigt sich jeder Kommentar." Der ehemalige Torwart Wolfgang Kleff macht sich im Moment Sorgen um seinen Verein.

Gleichwohl ist er felsenfest davon überzeugt, dass die Borussia noch die Kurve kriegt: "Das Potenzial ist vorhanden."

Wichtig sei, dass die Mannschaft von Michael Frontzeck ihre Angst abstreift und das Spiel mit Moral und Selbstbewusstsein angeht. "Im Übrigen hat Christofer Heimeroth im Tor mein ganzes Vertrauen. Er wirkt auf mich stabiler denn je."

Mit der Nationalmannschaft klappt es nicht - wegen Sepp Maier Wolfgang Kleff, der heute 64 Jahre alt wird, war einer der ganz Großen des deutschen Fußballs, exzellente Strafraumbeherrschung und blitzschnelle Reflexe zeichneten ihn aus. Dass ihm eine internationale Karriere als Nationaltorwart versperrt blieb, lag allein an Sepp Maier, der schon ein gestandener Bundesligaspieler war, als Borussia Mönchengladbach und Keeper Kleff Ende der 60er Jahre in der Liga Fahrt aufnahmen.

Kleff ist guter Dinge an diesem Novembertag und schüttelt in der Sportsbar des Borussia-Parks so manche Hand - Kleff, der Witzbold und Sympathieträger. "Deutschland hat mir zu verdanken, dass wir 1974 Weltmeister geworden sind. Ich hab’ ja nicht mitgespielt", scherzt er im Gespräch mit unserer Zeitung.

In 321 Bundesliga-Partien hütete Kleff das Tor des VfL. Vor drei Jahren stand der sechsmalige Nationalkeeper - dessen Spitzname Otto rührt von seiner verblüffenden Ähnlichkeit mit dem ostfriesischen Blödelstar her - sogar noch einmal für den VfL Rheinbach (Landesliga) zwischen den Pfosten. "Er kann’s halt nicht lassen", sagte sein Freund Rolf Gröne damals.

Doch dann kam der Schlaganfall, und seitdem leidet Kleff unter Herzrhythmusstörungen "Jetzt geht es mir aber wieder gut. Ich habe Glück gehabt und bin den Ärzten dankbar für ihre Leistung, vor allem in der Uniklinik Marburg." Im Brustbereich wurde ihm kürzlich ein Defibrillator eingepflanzt: "Der springt sofort an und sorgt für gezielte Stromstöße, falls mein Herz kurzzeitig aussetzen sollte."

Kleff wurde, wie Berti Vogts und Horst Köppel, fünfmal mit der Borussia Deutscher Meister. "Ach ja, die legendäre Fohlen-Elf, das war schon eine traumhafte Zeit mit Hennes Weisweiler. Er hat mir immer Rückendeckung gegeben, und ihm habe ich alles zu verdanken."

Seit kurzem ist Kleff wieder bei der Borussia angestellt. Er betreut bei Heimspielen die Vips im Logenbereich. Darüber hinaus bereitet ihm die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in der Fohlen-Fußballschule des VfL viel Freude: "Das ist eine dankbare Aufgabe." Zudem engagiert sich er sich im sozialen Bereich für die "Aktion Lichtblicke".